Endlich ist es soweit, ich fliege mit meiner neuen, alten, großen Liebe (dazu schreib ich sicher einmal ein Buch) nach Santorin. Wir waren vor, sage und schreibe, 25 Jahren gemeinsam auf dieser griechischen Trauminsel. Wir wollen ein Revival. Wollen die alten Fotos, die ich natürlich sorgsam aufbewahrt habe, nachstellen. Die damaligen Orte wieder finden und natürlich Urlaub machen und Spaß haben.

Dafür haben wir keine Kosten gescheut. Naja, wir gönnen uns für unsere Verhältnisse viel. Alleine unsere Unterbringung sollte uns die Sprache verschlagen. Aber alles der Reihe nach.

Zwei Tage vor unserer Abreise hat meine neue, alte, große Liebe (dazu gibt´s mal ein Buch) unsere Tickets ausgedruckt, mit denen und unserem Gepäck bewaffnet stapfen wir um 10 Uhr morgens zum Bus. Wir fahren mit den Öffis zum Flughafen. Das funktioniert eigentlich ganz gut.

Die Contenance wahren!

Ich hasse Packen! Ich bin damit immer völlig überfordert. Dementsprechend viel Kleidung habe ich hysterisch in den eh schon recht großen Koffer gestopft. Meine Freundin Sabine hat mir einige coole Clubs in Fira gezeigt und grinsend gemeint, dass ich dort doch bitte heftig für sie abtanzen soll. Also muss auch ein dafür passendes Outfit mit. Die jeweils passenden Schuhe dürfen natürlich nicht fehlen. Außerdem muss ich an meine Körperpflege denken, Sonnencremes, Aftersun, all die anderen diversen Cremes, Masken, Makeup, alle möglichen Produkte für meine Haare… Ohne ein, oder zwei Stamperl und dem guten Zureden meines Sohnes schaff ich das kaum ohne in Tränen auszubrechen.

Stolz schau ich auf meinen großen, schwarzen Koffer. Ich kann ihn kaum heben. Gott sei Dank hat er Rollen. Er ist sicher zu schwer, es ist mir egal. Auf dem Rücken trage ich meinen Lederrucksack, auf ihm habe ich meinen großen Sonnenhut befestigt. Jaaaa! Ich fahr auf Urlaub, es ist nicht zu übersehen.

Ich habe bereits einiges über diverse Komplikationen beim Einchecken am Flughafen gehört. Nun, es ist bereits einige Wochen her, dass ich das letzte Mal geflogen bin. Nagut, es sind Jahrzehnte. Ich bin ein bisschen nervös und bin froh, dass meine neue, alte, große Liebe (dazu schreib ich mal ein dickes Buch) versiert ist und weiß, wo lang und womit.

Am Flughafen ist wenig los. Ohne Probleme finden wir den Automaten, der uns die klebenden Lascherl für unsere Gepäckstücke ausdruckt. So, jetzt den Trolley auf ein Förderband und die eingebaute Waage. Ich bemerke, dass ich kurz noch a bissl nervöser werde. Bin bereit die Bankomatkarte zu zücken. Es piept und dann rollt er weg, mein Koffer. Ohne ermahnendem Geschrei, diverser Aufzahlungen, oder irgendwelchen Aufhebens.

All meine Sachen weg!

Weg ist er. Mit all meinen Sachen. Ok, entspann dich, sag ich mir, das ist normal, das gehört so. Die Reisetasche meiner neuen, alten, großen Liebe (ein Buch muss dazu schon mal her, das räum ich schon ein) wird ebenfalls weg gerollt. Gut, jetzt haben wir nur mehr unsere Rucksäcke.

Danach werden wir von freundlichem, gut gelauntem Flughafenpersonal auf alles Verbotene kontrolliert. Unsere Rucksäcke werden durchleuchtet und wir schreiten, ohne Gürtel, durch einen Torbogen. Alles gut, wir führen keinen Sprengstoff mit uns, wir dürfen weiter.

Und dann… kommen wir zu einigen Geschäften. Ich entspanne mich in der Sekunde. Dahinter taucht ein kleines Lokal auf und meine neue, alte, große Liebe (ich werde dazu sicher mal ein Buch schreiben, ich versprechs!) fragt mich, ob ich denn etwas trinken möchte. Oh, ja! Wie setzen uns und ich bekomm einen Aperol. Er trinkt ein kleines Bier. Die Uhrzeit ist uns egal, das haben wir uns jetzt mal verdient. Meine neue, alte, große Liebe (dazu muss ich mal ein Buch schreiben, ja ich weiß) motzt ein bissl über die Preise der beiden Getränke. Ich denke mir, na da wirst noch schön schauen auf der Insel der Reichen und Schönen. Der Aperol ist gut. Ich genieße ihn sehr. Unterwegs kauf ich mir noch eine kleine Flasche Wasser. Ich kann ja net nur Alkohol trinken, obwohl…

Wir gehen weiter und ich kann bereits landende und startende Flugzeuge durch die großen Scheiben, hinter denen wir auf den Einstieg in unser Flugzeug warten, sehen. Endlich geht´s ans Einsteigen. Ein freundliches, rot gekleidetes Flugpersonal empfängt uns. Ich habe einen Fensterplatz und starre, sobald ich sitze und angeschnallt bin, gebannt auf den Flügel, der eigentlich recht klein aussieht.

Ich habe keine Flugangst, ganz im Gegenteil, ich liebe Fliegen. Immer schon. Es fasziniert mich. Diese unbeschreibliche Kraft, die eine große Metallhülle, gefüllt mit Menschen in die Luft bringt, sie dort oben hält und dann unbeschadet wieder absetzt. Meistens.

Einer schläft, der andere weint

Unser Start verzögert sich, es toben Gewitter über Schwechat. Meine neue, alte, große Liebe (ein Buch wirds werden, fix) raunzt a bissl wegen dem fehlenden Platz. Er ist ein sehr großer Mann und steckt unbequem zwischen den Sitzen fest, ist eingeklemmt. Kurz schnauft er noch, dann ist er eingeschlafen. Ich schau weiter raus, beobachte die kleinen, eigenartigen Fahrzeuge, die um die ebenfalls wartenden Flugzeuge herum wuseln. Vorne beginnt ein kleines Kind zu weinen. Der Pilot begrüßt uns und meint, dass wir noch a bissl warten müssen. Dann versucht er es in Englisch. Ich räume hier ein, dass mein Englisch auch nicht unbedingt „the yellow from the egg“ ist. Aber das Gestammel aus den Lautsprechern klingt dann doch recht lustig. But, it goes.

Endlich gehts los. Wir rollen auf die Startbahn. Ich grins. Kanns net erwarten. Und dann… werden wir immer schneller, es wird laut. Schneller, schneller, lauter, lauter. Es drückt mich in meinen Sitz. Und wir heben ab. Höher, immer höher! Ich lache laut, ein irres Gefühl! Danach fühlt es sich an wie Autobusfahren. Unter uns eine dicke Wolkendecke. Über uns der strahlend blaue Himmel, die Sonne scheint heiß herein. Ich drücke meine Nase an das kleine Fenster, kann mich gar nicht satt sehen. Der Pilot meint, dass wir in zirka zwei Stunden landen werden. Dann versucht er es wieder auf Englisch. Ich denke mir, man muss nicht alles können. Flugzeuge starten kann er ja mal schon.

Und so sitz ich da, fasziniert von den Wolken unter mir, überrascht von dem leisen Schnarchgeräusch neben mir und leicht genervt von dem wohl nie mehr endenwollenden Kindergeschrei vor mir und ich grins.

Santorin, ich komme!


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