Oder
Der süße Nektar von Zeus
Die Empfangshalle am Flughafen ist klein, winzig geradezu. Es gibt zwei Förderbänder, eines läuft bereits von einigen Gepäckstücken belegt, das andere ist noch leer. Dorthin startet unsere Gruppe aus dem Flugzeug der Austrian Airlines.
Idioten, bitte vor!
Dort angekommen verwandeln sich leider viele von unserer Fluggemeinschaft in asoziale Volltrottel, sie bekommen einen eiskalten, fast bösartigen Blick, stehen so nahe wie möglich, still und steif vor dem leblosen, schwarzen Band und nehmen somit jegliche Sicht für die anderen Wartenden.
Nach kurzer Zeit beginnt es zu brummen und surren und die ersten Koffer und Taschen kommen zum Vorschein. Meiner ist schwarz, wie höchstwahrscheinlich mindestens achzig Prozent der anderen Gepäckstücke. Wie schon so oft, nehme ich mir vor, meinen Koffer irgendwie zu markieren und wenn es nur ein buntes Bändchen am Griff ist.
Denn bei jedem schwarzen Koffer reagiere ich aufgeregt, muss mich erstmal durch die Blockade der Gepäckmafia kämpfen und nachdem ich festgestellt habe, dass es sich nicht um meinen handelt, meine Enttäuschung verbergen, bemüht entspannt weiter warten und Blicke auf das Band erhaschen.
Doris´ Koffer ist rosa. Wie genial ist das denn?
Nach einigen Fehlgriffen meinerseits, sind wir beide wieder mit unserem eigenen Gepäck versehen (oh, Gott sei Dank!) und starten Richtung Exit.
Kalimera Ladies!
Hier empfängt uns eine freundliche, kleine, dunkelhaarige Dame mit einem TUI-Schild in der Hand. Jaja, meint sie, nachdem ich ihr unsere Namen und unser Hotel mitgeteilt habe, wir müssen uns nach dem Ausgang rechts halten und in Bus Nummer 76 einsteigen. Er bringt uns zu unserem Hotel namens….
… Meandros!
Die Fahrt dauert nicht lang. Ach ja, fällt mir da wieder ein, Katja vom Reisebüro meinte, dass das Hotel sehr schön sein, man aber eventuell die landenden und startenden Flugzeuge hören würde. Denn der Flughafen ist nur etwa 5 Kilometer entfernt. Wir befinden uns jetzt im Ort Kalamaki.
Na, wir werden sehen, oder besser hören. Schauma mal.
Der Chauffeur hievt unsere Koffer aus dem Bauch des Busses, steigt wieder ein und fährt weiter. Wir drehen uns um und stehen vor unserem Urlaubsdomizil, einem Boutique & Spa Erwachsenenhotel. Nobel, nobel…

Kalimera! Welcome!
Wir heben und zerren unsere Koffer über die paar Stufen zur Eingangshalle und staunen über den Eingangsbereich.

Eine äußerst freundliche, junge Dame empfängt uns lächelnd und drückt uns gleich ein paar Bögen zum Ausfüllen in die Hand. Um das richtig und leserlich zu erledigen, setzen wir uns in der Lobby auf ausgesucht schöne Sitzgelegenheiten, Retro-Stile gepaart mit modernen Elementen. Wir bekommen außerdem knallrote Empfangsdrinks serviert und sofort fühlen wir uns wohl und willkommen.

Danach schnappt sich die Rezeptionistin ein Kärtchen und wir folgen ihr in einem kleinen, völlig verwinkeltem Aufzug. Sowas hab ich noch nie gesehen! Auch Doris staunt über diese Konstruktion. (Jetzt weiß ich, woher die blöden Flächenberechnungen bei diversen Matheschularbeiten sind!!) Und ab gehts in den ersten Stock.
Oben angekommen, öffnet sie, ihr Name ist übrigens Sophie, mit der Karte die Türe und wir befinden uns…
… in unserer
… Grand Suite

Sophie zeigt uns das Schlafzimmer mit Queensizebett

und das Nebenzimmer mit Sofabett.

