Oder
Wenn Hexen fliegen
„Man gönnt sich ja sonst nix“
ist wohl mein Motto dieses Jahres und somit befinde ich mich heuer ein weiters Mal am Flughafen Wien-Schwechat und warte auf Doris. Denn meine liebe Freundin begleitet mich diese eine Woche nach Griechenland.
Diesmal ist das Ziel meiner Begierde, unserer Begierde, Zakynthos.
Es handelt sich hierbei um die drittgrößte und südlichste der größeren Ionischen Inseln, ihre Fläche beträgt etwa 406 Quadratkilometer.
Doch diese Eigenschaften haben den Wunsch in mir, diese Insel unbedingt zu besuchen nicht ausgelöst. Es waren wohl die märchenhaften Bilder von Cameo Island (übersetzt Miniatur-Insel),

einer winzig kleinen Insel unweit der Hauptinsel Zakynthos. Cameo Island ist zu Fuß über einen Steg zu erreichen und auf ihr befinden sich laut vielen informativen Rezensionen zwei Bars. Der Blick von der Miniinsel aufs Meer wird von langen weißen Tüchern umrahmt und vermittelt etwas Unechtes, Ungewöhnliches, Anderes, Zauberhaftes. Seit einigen Jahren steht ein dortiger Besuch auf meiner todo-Liste. Kurzum ich muss dorthin und mir das anschauen. Unbedingt!
Außerdem möchte ich hier natürlich erwähnen, dass Zakynthos auch Schildkröteninsel genannt wird, sie sich in Griechenland befindet (was für mich eigentlich schon Grund genug ist, hinzufahren) und ich diesem Eiland in all meinen Griechenlandurlauben noch keinen Besuch abgestattet habe. Bis jetzt.
Man kennt sich ja aus…jetzt.
Dann kommt auch bald Doris daher und gemeinsam marschieren wir in die Abflughalle des Flughafens. Eine liebe Bekannte und unsere Ansprechperson bei TUI, namens Katja, hat mir bereits die Boarding Pässe mit scanbaren QR-Codes ausgedruckt. Mit diesen Zetteln in der Hand steuern wir, begleitet vom typischen Geräusch unserer rollenden Koffer, zu den Self Check-in-Automaten.
Dort scannen wir unsere QR-Codes ein und das Kasterl vor uns spuckt daraufhin zwei lange Klebestreifen aus, die wir an unseren Koffern befestigen. Dann gehts ans Kofferwiegen. Ein bissl nervös bin ich schon grad, habe allerdings mit meinen Kofferwaagen zuhause mehrmals das Gewicht kontrolliert (ich habe nach meinem letzten Martyrium tatsächlich zwei Stück von mitleidigen Seelen geschenkt bekommen! Danke dafür!). Ich wuchte somit knappe zwanzig Kilo auf das Förderband und….
…. mein Koffer wird ohne großes Federlesen angenommen und vom Band weggebracht. Diesmal bleibt auch die kleine Panik-Attacke aus und ich bin sehr stolz auf meine Contenance. Es fühlt sich tatsächlich ein bisschen nach Heimspiel an.
Was hab ich noch vor ein paar Monaten hier gelitten und mich aufgeregt habe. Auch Doris´ Koffer wird problemlos wegbefördert. Einer Dame neben uns wird das Gepäckstück nicht angenommen, aufgeregt läuft sie los und sucht Hilfe beim Flughafenpersonal. Sie tut mir leid, das ist eine sehr unangenehme Situation. Sie wird daraus lernen.
Danach gehts zur Sicherheitskontrolle, auch hier weiß ich was ich wie in diese Kunststoffbehälter packe und Doris macht es genauso. Kein Piepsen beim Durchgehen des Metalldetektors, kein Filzen, keine unfreundlichen Gesichter.
Und ohne peinlicher Momente, oder nassgeschwitzter Oberteile erreichen wir doch recht entspannt und gut gelaunt die duty free shops.
Wir starten allerdings gleich durch ins nächste Restaurant, bekommen dort, obwohl es fast voll scheint, einen Tisch für zwei und bestellen uns einen Salat und natürlich einen Aperol.

