Oder: Petri Heil!

In der Früh gehts gleich wieder los. Bei 9 Grad, Regen, kein Wind. Wir fahren mit dem Motor weiter Richtung Heimathafen. Ich bleib drinnen, die Mizzi liegt ruhig im Wasser, keine Welle lässt sie schwanken.

Plötzlich funktioniert die Heizung nicht mehr. Ich pack mich ordentlich ein. Die übliche Montur, ich lass nur die geborgte Ölzeugjacke weg. An meine Sommerkleidung verschwende ich keinen Gedanken mehr. Herinnen wird es auch schnell recht frisch, das Thermometer zeigt 16 Grad an. Na, besser als draußen.

Mein wortkarger Skipper sitzt unter dem geöffneten Bimini, einem wasserdichten Stoffdach. Er ist fest eingepackt und zieht nach einiger Zeit sogar die Ölzeugjacke an, die ich ja heute nicht trage. Wenn ich uns Tee mache, halte ich die Hände über die Gasflamme, das wärmt schön. Es sind die kleinen Freuden, sagt man…

Eigentlich bin ich keine leidenschaftliche Teetrinkerin, bin aber bereits das letzte Mal auf den Geschmack, vor allem auf die von innen wärmende Eigenschaft gekommen. Ich fülle zwei Tassen, eine reiche ich durch den Niedergang nach draußen. Mein hartgesottener Skipper nimmt sie mir dankend ab. Er ist blass und seine Nase tropft. Das nasskalte Wetter ist sicher sehr unangenehm. Er tut mir leid.

Ich kuschle mich im Salon in die Pölster, schlürfe aus meiner heißen Tasse und schaue durch die Fenster auf das ölige, vollkommen glatte, Wasser.

Zu Mittag mache ich uns Spaghetti Genovese. Durch das Kochen mit dem Gasherd wird es herinnen gleich wieder ein bissl wärmer. Ich reiche meinem tapferen Skipper einen vollen Teller. Und obwohl sich die Inseln um uns sehr ähnlich sehen und sich die Umgebung gleicht, erkenne ich gewisse Stellen wieder und weiß, dass wir es bald geschafft haben. Dass er es bald geschafft hat.

Um 14 Uhr legen wir endlich in Malinska an. Sobald das Boot sicher vertäut ist, beginnt mein emsiger Skipper sofort die Heizung zu reparieren. Er entfernt den Dieselfilter, der laut ihm, sowieso an einer völlig sinnlosen Stelle montiert war. Und… sie springt wieder an, die Heizung. Schön! Jetzt wirds wieder richtig gemütlich. Es regnet immer wieder und es ist frisch. Am Abend gehen wir, nona, ins Kings Cafe. Die helfende Hand, beim Aussteigen, danke sehr! (Ich vermisse „mein Bretterl“) Dann lassen wir uns verwöhnen. Ich esse diesmal Calamari, meine neue, alte und große Liebe (dazu gibt es fix ein Buch, irgendwann) einen Burger. Dazu einen Aperol für mich und ein Bier für ihn. Danach gönnen wir uns einen Cocktail. So, den kann ich also auch von meiner Urlaubswunschliste haken. Ich bestelle mir einen Pina Colada. Er schmeckt wunderbar!

Dann gehen wir zurück zur Mizzi. Es regnet gerade nicht. Die beleuchteten Lokale auf der anderen Hafenseite spiegeln sich im Wasser. Es ist friedlich hier und unter dem Bimini, vielleicht auch durch Einbildung, ein bisschen wärmer. Wir stehen da, an einander gekuschelt und schauen aufs glitzernde Wasser. Ich fühl mich wohl, geborgen.

