Da wir ja net nur zum Spaß da sind und eben die alten Fotos nachstellen wollen, machen wir uns nach dem wunderbaren Frühstücksbuffet auf den Weg zu einer bestimmten Stelle in Fira.
Ich halte auf dem 25 Jahre alten Foto eine Dose Cola in der linken Hand, stehe bei einem Mäuerl und blicke in Richtung Meer. Cola ist schnell gekauft und ich stell mich zu der wiedergefundenen Stelle. Es gibt ja unzählige, ähnliche Stellen wie diese. Wir haben uns am Hintergrund orientiert.
Aus alt mach neu
Ich steh da, mit der Dose in der Hand, den Arm leicht angewinkelt, wie auf dem Foto. „Dreh dich a bissl mehr nach links!“ Ich drehe, werde von meiner neuen, alten, großen Liebe (ja, ein Buch kommt, irgendwann) nicht nur fotografiert, sondern auch gefilmt. Plan ist, die alten und neuen Bilder übereinander zu legen und sie dann zum Leben zu erwecken.


Mein Regisseur und Produzent vergleicht meine Haltung immer wieder mit der damaligen und verbessert sie bei Bedarf. Ich schau stupid geradeaus und mach a bissl links, den Arm rauf, net so weit, den Fuß nach hinten, den Kopf a bissl runter, net so viel, wieder a bissl rauf. Ein Tourist steht hinter ihm, schaut neugierig auf das Handy, vergleicht und nickt mit.
Es ist ein wenig mühsam, aber doch lustig. Wir sind fertig und marschieren beim oberen Ende der Gondelbahn vorbei in einen für uns neuen Teil von Fira. Er wirkt noch ein bisschen weißer, sauberer und edler.

Wieder geht man durch schmale Gässchen und kleinen sauteuren Hotels vorbei. Jedes natürlich mit Pool, die Unterkünfte sind terrassenförmig angelegt.

Die an den Pools liegenden Gäste lassen sich von den vorbeiströmenden Passanten nicht stören. Das ständige, sehr nahe, Vorbeikommen etlicher Besucher würde mir allerdings nicht gefallen. Da wohnen wir schon viel schöner und komfortabler. Obwohl ich mir vorstellen kann, dass diese Unterkünfte hier mit großer Wahrscheinlichkeit teurer sind.
Die Aussicht ist ein Wahnsinn! Wir machen viele Aufnahmen und Fotos.

Wir gehen zurück zum Hotel und zum Pool. Ab morgen haben wir ein Auto, da gibts wohl keine Zeit mehr um an der Poolanlage zu relaxen.
Ich werde geküsst
Am Weg dorthin küsst mich auf einmal die Muse. Ich möchte Aufnahmen von mir, wenn ich wie eine Nixe aus dem Wasser auftauche. Ich teile das meiner neuen, alten, großen Liebe (ein Buch kommt, aber bitte schon noch ein bisschen Geduld, ja?!) mit, der grinst. Ja, das machen wir.
Im Zimmer ziehe ich mir gleich einen Bikini an, der nicht wie drei heiße Fetzerl an mir hängt und den ich bei der geplanten Aktion sicher nicht verlieren würde. Ich knüpfe meinen Chiffon Sarong um und schau aus wie eine Diva. Mein Kameramann hat die Badehose bereits an und den Gimbal mit Stativ hergerichtet.
Unsere Liegen sind wieder frei, kein Wunder, wir sind ja heute doch recht früh hier, und werden gleich von uns okkupiert. Ich leg den Sarong ab und geh ins Wasser. Die Bardame und zwei weitere Gäste sind anwesend. Der Gimbal wird positioniert und mir erklärt, wo ich auftauchen soll. Spätestens jetzt schauen die anderen neugierig zu uns herüber.
Los, mach die Nixe!
Also, ich tauch unter Wasser heran und komme dann göttinnengleich am Beckenrand hoch. So der Plan.
Ich tauch unter und komme kurz darauf hustend und schnäuzend wieder hoch. Ok, nochmal. Diesmal rinnen mir, nachdem ich gar net so schlecht aufgetaucht bin, gefühlte zwei Liter Wasser und Rotz aus der Nase. Ok, nochmal. Ich tauche und komm hoch. Ok, nochmal. Immer wieder probiere ich das Bild vor meinem geistigen Auge nachzustellen. Zwischen Lachen, Schnäuzen, Husten und meinem gierigen Nachluftschnappen erkenne ich die grinsenden Gesichter meiner Zuschauer. Naja, es ist ja auch wirklich ein Spaß! Und während ich diesmal versuche auch meine nassen Haare beim Auftauchen schön hin zu bekommen, küsst sie mich nochmal, die Muse.
Ich will meine nassen Haare beim Auftauchen wie einen Bogen über meinen Kopf werfen. Doch zuerst muss das Göttinnenauftauchen mal passen. Jetzt bin ich zu weit aus dem Wasser und somit aus dem Bild gesprungen. Ok, nochmal. Endlich passts.

