oder

  • „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“

Banksy ist das Pseudonym eines britischen Streetart-Künstlers. Seine Schablonengraffiti wurden anfangs in Bristol und London bekannt. Seine Aktivitäten auch außerhalb des Vereinigten Königreiches machten Banksy weltweit bekannt. Banksy bemüht sich, seinen bürgerlichen Namen, sowie seine wahre Identität geheim zu halten. (Wikipedia)

Schon lange verfolge ich die gesellschaftskritischen Werke dieses Künstlers auf diversen medialen Plattformen. Immer wieder werden neue Kunstwerke von Banksy entdeckt und veröffentlicht. Seine kritischen Darstellungen gehen meist unter die Haut. Es ist keine leichte, aber wahre Kunst.

Deswegen lasse ich mir die weltberühmte Ausstellung in Wien nicht entgehen.

Diesmal bin ich mit Susi unterwegs. Da ich zwei Tickets habe und sie spontan zugesagt hat, ist sie jetzt dabei und sie wird staunen. Susi weiß nicht, was sie erwartet, sie hat noch nie etwas von diesem Ausnahmekünstler gehört.

Ich grins. Na, sie wird schauen! Wir quatschen und plappern in der U6 zur Stadthalle. Wir haben uns lange nicht gesehen und endlich finden wir ein bisschen Zeit füreinander. Sie sieht müde aus, ihre Arbeit als Außendienstmitarbeiterin hinterlässt seine Spuren. Sie ist ständig unterwegs und immer übermüdet, umso mehr freut es mich, dass sie sich heute für mich und den großen Unbekannten Zeit nimmt.

Wir steigen Burggasse aus und marschieren Richtung Stadthalle. Es ist nicht weit und das Studio F ist schnell gefunden.

Herzschmerz ist sichtbar…

Jaja, hier war ich das letzte Mal, als ich mir die Körperwelten „Eine Herzenssache“ angesehen hab. Damals hab ich hier gelernt, dass Liebeskummer tatsächlich so massiv sein kann, dass er einem Herzinfarkt gleichkommt. Ich bin sowieso der Meinung, dass dieser Schmerz nicht ernst genug genommen wird. Aber das ist eine andere Geschichte.

Streetart vom Feinsten

So, also Studio F. Wir wackeln durch den Eingang und vor uns liegt ein wirklich sehr schönes, gemütliches Restaurant. Auch an das kann ich mich erinnern, alleine bin ich hier allerdings nicht eingekehrt, weder vor, noch nach meiner Herzensschulung.

Wir halten uns links an dem Restaurant vorbei und zu den Kassen und Ticketkontrollen hin. Unsere Tickets sind auf meinem Handy, sie werden eingescannt und wir können durch. Einige Stufen ins Untergeschoß und dann….

los geht`s

Uns empfängt ein riesiger Affenkopf an der Wand und Bilder und Informationen zum „Walled Off Hotel“. Dieses Hotel habe den „hässlichsten Ausblick der Welt“, nämlich den auf die Mauer zwischen Israel und Palästina, aber es ist auch voll mit der Kunst seines Gründers. Er hat jedenfalls sowohl den Standort, als auch den Namen seines Hotels sehr bewusst ausgewählt. Er bedeutet „abgeschottet“, erinnert aber auch an das Luxushotel Waldorf Astoria in New York.

Das Gequatsche zwischen uns wird einsilbiger und leiser und wir lesen und schauen, was uns hier eiskalt und beinhart offenbart wird.

Die darauffolgenden Räume sind gespickt von Graffitis, Fotografien, Skulpturen, Videoinstallationen und Drucken auf verschiedensten Materialien, wie Leinwand, Stoff, Aluminium oder Plexiglas. Es handelt sich hier um Reproduktionen, denn Banksy arbeitet meist auf der Straße, auf Mauern, und tut dort seine Meinung kund. Diese Ausstellung zeigt eine einzigartige Präsentation mit mehr als 150 Werken des Street-Art-Superstars.

Schwarzer Graffitihumor

Ein kurzer Film zeigt uns, wie seine Werke in New York gefeiert werden. Banksy ist äußerst erfolgreich und gilt als einer der wertvollsten Künstler unserer Zeit. Über den in Bristol geborenen Straßenkünstler ist sehr wenig bekannt, da er sich dafür entscheidet anonym zu bleiben, aber man weiß, dass der weltberühmte, mysteriöse Mann seit den 1990er Jahren aktiv ist. Seine Arbeiten sind auf Straßen, Mauern und Brücken auf der ganzen Welt erschienen. Diese satirische Straßenkunst des rätselhaften, britischen Künstlers verbindet schwarzen Humor mit Graffiti. Er schafft Meisterwerke mit politischen und sozialen Kommentaren, die oft kontrovers und verstörend sind. Er versetzt die Öffentlichkeit immer wieder in Staunen.

