Gut ausgeschlafen und voller Tatendrang sind wir aufs Frühstücksbuffet neugierig. Wir machen uns frisch und marschieren, beim Pool vorbei (der Anblick ist der Wahnsinn!), ein paar Stufen runter in einen Raum mit einigen kleinen Tischen und bequemen Stühlen. Das Buffet erstreckt sich über die gesamte Länge des Raumes. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt.

Vom würzigen Bohneneintopf, über Spiegeleier, gebratenen Speck, bis hin zur süßen Waffel ist alles vorhanden.

Wir frühstücken ausgiebig und gehen dann zur Rezeption um wegen des neuen Zimmers zu fragen. Sehr zuvorkommend werden wir gebeten unsere Koffer gepackt im ersten Zimmer stehen zu lassen. Sobald die Reinigung des neuen Zimmers beendet ist, wird unser Gepäck hineingebracht. Ok, dann gehen wir derweil mal in die Stadt.
Fast nackt
Nach nur ein paar Metern Fußweg bewegen wir uns wieder durch wunderschöne, enge Gässchen. Viele Türen gehen immer wieder von hier ab, sie sind die Eingänge zu kleinen Hotels die ihre Räumlichkeiten und dazugehörige Pools terrassenförmig anbieten. Als Passant geht man hier mittendurch. Will man seinen Urlaub, oder zumindest seine Nächte ruhig genießen, sind das hier nicht unbedingt die passenden Niederlassungen.
Ich genieße die traumhafte Aussicht auf den Krater, dem darin glitzernden Wasser und der goldenen Sonne, die bereits wieder ordentlich wärmt. Dann drehe ich mich um, schaue, wo meine neue, alte, große Liebe ( dazu schreibe ich mal ein Buch, ein dickes) bleibt, mein Blick fällt in diesem Moment auf einen Hotelgast, er steht direkt hinter mir, den Polsterabdruck im Gesicht und mit einem Kaffeehäferl in der Hand, auf seinem kleinen Balkon mit Jacuzzi. Was soll ich sagen, er ist nicht rasiert. Nirgends….
Er ist nicht nackt. Viel hat er allerdings auch nicht an. Leicht irritiert gehe ich weiter. Das wäre für mich undenkbar! Ich zeig mich gern, bin da nicht so heikel, dann aber weiß ich es und bin dazu bereit, sicher nicht in der Unterwäsche der letzten Nacht mit verklebten Augen und Kaffehäferl in der Hand. Wieder bin ich über meine Hotelwahl sehr froh und stolz.
Immer mehr ein Filmstar!
Meine neue, alte, große Liebe (dazu schreibe ich sicher mal ein Buch, es wird allerdings noch ein bisschen dauern) hat natürlich den Gimbal mit. Er filmt das Gehen durch die Gässchen und den traumhaften Ausblick. Er hat aufgeholt und es werden Videos mit mir und ohne mich gemacht, wiederholt, oder geändert. Ich habe das Gefühl, wir werden beide bei der Umsetzung diverser Ideen für ein Video besser, einfallsreicher, routinierter.
Runter mit uns!
Dann kommen wir zum Eselspfad. Ein Stückchen daneben kann man sich auch mit einer kleinen Seilbahn nach unten und wieder nach oben bringen lassen.

Wir betreten den Pfad, hier stehen tatsächlich wie aufgereiht Esel neben Esel. Sie stehen entspannt in der noch morgendlichen Kühle und dösen vor sich hin.
Wir wollen den Pfad nach unten gehen und müssen bei den Tieren vorbei, die uns emotionslos ihre Hinterteile herhalten.

Ein bissl Respekt hab ich schon, die sind ganz schön groß und wenn einer ausschlägt, bleibt wohl sicher kein Auge trocken. Ich husche flott vorbei und wir machen uns an den Abstieg. Er ist mit völlig glattgescheuerten Pflastersteinen gelegt. Teilweise rutsche ich mit meinen profillosen, Gott sei Dank, flachen Sandalen fast aus.
Da wir ja alte Fotos von damals nachstellen wollen und auch eines dabei ist, auf dem ich einen Esel reite, versucht meine neue, alte, große Liebe (dazu erscheint in Kürze ein Buch, naja bald) mich von einem weiteren Ritt zu überzeugen.
Ich bin eigentlich kein feiger Mensch, aber das brauch ich nicht. Ich weiß wirklich nicht, was mich damals geritten hat, dass ich es tat. Gott sei Dank hab ich eine Short an und nehme sie dankbar als Ausrede, dass ich doch mit einer so kurzen Hose nicht auf einem Esel reiten kann.
Über langgezogene steile Serpentinen geht´s bergab. Die Aussicht ist atemberaubend. Es wird rasch wärmer. Wir kommen immer wieder an, am Wegrand stehenden Eseln oder Maultieren, wie mir meine wissende Begleitung erklärt, vorbei. Sie schauen gelangweilt, oder blicken durch uns hindurch.

