Gestern wurden Eva und ich bei Andi, einem Freund von ihr, zum gemütlichen Zusammensein und Tratschen eingeladen. Unser Gastgeber hat einen kleinen Garten und auf der Terrasse gibt es zuerst einmal einen Erdbeersekt. Fein! Er schmeckt sehr süß und prickelt. Ich mag ihn. Es sind bereits zwei weitere Gäste, ein Pärchen, mit Gläsern in der Hand, vor Ort. Die Stimmung ist gut, sehr entspannt. Freundlich.

Man stellt sich vor. Sie ein blondes, dünnes Weibchen, bissl kleiner als ich, mit einer großen Brille, die sie auf der Nasenspitze trägt, relativ zerrupfte blonde Haare, zu große Jean, dünne Männerjacke – unscheinbar, aber laut. Sehr! Kreischend packt sie meine zur Begrüßung hingestreckte Hand, grinst mich fröhlich an, sie heißt Anna, und meint, sie nennt mich Sonne, das passt besser – nagut, sag ich, schnapp mir den nächsten Sekt und beobachte… Er, so groß wie sie, optisch auch eher unscheinbar, meint entschuldigend, sie habe bereits am Weg hier her einen oder zwei Schluck Wodka getrunken, weil sie so nervös und aufgeregt wegen der Einladung war. Ich schaue überrascht und erstaunt das zerrupfte Mäderl an und denke mir, dass ja wohl jeder mit gewissen Ängsten geschlagen ist. Ich hab vor, ihr keinen Grund zur Angst oder Unsicherheit zu geben.

Wir unterhalten uns weiter und der Sekt mit Erdbeermark ist sehr süffig. Hmmmm. Dann ist die Flasche doch irgendwann leer und wir gehen rein. Es ist dann doch etwas kühl geworden.

Die Musik… Hardrock – na gut, man kann net alles haben.

Eine Katze liegt entspannt vor einem schön gedeckten Tisch, daneben steht ein Kamin mit Glastüre, ich erkenne darin ein glühendes Holzscheit, die angenehme Wärme schlägt einem entgegen, jeder findet schnell seinen Platz um den hübschen Tisch. „Was wollt’s denn trinken?“ fragt Andi. Das Mäderl – naja, sie ist 38 – schreit: „Ich will an Wein, an roten!“

Unser Gastgeber macht galant eine Flasche auf. „Der gehört nur mir!“ schreit sie. Nun von mir aus. Eva und ich trinken an weißen Spritzer, die Männer trinken Bier. Die Musik wird lauter gedreht. Noch immer Hardrock… Ok, tja, nagut. Das tut der Stimmung keinen Abbruch.

Das Buffet ist eröffnet! Man kann sich bedienen an Brot, Wurst, Käse, Gemüse, Aufstrichen. Es fehlt nix. Hübsch hergerichtet, ja, der Andi weiß wie’s geht und wie’s ausschauen soll. Wir unterhalten uns entspannt, über Gott und die Welt, über die Musik, die läuft. Ich frage kurz ob man(n) denn alles versteht was die da so schreien? Naja, net alles, wird eingeräumt. Ok, na dann.

Anna springt plötzlich auf, sie geht rauchen – sofort! Ihre Begleitung folgt ihr wortlos. Die Katze schaut skeptisch. A bissl unsicher bahnt sich das Mäderl ihren Weg ins Vorzimmer, zu Schuhen und Jacke. Und raus mit ihr…

Was immer auch da draußen geraucht wird. Es entspannt anscheinend sehr. Wir hören sie bis hinein kichern und grölen, für diverse andere Aktivitäten ist es sicher schon zu kalt…

Gemütlich ist’s bei uns drinnen, die Katze lässt sich streicheln und der Spritzer schmeckt. Die Tür fliegt auf. Ein Poltern und wildes Geschrei kündigen Annas Rückkehr an. Ihr Anhängsel hinten nach, wirklich glücklich schaut der net aus.

Sie kommen zum Tisch und das taumelnde Weibchen kippt sich ihr volles Glas Rotwein auf ex in den Mund. Sie setzen sich wieder zu uns. Dies tut der Stimmung keinen Abbruch. Wir versuchen uns weiter zu unterhalten. Interessant!

Hardrock und Techno

Laut Andi sind die Musikarten Hardrock und Techno gar net so weit entfernt. Er fängt an, mir recht coole Nummern vorzuspielen . Nennt sie Industrial-irgendwas. Jaja, das ist cool! Da komma ja tatsächlich ins Techno rein – meine Musikrichtung!