Wir haben eine Minibar (also einen Eiskasten – Jawoll!), eine Tee-/Kaffeemaschine.
Wir haben tatsächlich ein Bügelset (nun, die Zeiten sind für mich vorbei, dass ich bei diesem Anblick aus dem Häuschen gerate), Telefon mit Direktwahl, einen Flachbildschirmfernseher, den ich sobald sie gegangen ist, ausstecke und einen Gelsenstecker in der Steckdose schiebe.
Wir haben kostenloses W-Lan, ein traumhaftes Badezimmer

und zwei (!) Balkone!
Einer zeigt in Richtung Pool,

von hier oben sind, nicht weit entfernt, grün beleuchtete Palmen zu sehen und von dort dringt eine doch etwas gewöhnungsbedürftige Interpretation diverser ABBA-Lieder zu uns herauf.

Doris zieht ein Schnoferl, sie liebt ABBA und das ist für sie eine Zumutung. Ich muss lachen. Dahinter ist das Meer zu erkennen!
Der andere Balkon weist ins Hinterland, beziehungsweise auf die Privatpools

von einigen Zimmern, von diesem bestaunen wir gerade unseren ersten gemeinsamen griechischen Sonnenuntergang.

Wir räumen unsere Kleidung in den Schrank, und teilen uns die Kleiderbügel schwesterlich. Wir nehmen uns zwei Flaschen Wasser (!) aus der Minibar und machen uns noch für ein/zwei Getränke in einer schönen Bar im Ort fertig. Es hat ca. 28 Grad und es ist ziemlich schwül. Leichte Kleiderln sind angesagt.
In der Empfangshalle fallen mir noch meine fehlenden Taschentücher ein und ich lauf zurück. Doris wartet derweil unten.
Nun, ich bin die Frau ohne Orientierung, ihr wisst Bescheid. Das heißt, ich verfehle beim Zurücklaufen den richtigen Aus- beziehungsweise Eingang zur Lobby und lauf weiter. Und dann….
o theé mou!
….entdecke ich hinter der nächsten Abbiegung eine wunderschöne Bar, traumhaft!

Ich erinnere mich an die Fotos im Internet. Ich befinde mich direkt über der Lobby. Einen (oh bitte!) nicht allzu blöden, begeisterten Blick tragend und hoffentlich den Mund zuhabend, stehe ich da und schau.
Dann dreh ich mich um und renn los.
Am liebsten hätte ich laut „DORIS!“ gerufen, doch so weit geht meine Selbstbeherrschung noch. Halbwegs kontrolliert komm ich in der Empfangshalle an, starte zu Doris, die dort geduldig auf mich wartet und meine nur atemlos zu ihr: “ Komm, bitte komm einfach mit!“
Ich zerre sie über die Stufen den Weg zurück und biege dann rechts ab. Stolz zeige ich ihr meine Entdeckung und sie ist genauso hingerissen wie ich.

Ein junger Bub vom Service errät unser Interesse, weist uns zu einem Tisch und bringt, nachdem er ein bissl schüchtern gefragt hat, ob wir auch etwas essen wollen und wir das verneinen, die Getränkekarte.
Wir filmen und fotografieren, das Ambiente ist einfach umwerfend. (Dazu hören wir Ketri-Zuma Dionys Remix von Tebra, Cafe De Anatolia, Zuma Dionys – falls ihr da so richtig mitmachen wollt)

Die Cocktailkarte gibt ein Rätsel nach dem anderen auf und wir entscheiden uns einfach fürs erste Getränk, für „Zeus Nectar“. Nona.

Er ist göttlich und wir grinsen uns glücklich an.

Die Strohhalme in diesen wunderbaren Getränken sind, oh wie einfallsreich!!, Collezione, hohle lange Nudeln. Was uns zwei natürlich zu weitern sinnvollen Ideen, wie: „Zuhause machen wir das mit Cannelloni!“ zu Lachkrämpfen hinreißen lässt.
Wir kommen aus dem Schauen, Saugen unseres herrlichen Cocktails und Lachen, oder zumindest Grinsen nicht heraus. Unsere Augen leuchten und ich denke mir, dass dies wohl ein wirklich toller Beginn eines sicher tollen Urlaubs ist.
Die Safterln werden auf unsere Zimmernummer gebucht (übrigens zehn Euro pro Cocktail) und wir, natürlich neugierig, wollen uns noch ein bisschen umschauen.
Direkt neben der Bar führt eine Außentreppe vor das Hotel.
On the road
Wir befinden uns kurz darauf auf der Crystal Beach Road, blicken entlang der sie säumenden Lokale, eines schöner, als das andere und da kommt uns doch tatsächlich ein Fiaker entgegen.