Dann sind wir unten angelangt und obwohl es nur bergab ging war es trotzdem schweißtreibend. Ein paar Souvenierläden und Lokale erwarten uns hier. Wir entscheiden uns für das hinterste, das letzte Lokal, sitzen direkt am Wasser und gönnen uns ein kühles Bier.

Die Wasserflasche im Rucksack ist noch halbvoll. Gut so. Wir müssen ja auch wieder rauf und für mich steht bereits fest, dass ich nicht reiten werde. Egal mit welcher Hose.
Im riesigen Krater vor uns liegen zwei Kreuzfahrtschiffe. Bereits gestern konnten wir eines, beleuchtet wie eine kleine Stadt, die es ja eigentlich auch ist, bewundern.
Wir sitzen im Schatten, werden von mehr oder weniger guter Musik beschallt und schauen den Transferbooten zu. Die schippern unentwegt Touristen zwischen den Kreuzfahrtschiffen und dem kleinen Hafen, in dem wir gerade sitzen, hin und her. Möwen schreien und streiten sich. Ich spüre den Schweiß auf meinem Rücken langsam trocknen, rieche das Meer und bin mit Gott und der Welt zufrieden.
Von hier unten fahren auch alle möglichen Ausflugsboote weg. In der Mitte des Kraters ist eine neue kleine Insel entstanden. Nea Kameni, wird sie genannt. Auf ihr gibt es heiße Quellen. Kurz vor dem Aufstieg über den Eselspfad finden wir ein Angebot über einen dreistündigen Ausflug auf diese Insel. Ja! Das machen wir! Wir holen uns noch Informationen, wann wir wo sein müssen.
1,2,rechts….1,2,links….
Und dann…gehts wieder rauf, über den Pfad. Ich gehe gern und das recht flott. Ich stapf also los und bemerke bald, meine neue, alte, große Liebe (dazu gibt irgendwann einmal ein Buch, ich nehme an, es wird dick, lasst euch überraschen) bleibt immer wieder zurück um dies und jenes zu filmen. Wir sind nicht die einzigen, die den Aufstieg wagen. In allen möglichen Sprachen teilt man sich schnaufend und keuchend etwas mit.
Ich habe meinen Rhythmus gefunden. 1,2, rechts…..1,2, links…. So nehme ich die Stufen nach oben. Ich bin durstig, die Wasserflasche ist weit hinter mir. Na, ich schaffs auch so. Dann hole ich eine deutschsprachige Familie ein. Vater und Sohn beschweren sich bereits über diese unmenschliche Anstrengung. Die Frau Mama setzt zügig ihre Schritte weiter und hängt beide locker ab. „Jetzt macht sich dieses Scheißtraining endlich mal bezahlt!“ ruft sie nach hinten. Ich kann den Triumpf in ihren Augen sehen. Ich grins sie an, zu mehr fehlt mir die Luft. Sie grinst zurück.
Dann werden wir von einer Gruppe Esel überholt. Auf jedem sitzt ein verschreckter Tourist und hält sich krampfhaft irgendwo fest. „Dat mach ick nie wieder, Trude!“ schreit jemand auf einem der Tiere. Ja, siehst! Denk ich mir und grins wieder. Schweißtropfen laufen über meine Schläfen und tropfen vom Kinn. Mein Rücken ist wieder nass. Ich halte mich aber trotzdem ganz gut und überhole immer wieder andere völlig überhitzte Touristen in FlipFlops. Es ist anstrengend, aber machbar. 1,2 rechts…..1,2, links…
Dann schreit jemand erschrocken hinter mir auf. Ich dreh mich um und kann gerade noch rechtzeitig durch einen Sprung zur Seite einem Esel ausweichen auf dessen Spur ich wohl gerade entlang gegangen bin. Ich schau ihm ins Gesicht, er wirft mir einen „Aus dem Weg, du Idiotin!“-Blick zu. „Sorry….so sorry!“ schreit die aufgebrachte Reiterin mir zu und zieht wild am Zaumzeug ihres Tieres herum. Das allerdings wird von dem Esel völlig ignoriert. Er geht seinen Weg. Und aus.
Auf einmal wird es vor mir lauter. Ich blicke auf. Die letzte Serpentine liegt vor mir. Ich habs fast geschafft! Meine neue, alte, große Liebe (dazu schreib ich einmal ein Buch, im Moment, ist mir aber viel zu heiß) taucht auf einmal hinter mir auf. Er ist bläulich-rot im Gesicht. Ich will gar nicht wissen, wie ich gerade aussehe. Zusammen schaffen wir die letzte Kurve. Oben trinke ich erstmal ein paar Schlucke vom lauwarmen Wasser. Es schmeckt herrlich!
Wir machen uns auf den Weg zum Hotel. Weit ist es ja nicht. Die Neugierde auf das neue Zimmer lässt mich schwungvoll ausschreiten.
Völlig derangiert stolpern wir in den Empfangsraum zur Rezeption. Wir werden wie immer extrem freundlich begrüßt und uns wird die Karte für das neue Zimmer in die schweißnassen Hände gedrückt. Ich hoffe inständig, dass ich hier nichts voll tropfe.
Wir wohnen in einem Traum!
Das neue Zimmer ist ein Traum. Mindestens doppelt so groß wie das andere. Mit einem wunderschönen Balkon, vor dem die Palmen im leichten Wind rascheln. Wir haben sogar einen kleinen Eiskasten! Darin 2 Flaschen eiskaltes Wasser. Es ist wie im Schlaraffenland.