Sie jammert und weint, beginnt dann zu schnauben und zu gröhlen, sie hält diese Musik net aus, sie will jetzt sofort Lucio Dalla hören, sofort! „SOFORT!” Sie schreit… Wir starren dieses völlig entgleiste Wesen sprachlos an. Langsam tut dies der Stimmung schon a bissl an Abbruch.

Ein Stilbruch vom Feinsten

Ja, gut. Andi versucht mit zitternden Finger den Lucio auf seinem Handy zu finden, ich helfe ihm: „Such Canzone raus.“, das kenn ich ja auch. Über Bluetooth werden wir alle, ob wir nun wollen, oder nicht innerhalb von Sekundenbruchteilen auf Italienurlaub geschickt. So, jetzt geht’s los. Sie entspannt sich. Jetzt will sie tanzen.

Ich hab Angst um die Vitrinen und den Fernseher… Sie kann kaum noch stehen. Die Flasche Rotwein ist leer. Sie will einen Schwerttanz vorführen. „Wo sind die Schwerter?“ „Gebt’s ihr Messer; schoarfe!“ – eine Stimme aus dem Hintergrund…

Ich spring auf. „So, komm, ich tanz mit dir.“ Sie tut mir irgendwie leid, ihr Begleiter dreht sich weg und geniert sich. Sie schwankt. Ich lass a bissl die Hüfte wackeln. Bereit hinzuspringen, wenn sie in die Glasvitrinen abzischen würde. Im Hintergrund höre ich jemanden fragen, was man mir dafür bezahlt hat. Jemand anders meint: „Diese Aktion ist unbezahlbar!“.

Sie hält sich ganz gut. „Sonne…“, sie singt mit, kann italienisch, ist ja auch Viertelitalienerin. Ich schau! „He, super!“ Das gefällt ihr, sie singt mit, sie schreit mit, sie grölt mit. So, dann ist’s vorbei, das Lied.

Schön. Sie ist ein bisschen entspannter. Jetzt will sie einen Schnaps. Mit mir anstoßen, weil’s so schön war. Ja gut, kein Problem. Hab mir Sommerspritzer geben lassen und das letzte Glas war mit Leitungswasser gefüllt – oh ja, ich hab gelernt. Sie wird’s noch, hoffentlich…

So, also Prost! Auf ex! Andi ändert mit fliegenden Fingern die Musikrichtung und jetzt entspannt sich die Männerwelt auch wieder. Und noch a Schnapserl für die Kleine, und noch ans. Eva wollte die beiden mitnehmen wenn sie mich heimbringt, und sie bei einer Öffishaltestelle rausschmeißen. Langsam hat sie allerdings Bedenken.

Bleibt die Gute dicht?

So, also wir müssen dann eh… müssen ja morgen wieder auf. Gut so… Sie schreit und gibt Geräusche von sich, wie ein 200 Kilo Mann. Und dann – lehnt sie sich zu Andi– „Was willst du denn?“, fragt er höflich, aber genervt. „Dich!“ würgt sie hervor.

Dies tut jetzt nun endgültig der Stimmung einen Abbruch! Die bösen, blitzeschleudernden Blicke von Annas Begleiter auf Andi, die bereits seit Jahrzehnten befreundet sind, geben uns endgültig das Zeichen zum Aufbruch.

Es schüttet draußen. Wir verabschieden uns vom Gastgeber, und Annas Anhängsel stapft durch den Regen zum Auto, er kümmert sich nicht um seine jetzt doch schon recht derangierte Begleitung. Ich schnapp‘ mir ihre Hand.

„Komm, gemma zum Auto.“

Sie taumelt hinter mir her, verliert völlig die Kontrolle und knallt mit einem lauten Poltern gegen die Mülltonnen. Ich konnte sie nicht mehr halten. Sie lacht, „Nix passiert!“ Ich denk mir: „Morgen tut’s weh.“

Wir schmeißen die beiden bei einer Schnellbahnhaltestelle raus. Sie waren während der Fahrt ruhig. Beide. Beim Aussteigen küsst mich Anna auf die Wange.

„Tschüss, Sonne!“ flüstert sie. „Baba, komm gut heim!“ sag ich und wünsche ihr das wirklich.

Ich war dann auch gleich zu haus. Schnell duschen und ins Bett. Kurz resümiert.

Nett, war’s. Die Stimmung, war eigentlich gut. Verdammt, ich hab mich nicht von der Katze verabschiedet. Und ich hab wieder den Rat meiner Mutter befolgt: „Trink dazwischen a Glasl Wasser.“

Danke Mama! Recht hast. Gute Nacht!

Kategorien: Feiern mit Freunden

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