Oder: Übung macht den Meister! (alt aber gut)
Heute morgen, das gewohnte Bild. Grau in grau und es regnet.
Mein ewig motivierter Skipper kümmert sich heute um den Maschinenraum unter dem Fußboden des Salons. Man kommt durch Anheben der Bodenbretter recht gut dazu. Er reinigt den Motor und die Bilge, das ist der Kielraum des Bootes, in dem sich das Leckwasser (ja, das heißt so) sammelt. Eigentlich kann man hier recht einfach das bisschen Wasser auspumpen. Doch diesmal ist etwas Schmutz dabei und der könnte die Pumpe verstopfen. Also, kopfüber rein in die tiefsten Tiefen der Mizzi mit Wettex und Kübel bewaffnet. Mein kraftstrotzender Skipper schnauft, die Haltung ist sicher sehr unbequem, obwohl mich der in die Höhe gestreckte kleine Männerhintern grinsen lässt. Ich kann ihm hier nicht helfen. Nach einer Weile glänzen Mizzis Innereien wieder.
Dann kommt doch wieder die Sonne heraus und wir wollen noch a bissl segeln. Wir lichten den Anker, also ich. Aber hier muss ich einräumen, dass das keine große Leistung ist. Man drückt auf einen Knopf und die Ankerkette wird automatisch wieder aufgerollt. Danach motoren wir aus unserer Bucht und visieren wieder Cres an. Diese Strecke kenne ich schon. Ich steuere gegen den Wind und mein strahlender Skipper setzt die Segel. Jetzt, weiß ich ja, dass das net so einfach ist wie es aussieht und ich bewundere die Leichtigkeit und Geschmeidigkeit mit der das Großsegel gesetzt wird. Bei mir schaut des net so aus… Motor aus und los gehts.
Gib Gas Mizzi!
Die Mizzi krängt und gewinnt an Fahrt. Es ist sonnig und das bissl Wind reicht, dass wir vorwärts kommen. Wir genießen es, uns so über das Wasser zu bewegen. Vollkommen natürlich, ohne Treibstoff, ohne Lärm. Nachhaltig!
Ich steuere, ich grins. Wenn mir vor einiger Zeit jemand gesagt hätte, dass ich zu Segeln anfange, hätte ich geprustet und ihm den imaginären Vogel gezeigt, das kann ich mittels Augenverdrehen recht gut. Es ist toll über den Tellerrand zu blicken und Neues auszuprobieren, Neues kennenzulernen und vielleicht dadurch ein neues Hobby zu entdecken. Es ist schön, mit meiner neuen, alten, großen Liebe (es wird ein dickes Buch, viele, viele Seiten…nehmt euch in Acht!) eine weiter Gemeinsamkeit außer unserer jugendlichen Vergangenheit zu haben. Wieder grins ich. Ich beobachte ihn heimlich durch meine Sonnenbrille, wie er so dasitzt, völlig entspannt, wie selbstverständlich auf seiner eigenen Jacht. Für mich ist das alles neu, viele Handgriffe und Ausdrücke sind ungewohnt und fremd. Das ist seine Welt, ich bin froh, dass ich sie kennen lerne.

Dann wenden wir und fahren zurück nach Malinska. Der Wind nimmt a bissl zu und wir zischen über das Wasser. Vor der Hafeneinfahrt müssen die Segel weg und wir motoren langsam zu unserem Liegeplatz. Ich frag, ob ich anlegen darf. Ja! Das freut ihn. Er steht neben mir. Zeigt mir genau, wohin und wieweit. Das Anlegen ist eine heikle Angelegenheit, wie das Einparken. Es will geübt sein und bei diesem Manöver spielen natürlich auch die anderen Boote eine große Rolle.
Jetzt bloß vorsichtig sein und gaaaaaanz langsam. Ich bin nervös und a bissl ängstlich, ich weiß, die Mizzi hat doch stolze 8 Tonnen, wenn die einmal in Schwung ist, ist es sicher schwer die Bewegung abzufangen. Doch stillstehend ist ein Boot nicht manövrierbar. Mein cooler Skipper gibt mir ruhige Anweisungen. Ich versuche die Mizzi in ihre „Parklücke“ zu bringen. Es funktioniert nicht, sie treibt immer wieder ab. Mutlos schau ich meinen geduldigen Skipper an. „Ich kann das net!“ ich raunz wie ein Kleinkind und fühl mich auch so. Er legt den Retourgang ein, fährt mit der Mizzi ein Stück zurück. Und noch einmal. Ich versuchs erneut. Und wieder bin ich zu weit rechts. So ein Sch…! „Ist diesmal gemein.“ meint er trocken und erklärt, dass der Wind von backbord die Mizzi nach rechts drückt, dazu fließt ein Fluss durch den Hafen ins Meer, der durch den ständigen Regen viel Wasser führt. Es entsteht somit noch zusätzlich eine Strömung, die die Mizzi ebenfalls nach rechts drückt. Er übernimmt das Steuer, fährt nochmals zurück und peilt das Boot links neben unserem Liegeplatz direkt an. Ich keuch, na servas, ob sich das ausgeht? Na, wenns wer weiß und kann, dann mein geübter Skipper.
Und dann….gleitet die Mizzi sanft in ihre Lücke zwischen den Booten. Die Fender quietschen etwas, das ist alles, was passiert.
Na gut, das muss ich noch üben. Ich werde mit den Worten „Das waren jetzt blöde Voraussetzungen.“ getröstet. Das nächste Mal werde ich es wieder versuchen, das kann ich bald, schwör ich mir. Schau nach vorne und realisiere, dass ich hier ja net einmal das Aussteigen beherrsche. Ja, es muss noch einiges geübt werden. Ganz offensichtlich.
Dann machen wir uns fürs Essen fertig. Ich mach wieder ein Theater beim Aussteigen und dann gibts herrliche Burger. Sei net so streng mit dir, sag ich mir und steck mir ein besonders großes Stück von meinem Burger in den Mund. Ja, der ist gut! Und ich grins.
(Fortsetzung folgt)
0 Kommentare