Auch die anderen Besucher sind leiser geworden, die ausgestellten Bilder machen nachdenklich, berühren Seiten in einem, die man eher lieber unberührt gelassen hätte.

Häufig sind Ratten zu sehen, sie dürften den Kapitalismus verkörpern, oder den Staat. Oft tragen die Tiere Abhörgeräte oder ein Radar bei sich, um eine Überwachung zu demonstrieren.

Immer wieder werden anschaulich Flüchtlinge erwähnt. Ein Bild hat es mir besonders angetan. Es zeigt einen Strand und das Meer. Ich liebe Strand und Meer. Aber hier befinden sich im Vordergrund etliche leere Schwimmwesten… Ich kann gar net wegschauen. Die Westen leuchten in einem wunderschönen Orange, sie sind aber alle leer und wurden angeschwemmt…

Es geht um unzumutbare Tiertransporte, um Flüchtlinge, die mit Tränengas in Schach gehalten werden; es geht um Vertuschung und Invasion. Unzählige Bilder von Kindern, die in dieser, unserer Gesellschaft und dieser Welt groß werden müssen, sie greifen einem direkt ins Herz.

Wir taumeln paralysiert von einem zum nächsten Bild und erkennen so viel Wahrheit, die man bis jetzt sehr gut verleugnet hat, wieder.

Banksy hat doch tatsächlich in einer londoner U-Bahn mit einem Kunstwerk für das Tragen von Masken geworben. Auf einem Video soll der geheimnisvolle Künstler selbst zu sehen sein, wie er unter anderem niesende Ratten auf die Wände malt. Den Fahrgästen war offenbar nicht bewusst, wen sie da vor sich hatten.

Natürlich darf eines der berühmtesten Kunstwerke nicht fehlen. Es handelt sich um das Bild „Girl with Balloon“. Es wurde für knapp 1,2 Millionen Euro versteigert. Kurz nachdem der Hammer fiel, war es zum Erstaunen der Teilnehmer durch einen im dicken, verschnörkelten Goldrahmen verborgenen Schredder gelaufen, übrig blieb nur der obere Teil des Bildes, der Rest hing in Streifen herunter.

Weiter gehts im nächsten Raum um das „House of Commons“ voll mit Affen.

Auch „Venedig in Öl“ nimmt mich gefangen und ich bleib eine Weile davor stehen.

Dismaland

Einer der Räume trägt den Namen „Dismaland. Bemusement Park“ . Hier ist das „berühmte“ nackte, weinende Mädchen zu sehen, ihre rechte Hand wird von Mickey Mouse und die andere von einem lachenden Ronald McDonald gehalten.

Dumbo, der kleine fliegende Elefant wurde von waffentragenden Menschen bezwungen, und Cinderella hatte einen schweren Verkehrsunfall. Hilfe kommt keine, die Paparazzi sind allerdings schon da…

Gebannt starre ich auf die massakrierten Lieblinge meiner Kindheit. Und da kommt mir zum ersten Mal der Gedanke, ob Banksy depressiv ist? Er deckt wirklich fast lückenlos alle dunklen Stellen in unserer Gesellschaft, ja, in unserer Welt auf. Aber, wie muss so ein Mensch ticken? In welche Abgründe sieht er täglich? Natürlich hat er recht, es handelt sich hier meist schonungslos um die blanke Wahrheit, aber was ist mit dem Menschen, dem Künstler? So ganz ohne rosarote Brille kann das Leben doch fast nicht zu ertragen sein? Oder? Vielleicht sind seine Werke auch besser satirisch und eben schwarzhumorig zu verstehen. Nachdenklich steh ich da und schau mir die sterbende Cinderella an.

Im nächsten Raum gibts ein Fotoshooting in einer Telefonzelle, die wiederum von drei Männern mit Sonnenbrillen abgehört wird.

Und dann…

sind wir wieder beim Eingang. Stapfen die Stufen wieder hoch und ich glaube, ich hab mich schon lange nicht mehr so sehr auf einen Aperol gefreut, wie jetzt.

Im Shop ergattere ich noch einen Magneten mit dem „Flower Thrower“, ein maskierter Mann wirft statt einer Granate, einen Blumenstrauß. Ein gutes Motiv.

Danach lassen wir uns in dem gemütlichen Lokal einen Tisch für zwei geben und gönnen uns beide das rote Kultgetränk.

Kurz sprechen wir noch über die Ausstellung, dann über alles andere. Ich denke, das Gesehene muss erst mal sickern, die Eindrücke erst mal Fuß fassen und die Emotionen sortiert werden.

Die unbeschwerte Leichtigkeit bei unserer Ankunft haben wir bei unserer Rückfahrt nicht mehr. Aber ich denke, dass das gut ist. So ein Dämpfer hin und wieder schadet sicher nicht. Und so wird einem vielleicht endlich kurz bewusst wie glücklich und sorglos wir in unserer projizierten Scheinwelt leben….


0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert