Dies ist unser letzter Tag mit Auto und das nutzen wir natürlich noch aus. Nach dem Frühstück fahren wir auf die andere Seite der Insel. Es handelt sich auch hier um den Kamari Beach, er zieht sich über ein ganzes Stück die Ostküste Santorins entlang.
The Black Beach
Der Sand ist schwarz, da es sich hier um Vulkangestein handelt. Hier weht ein kräftiger Wind und bis auf eine weitere Person, die verbissen ihr Badetuch festzuhalten versucht, sind wir die einzigen weit und breit.

Nein, halt! Stimmt nicht. In der Ferne kann man einigen coolen Kitesurfern bei ihren gewagten Sprüngen zusehen.
Der feine, schwarze Sand fühlt sich angenehm an. Hin und wieder rollte eine Welle weit heraus und schwappt über meine nackten Füße.

Wir machen einige Fotos und Videos und fahren dann weiter Richtung Amoudi, einem kleinen Dorf unterhalb von Oia. Auch dort wurde, vor doch einigen Jährchen ein Foto vom mir, in einem T-Shirt meiner neuen, alten, großen Liebe (dazu schreib ich irgendwann ein Buch, glaub ich) geschossen. Dieses Shirt gibt es tatsächlich noch immer und natürlich haben wir es für unsere Retrospektive mitgenommen.
Auf dem Weg dorthin kommen wir an einer wunderschönen Strandbar vorbei. Mit getrockneten Palmblättern gedeckten Sonnenschirme, gemütlichen Liegen, Sonnensegel und einer….einer Schaukel!

Durch das offene Autofenster ist coole Lounge-Musik zu hören. Ich kann meinen Blick von diesem Ort fast nicht abwenden und während wir daran vorbeifahren, verrenke ich mir fast den Hals.
„Dort war sogar eine Schaukel!“ versuche ich meinen dringenden Wunsch, den Rest meines Lebens in dieser Strandbar zu verbringen, zu vermitteln. „Aha..“ ist die Antwort meiner neuen, alten, großen Liebe (ein Buch, ja ich weiß).
Ich sollte vielleicht an meiner Kommunikation arbeiten. Die Erwähnung einer Schaukel mit meinen leuchtenden Augen war wohl zu wenig Hinweis.
Ich fühle mich gerade unverstanden und tue mir selbst leid.
Reiß dich zsam, Mädel!
Und dann… sag ich was ich will. Nämlich in dieser Strandbar chillen, Cocktails schlürfen und die Strandliegen genießen. Ich will die Musik hören, die Leute beobachten und…schaukeln!
Meine neue, alte, große Liebe (dazu schreib ich vielleicht irgendwann mal ein Buch) schaut mich entgeistert an. Die Lautstärke meiner Forderung mit tränenerstickter Stimme war wohl doch ein bissl zu theatralisch. Nun ich arbeite an mir. Endlich hab ich mal den Mund aufgemacht. Das muss ich üben, ist eigentlich ein gutes Gefühl!
Ok, also wir fahren jetzt mal nach Amoudi und kommen dann hierher zurück. Ich freu mich. Ja, ok!
Aber zuerst wuzeln wir uns im Stau nach und durch Oia und parken in einer Autolücke am Straßenrand. Dann marschieren wir bergab zum kleinen Hafen von Amoudi.
Hier unten ist was los! Nun, das konnte man sich ja auch beim Anblick der kilometerlangen, geparkten Autoschlange denken. Wir werden von einigen schönen, großen, brechend vollen Restaurants empfangen. Es durftet herrlich und man hört die Wellen an die Küste schlagen. Eine leichte Brise spielt mit meinen Haaren. Wir gehen weiter und gleich darauf taucht unser gesuchter Punkt auf. Unverkennbar!
Während mein Kameramann versucht den Winkel und die Höhe der damaligen Aufnahme festzustellen, schlupf ich in das mitgebrachte T-Shirt. Ich muss vorsichtig sein, das gute Stück ist bereits schon recht fadenscheinig und porös. Auf keinen Fall will ich es ruinieren.
Kann losgehen!
Fertig adjustiert lehne ich mich wie damals an eine Seite eines steinernen Durchgangs. Wieder befolge ich die gerufenen Anweisungen. Den rechten Arm höher, nicht so hoch! Die Hüfte verdrehen, das rechte Knie abwinkeln.
Ich hebe, drehe und winkle ab. Korrigiere, bei Bedarf und versuche in diesem doch bereits recht formlosen Shirt halbwegs gut auszusehen. Die Leute schauen, es ist uns egal.


Dann sind wir fertig, ich schlüpfe aus dem großen Leiberl und nehme wieder weibliche Formen an.
Was gibts dort drüben?
Wir sind neugierig und wollen ans andere Ende des Hafens. Dafür muss man direkt bei den essenden und trinkenden Gästen vorbei. Man bewegt sich zwischen den Tischen hindurch. Die Gäste lassen sich durch den kaum abreißenden Fußgängerstrom, denn wir sind natürlich auch hier nicht allein unterwegs, nicht stören, plaudern und lachen. Die Speisen und Getränke sehen sehr gut aus.
Meine neue, alte, große Liebe (Ein Buch?….ach, ich weiß nicht…) meint aber, dass wir hier ja eh nix essen wollen und marschiert mit großen Schritten weiter. Ich hinterher, das felsige Hafenende sieht ja wirklich interessant aus.