Wir schauen uns an und lachen, damit sind wir noch nicht mal in Wien gefahren und meine Todo-Liste wird gedanklich wieder etwas länger.
Danach schlendern wir an wunderschönen, bunt beleuchteten, großen Lokalen vorbei. In diese Richtung, laut Katja, nach zirka vierhundert Metern kommt der Strand, teile ich allwissend Doris mit und wir beschließen, ihn uns noch anzusehen.
Wir kommen an einigen Minimarkets und einigen, ein bisschen zerrupften Katzen vorbei und bei jeder gebe ich ein helles, glucksendes Geräusch von mir, möchte sie streicheln, füttern, liebhaben, mitnehmen.

Ich vermisse eine typische bakery, eine griechische Bäckerei in der man unter anderem typische süße, wie pikante Kalorienbomben in Blätterteig bekommt. Das reicht von Vanillepudding, bis hin zum Feta und Spinat. Jedes ist für sich eine Gaumenfreude und ich will Doris, die, (und jetzt kommts!!) mir gesagt hat, dass sie noch nie zuvor in Griechenland war, dies alles zeigen, sie kosten lassen, ihr nun… mein zweites Zuhause zeigen.
Ein weiterer, kleiner Shop bietet Bootstouren rund um Zakynthos an. Natürlich mit turtle-sighting (hier gluckst und jault Doris auf) , mit der Möglichkeit im türkisblauen Meer zu schwimmen, mit der Besichtigung der berühmten Navagio-Bucht (die ich natürlich auch am Plan habe) und natürlich der guten Stimmung an Board. Das wär lustig, sind wir uns einig und beschließen morgen wieder zu kommen und zu buchen.
Aber jetzt, auf zum Strand!
Mittlerweile ist es fast stockdunkel geworden. Wir marschieren die Straße entlang, die Lokale und Geschäftchen liegen bereits hinter uns. Vor uns taucht noch ein schönes Hotel auf und danach sehen wir nur mehr hohes Gebüsch auf beiden Seiten, die Straße führt nach rechts weiter, also parallel zum Strand, und wir wandern sie motiviert entlang. Es ist finster und riecht nach markierenden Katern.
Von weiter hinten hören wir noch immer die ungewöhnlichen ABBA-Gesänge, ansonsten sind wir hier ziemlich alleine und andere Geräusche, wir zum Beispiel Meeresrauschen, sind nicht wahrzunehmen.
Ein schmaler, staubiger Trampelpfad führt über einen Hügel in die Richtung unserer Begierde, ansonsten ist kein Weg erkennbar. Doch ihn nehmen wir dann doch nicht und beschließen, den Strandzugang bei Tageslicht zu suchen.
Schnell sind wir wieder in der bunt beleuchteten „Touristenabteilung“ und stolpern noch über stilisierte, kleine Brückchen in eine wunderschöne Boutique, die am Schaufenster „minus 50 %“ stehen hat.

Wir finden dort natürlich doch einiges Brauchbares und beschließen auch hier morgen wieder herzuschauen.
Wieder in unserem Zimmer bemerke ich die dreifache Gemeinschaftsdecke über unserem Queensizebett, ich zerlege sie in zwei äußerst hingebungsvoll gestärkte Leintücher (Doris nennt sie Laken) und lege die dicke Überdecke auf die Seite.
Schnell liegen wir doch recht erschöpft in unseren Betten. Die Leintücher rascheln, als würden wir uns mit Butterbrotpapier zudecken. Kuschlig wird es aber trotzdem bald.
ABBA sind für heute wohl fertig, ich höre noch einen hysterischen Hahn krähen (es ist nach 24 Uhr…), Flugzeug hab ich keines so richtig mitbekommen, oder gehört. Doris´ gleichmäßiger Atem zeigt mir, dass sie bereits im Land der Träume ist.
Kurz wundere ich mich noch über den nicht vorhandenen Strand und dann überrollt mich auch die Müdigkeit.
Kalinichta
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