So, Urlaubsbeginn!
Unser Urlaub hat somit begonnen, könnte man sagen. Der Salat ist herrlich und der Aperol sowieso. Wir quatschen, lachen, haben (nona) gute Lauen und dann…
…bestellen wir noch einen zweiten Aperol.
Nach einiger Zeit meint Doris, dass wir doch ans Zahlen denken sollten, da ja doch demnächst unser Flieger startet. Ich reiß die Augen auf und schau erschrocken auf die Uhr. Ja tatsächlich in einer halben Stunde fliegen wir schon los! Dem Glücklichen schlägt keine Stunde, sagt man nicht umsonst….
Wir lachen beide laut und winken hektisch dem Kellner, der kommt brav daher und wir zahlen, leeren unsere Saftln und machen uns auf den Weg zu Gate F 08.

Auch hier ist unsere Coolness kaum zu überbieten. Eine große Menschenmenge steht bereits wartend vor den noch geschlossenen Türen zur Gangway. Unser Auftreten löst anscheinend das Boarding aus, naja, zumindest scheint es so und wir schließen uns entspannt und weltmännisch (kann man das gendern?) der bereits kürzer werdenden Schlange an.
Boarding completed!
Wir sitzen in der siebenten Reihe und ich am Fenster. Doris neben mir, beim Rückflug hab ich ihr versprochen, tauschen wir. Sie ist diesbezüglich sehr emotionslos und wir schauen beide aus den kleinen Bullaugen neben mir.
Die Türen sind bereits verschlossen und die Stewardess zeigt uns mit herrischem, sehr strengen Gesicht die Notausgänge und das Verhalten bei einem Notfall. Ihre Augen blitzen uns alle einzeln an und niemand wagt es auch nur ansatzweise ihrer Darbietung nicht die vollste Aufmerksamkeit zu widmen.

Das Flugzeug rollt derweil bereits an ein Ende des Rollfeldes und sobald die Hexe in rot fertig ist, beschleunigt es und ich bekomm wieder dieses Grinsen ins Gesicht.
Schnell sind wir in der Luft und der Ausblick ist wieder betörend!

Sobald wir die vorgegebene Flughöhe erreicht haben, gibts Futter.
Eine knusprige Semmel mit einem warmen, mit Käse überbackenen, Schnitzerl. Dazu bestellen wir bei der roten Himmelshexe zwei Spritzer. Sie überreicht uns die kleinen Plastikbecherl mit einem Grinsen, das selbst bei dieser Höhe die Außentemperatur noch um einiges absinken lässt.
Nachdem alles gegessen und getrunken ist, gehts schon wieder nach unten. Zwischen den Wolken, die immer dünner und weniger werden, scheint das Meer im Sonnenlicht der bereits untergehenden Sonne durch.

Unser Flieger macht eine spektakuläre Kurve, er kippt nach links weg, der rechte Flügel geht hoch hinauf. Hinter mir wird leise gequietscht.
Danach hab ich das Gefühl, dass wir nur mehr in der Luft stehen, schweben. Langsam kommt Zakynthos näher, und wir sinken immer weiter nach unten. Wir setzen fast ohne Schwung auf, und dann….
… bremst der Pilot, als wäre vor ihm eine große Ziegenherde aufgetaucht. Alle Passagiere, auch wir natürlich, stützen uns an der Lehne vor uns ab. Das Flugzeug dröhnt, mit allen Mitteln wird hier offensichtlich gerade versucht, das Flugzeug zum Stehen zu bringen. Sobald das fast geschafft ist, dreht der Flieger bereits nach rechts zum Flughafengebäude ab.
Die Rollbahn in Zakynthos dürfte wohl sehr kurz sein. Ich bin von der Zurschaustellung dieser enormen Kräfte beeindruckt. Hatte kein bisschen Angst, oder war unsicher, auch Doris wirkt entspannt.
Rasch bleiben wir stehen und nachdem die rollenden Ausstiegstreppen an die Türen gebracht worden sind, öffnen sie sich.
Wir schnappen uns unsere Taschen und verlassen das Flugzeug.
Kannst du es riechen? Ja! Endlich!
Gierig schnuppere ich in die griechische Luft und ich kann ihn tatsächlich wahrnehmen, diesen langersehnten Geruch, der Griechenland so eigen ist. Dieses Kräuter-rote Erde-Gemisch.
Es ist nur ganz leicht zwischen dem Kerosin zu erahnen, doch ich weiß wonach ich suchen/riechen muss.
Langsam gehe ich die Treppen hinunter. Schnuppere und spüre. Komme an. Ich war noch nie auf dieser Insel und trotzdem hab ich das Gefühl, ich komme nach Hause.
Kalimera Hellas!!
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