Und jetzt, ich grins! Ab ins Pool! Bikini und Badehose sind schnell angezogen, ich ziehe mein Netzkleid darüber und wir marschieren, bereits wieder ansehnlich und mit Würde, zum Pool.

Frische Handtücher bekommt man direkt vor Ort. Wir wählen zwei Liegen aus und machen es uns bequem. Die Poolbar hat geöffnet, schnell sind Getränke geholt, man kann sie auf die Zimmernummer schreiben lassen. Aus den Lautsprechern ist Deep House (also eigentlich meine Playlist) zu hören. Es ist … perfekt.

Auch andere Hotelgäste entspannen hier, das Wasser im Pool ist angenehm und meine Körperteperatur normalisiert sich wieder. Wir liegen da, quatschen, trinken und entspannen. Da kommt die Bardame mit einem Tablett, voll mit rot gefüllten Stamperln. „Cheers, from the hotel!“ jeder am Pool, der möchte, bekommt eines. Es schmeckt nach gefrorenen Erdbeeren mit Alkohol. Wunderbar! Wir fühlen uns hier sehr wohl und machen unzählige Fotos. Ein bissl später bekommen wir gefrorene Mango mit Alkohol. Diesmal sind die Stamperl gelb. Ich möchte bitte für immer hier bleiben!
Um 18 Uhr schließt die Poolbar und die Beschallung ist somit auch beendet. Langsam leert sich die Anlage und auch wir packen zusammen und gehen zurück in unser wunderschönes Zimmer. Wir duschen und machen uns frisch für die Stadt. Heute gehen wir Essen. Hunger hätt ich eh schon.
Fesch herausgeputzt genießen wir Fira. Immer wieder entdecken wir neue Nebengässchen mit weiteren Geschäften und Souvenierläden. Ich muss allerdings dazusagen, dass es sich hier hauptsächlich bis zu gefühlten 70 % davon um Juweliergeschäfte handelt, deren Preise an den Schmuckstücken in den Auslagen, die Augen tränen lassen.
Ab zum Abendessen!
Unser Ziel ist das Restaurant Fanis, in dem wir gestern so gemütlich unsere ersten Biere mit griechischer Luft in der Nase genossen haben. Wir werden dort ein paar Stufen nach unten weitergebeten und da wird uns erst die Größe des Lokals bewusst. Es erstreckt sich über drei Terrassen. Wir sitzen auf der mittleren. Natürlich alles open air. Uns wird wieder ein traumhafer Blick aufs Meer und die langsam sinkende Sonne geboten.
Wir bestellen Saganaki als Vorspeise, ich nehme als Hauptspeise Souvlaki vom Huhn und meine neue, alte, große Liebe (das Buch, ich weiß, ihr Lieben, das Buch..) freut sich auf Soutzoukakia. (Faschierte Bällchen in Paradeissauce mit Reis). Alles schmeckt herrlich, der Ausblick ist ein wahrer Traum und die Bedienung sagenhaft. Wir fühlen uns sehr wohl hier. Die Preise sind erträglich.
Dann schlendern wir langsam Richtung Hotel. Morgen machen wir den Ausflug, ich freu mich schon. Ich werde berichten.
Kali nichta!
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