Ich erzähle, nachdem ich wieder zu Luft gekommen bin, von meinem weitern Musenkuss. Also, los! Ich tauch unter, die Haare müssen jetzt vor mir sein, dann will ich auftauchen und sie, von glitzernden Wassertropfen umspielt, nach hinten werfen. Das kann doch nicht so schwer sein!
Ich gehe unter Wasser in die Hocke, bewege mich nach hinten, tauche auf und will die Haare werfen. Sie bleiben alle vollständig auf meinem Gesicht kleben. Außerdem hüpfe ich wie wild herum, damit das Wasser wieder aus meinen Ohren läuft.
Schön ist anders!
Ok, nochmal. Diesmal fliegen sie besser, allerdings bin ich wieder zu hoch und somit aus dem Bild gesprungen. Ich will unbedingt schöne, gute Aufnahmen haben und probiere es immer wieder. Doch langsam geht mir die Kraft aus. Ok, einmal noch. Diesmal kleben nur ein paar Haare an meiner Wange.

Ich denke, so ist es in Ordnung und komme leicht zerstört aus dem Wasser.
Ich schaue in grinsende Gesichter und grins zurück. Dann bekomme ich ein Bier zur Belohnung und während ich trinke und wieder zur Ruhe komme, rinnt aus fast allen meinen Körperöffnungen unauffällig mitgenommenes Poolwasser. Ich setzte meine Sonnenbrille auf und meine geröteten vom Kajal verschmierten Augen sind gut versteckt.
Und während entspannende House-Musik meine vom Wasser gefüllten Ohren dumpf erfreut, das letzte warme Poolwasser heimlich meinen Körper verlässt und ich ausgestreckt auf meiner Liege relaxe, schaue ich fast wieder wie eine Lady aus.
Dann gehen wir ins Zimmer um uns für den Abend frisch zu machen. Ich hab heute ordentlich Hunger. In einer Gasse, in der wir bis jetzt noch nicht waren, gibts Fastfood. Hier bekommt man kleine Souvlaki in bestellter Stückzahl, Gyros Pita oder Burger. Alles, was das Herz begehrt. Wir entscheiden uns für einen kleinen Fastfoodladen und werden dort mit „Hello, my friends!“ herzlich begrüßt. Wir fühlen uns auf Anhieb wohl und bestellen Gegrilltes für zwei.

Um Himmels Willen, wer soll denn das alles essen?! Wir stopfen uns die Bäuche voll. Es schmeckt sehr gut. Danach schlendern wir noch ein bisschen herum und holen uns im Supermarkt noch eine Flasche Mavrodaphne. Wir beenden diesen tollen Tag quatschend, trinkend, lachend und den wunderbaren Ausblick auf den Hotelgarten mit den leise raschelnden Palmen genießend.
Kali nichta
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