Dort angekommen kraxeln wir ein bisschen herum, ein wirkliches Highlight gibt es dort (bis auf mich) aber nicht.

Wir gehen zurück und setzen uns dann doch noch auf ein Getränk in eines der Lokale. Schön ists da. Trotz der Größe des Restaurants und der vielen Besucher kann man hier gut entspannen.

Nach den Erfrischungen brechen wir aber auf, gehen zum Auto und fahren wir versprochen zu „meiner“ Bar zurück.
Die Bar
Die Strandbar besteht zusätzlich aus einem Gebäude, dessen Wände teils gar nicht vorhanden sind. Darin stehen Tische mit Stühlen und Bänken, eine wunderschöne Bar, geknüpfte Strohlampenschirme und einer Lounge-Musik zum Niederknien. Das Ambiente ist sehr modern, edel und gemütlich.

Wir bekommen einen Tisch für zwei und ich bestelle bei einem ausgesucht höflichen jungen Mann in Servicekleidung einen „Santorinian Salad“ mit Brot und einen Aperol. Mein fast sprachloser Begleiter ein Bier. Ich fühle mich hier sehr wohl. Es ist chillig „in a cool atmosphere“. Ja, hier wollte ich her und danach an den daneben liegenden, dazugehörigen Strand mit Liegen, Schirmen und natürlich…der Schaukel.
Ich blicke in die völlig verwirrten Augen meines Gegenübers. Was ist los?
Nichts ist griechisch!
Das hier hat ja wohl gar nichts mit griechischer Tradition zu tun! Weder das Flair, noch die Musik, geschweige denn das Angebot der Speisen und deren Preise! Er ist außer sich.
Ja, ich muss ihm recht geben. So eine Bar könnte man wohl auch in Spanien, oder Frankreich finden. Wirklich griechisch ist da nix, aber das ist mir im Moment eigentlich völlig egal.
Ich beschließe mich da nicht mit runterziehen zu lassen und beobachte die im Luftzug leicht schwankenden Strohlampenschirme.
Dann kommen unsere Getränke und bald darauf der Salat mit dem Brot.

Eine wunderschöne, große, bis oben hin gefüllte Holzschale mit selbstgemachtem Brot wird sehr dekorativ vor unseren Nasen abgestellt. Beides schmeckt herrlich und die Menge ist nur zu zweit zu bewältigen.
Die Stimmung meines Gegenübers bessert sich etwas und mit den nächsten Getränken in der Hand suchen wir uns außerhalb des Gebäudes zwei gemütliche Liegen.
Eine Hochzeitsgesellschaft hat fast vollständig dieses Areal übernommen. Auch bei der Schaukel tummeln sich die Gäste. Das ist mir im Moment egal, ich hab hier einen schönen Platz, schau aufs Meer und halte einen riesigen Aperol in meinen Händen.

Ich grins, ja so soll es sein, so kann es bleiben! Auch hier ist die coole Musikuntermalung zu hören und hübsche, junge Kellner hirschen von hier nach da.
Leider bläst starker Wind über diese in Stroh, Holz und Makramee gekleidete Oase.
Sie sind wohl taub.
Ich versuche mich mit herrlichem Aperol im Mund auf meiner Liege zu entspannen und frage mich wieder einmal, ob kleine Kinder ein Problem mit ihrem Gehör haben. Zwei kleine Menschen turnen direkt neben uns auf zwei leeren Liegen herum und brüllen sich gegenseitig so laut an, dass man sie wohl auch noch in der Bar hinter uns im Gebäude „genießen“ kann.
Auch andere Gäste fühlen sich gestört und schauen sich genervt um. Endlich kommt jemand von der Hochzeitsgesellschaft und stellt den Lärm mit Eis in den Händen ab. Danke!
Jetzt ist wieder die Lounge-Musik zu hören und es tritt allgemeine, spürbare Entspannung ein. Die Hochzeitsgesellschaft packt zusammen und verlässt im Rudel die Strandbar. Dafür hier nochmals ein herzliches „Danke schön!“
Unsere Getränke sind leer und der ständige, starke Wind wird auf Dauer unangenehm. Bei der Schaukel ist niemand mehr. Ich schnapp mir meine Tasche und werfe sie, Areal markierend, beim Objekt meiner Begierde auf den Boden. Meins!
Und dann… schaukle ich. Das romantische Gefühl, das ich mir, warum auch immer, dabei erwartet habe, stellt sich nicht ein. Trotzdem macht es Spaß und meine neue, alte, große Liebe (Ein Buch, ihr habts ja recht, ein Buch muss her!) ist wieder so weit so gut aufgelegt um mich zu fotografieren und zu filmen.

Dann machen wir uns an die Heimfahrt. Besorgen uns noch, bevor wir in unser Hotelzimmer gehen beim Supermarkt Brot, Käse und Oliven und lassen den Tag entspannt am Balkon ausklingen.
Und während wir quatschen und auf die Palmwedel vor uns blicken, bekomm ich ein WhatsApp von meinem Sohn. Er ist gerade unterwegs und schickt mir ein Foto von Döbling bei Nacht.
Ich grins. Ja, morgen gehts heimwärts und irgendwie freu ich mich tatsächlich darauf.
Kali nichta
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