Wieder ein Hakerl auf meiner Liste

Am nächsten Morgen, Regen, Regen, Regen. Ich bin froh, dass wir schon im Heimathafen sind, heute unterwegs sein zu müssen wäre sicher sehr, sehr unangenehm geworden. Wir frühstücken ausgiebig und mein ewigmotivierter Skipper arbeitet an Mizzis Elektronik weiter. Ich räume derweil auf und putze dort und da. Im Badezimmerspiegel schau ich mich überrascht an. Was ist das? Habe ich etwa eine leichte Bräune auf Stirn und Nase? Ok, nächstes Hakerl. Meine Urlaubswunschliste verkürzt sich, ohne dass es mir so richtig bewusst wird. Ich freu mich. Und dann… kommt doch tatsächlich noch die Sonne heraus. Es wird sofort heller und merklich wärmer. Raus! Ich muss sofort raus! Mein auch elektrisch versierter Skipper ist mit dem Löten und Programmieren fertig. Wir lösen die haltenden Seile und fahren mit dem Motor in die nächste Bucht.

Mein erstes Mal

Ich steuere die Mizzi, mein aufmerksamer Skipper beobachtet nur, gibt mir keine Anweisungen mehr. Ich fahre in die Bucht, brauch dann aber doch ein paar Hinweise, wo ich wenden soll und wo der Anker hingehört. Ich bekomme ein paar Stichworte, ich grins. Er testet mich. Ok, na gut. Ich versuch die Mizzi so mittig wie möglich in die Bucht zu stellen. Mein weiser Skipper zeigt mir danach wie man den Anker setzt. Und ich mache es ihm nach. Brauch dann noch ein „Ok, die Kette ist lang genug.“ Danach lege ich den Retourgang ein bis der Anker greift. Ich freu mich, ich habe zum ersten Mal den Anker gesetzt.

Wie zur Belohnung verschwinden die letzten Wolken und die Sonne strahlt herrlich warm vom blitzblauen Himmel. Ich zieh mich schnell um. T-Shirt, 3/4-Hose, leichte Jacke, bloßfüßig mach ich mir noch eines meiner „berühmten“ Saftis. Weißer, süßer Wein mit Ananassaft, oder Multivitaminsaft und a bissl Wasser. Dann sitz ich oben in der Sonne, mein geliebter Skipper setzt sich ebenfalls leicht bekleidet mit einem Bier in der Hand zu mir. Wir lachen, quatschen, schmusen, genießen die Wärme, das Licht und uns.

Wir sind nicht lange alleine

Hinter uns tauchen zwei Wanderer auf, junge Buschen. Sie gehen bis zum kleinen Strand unserer Bucht und lassen sich dort nieder. Nach einiger Zeit beginnen sie sich umzuziehen, zwängen sich in enge, schwarze Neoprenanzüge, stopfen sich Schnorchel in ihre Münder und setzen die Taucherbrillen auf. Und dann, rein ins kühle Nass. Doch ist kühl ja doch ein bisschen untertrieben, das Wasser hat knappe 12 Grad. Mich fröstelt es beim Zuschauen, obwohl mich die Sonne und der um mich gelegte Skipperarm wärmen.

Die beiden strampeln, sich fröhlich etwas zugrunzend, an uns vorbei. Wir schauen ihnen ein bisschen zu. Dann steht mein einfallsreicher Skipper auf, geht runter und kommt kurz darauf wieder mit einer Angel in der Hand heraus. Ein kleines Stückerl Speck an den Haken und er wirft gekonnt die Leine in seitlichem Bogen ins Wasser. Zwei Meter vor uns ein „Plopp“ und der Haken samt Köder taucht ins Meer und verschwindet in der Tiefe. Mein jetzt auch fischender Skipper lehnt die Angel an die Reling und setzt sich wieder grinsend zu mir. Wir schauen beide abwechselnd auf die kleinen Ringe, die sich um die Leine im Wasser bilden und zu den Tauchern.

Ob wir heute Fisch essen, oder die beiden hartgesottenen Burschen dort im Wasser? Das Safti und das Bier schmecken und wir fühlen uns wohl.

Zum Abendessen hab ich heute Rindsrouladen gemacht. Das mit dem Angeln müssen wir wohl noch a bissl üben.

Später hören wir laut Musik, trinken das eine oder andere Bierchen, oder Safti. Wir tanzen und haben Spaß. Party! Und das wäre dann das nächste Hakerl. Doch das realisiere ich erst so richtig am nächsten Tag …

(Fortsetzung folgt)


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