Überall sind Plakate zu sehen. 3 Wochen lang finden die Afrikatage auf der Donausinsel statt. Ich hab mir dieses Event noch nie angesehen. Heute treffe ich mich mit Sabine und ihrer kleinen Tochter dort. Ich freue mich schon sehr, habe keine Ahnung was mich dort erwartet.
Ich bin zu früh da, kauf mir ein Ticket um zehn Euro und bekomme beim Eingang einen riesigen AFRIKA-Stempel auf den Arm gedrückt. Ich grins. Ja, jetzt ist es offiziell, ich bin ein gebrandmarkter Besucher.

Ich marschiere, doch noch ziemlich alleine, durch, von weißen Beduinenzelten gesäumte, Wege. Die zahllosen Stände werden für die, hoffentlich bald eintrudelnden, Besucher vorbereitet.

Hier werden Kleiderständer mit den farbenprächtigsten Kleidern, Röcken und Oberteilen (da muss ich nachher nochmals herschauen!!) herausgestellt. Da werden mit tausenden, wunderschönen Ringen und unzähligem, wiederum knallbunten Ohrschmuck bedeckte, Tische vor die Zelte gestellt.
Tiffany aus Afrika
Hier vorne gibt es Musikinstrumente, hauptsächlich Trommeln. Da hinten funkelt ein Stand mit gläsernen Teelichthaltern in allen erdenklichen Farben. Das bunte Glas leuchtet in der Sonne. Ich schlendere langsam hin und lasse mich von den Farben verzaubern. Im Zelt daneben werden Ketten und anderer Schmuck dekoriert und angeboten.

Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen, oder hingehen soll. Dazu sind ,von so gut wie überall, leise, fremde Gesänge und Klänge (meistens) mit Trommelrhythmen zu hören. Ein allgegenwärtiger Geruch von Räucherstäbchen und Cannabis liegt in der Luft. Ich grins, dagegen hab ich nix. Hier herrscht eine gemütliche, interessante und vor allem entspannte Atmosphäre.
Auf einmal stehe ich vor einer Bühne. Der Weg dorthin ist von Zelten gesäumt in denen (mir) fremde, aber sehr interessant riechende Speisen angeboten werden. Die Bühne ist leer, der Platz davor auch. Man kann sich hier aber sehr leicht die gute Stimmung mit einem Haufen Leute vorstellen. Ich dreh um und tauche wieder in die bunte Welt zwischen den Zelten ein.
Bei jedem Stand werde ich äußerst höflich begrüßt und beraten. Ich probiere zwanglos dies und jenes.
Dann ist es Zeit zum Eingang zu gehen, denn dort treffe ich mich mit Sabine und deren kleiner Tochter. Kurz darauf tauchen die beiden dort auf und ein erfreut gerufenes „Soso!!“ von beiden lässt meinen Tag perfekt werden.
Grinsend drück ich die beiden an mich und erzähle von meinen hier bereits gesammelten Erfahrungen. Ja, das schauen wir uns alles dann nochmal zusammen an, aber zuerst gehts zu Kinderschminken und -tanzen. Ich bin gespannt und schließe mich den Damen an, die bereits zielsicher Richtung Bühne losstarten.
Neben der Bühne steht ein noch verschlossenes Zelt. Das ist mir vorher gar nicht aufgefallen. Hier sollte das Kinderschminken stattfinden. Nach einigem Hin und Her, erfahren wir, dass die willigen Gesichter erst am Nachmittag verschönert werden. Getanzt wird allerdings jetzt schon !
Eine junge Frau in Pluderhosen hält in jeder Hand ein Tülltuch und bewegt diese auf und ab. Dazu läuft leise Musik. Jedem „mutigen“ kleinen Menschen werden ebenfalls Tücher in die Hand gedrückt und er soll jetzt damit auch herum wedeln. Ein Rhythmus ist für mich nicht erkennbar, auch bei der Pluderhosentante nicht. Ich lass meine Damen tanzen und setz mich ein Stückchen entfernt ins Gras in die Sonne.

Reggae, Sonne und Gras
Auf der Bühne wird mittlerweile geübt und sommerlicher Reggae dringt zu mir herüber. Die Wärme der Sonne und die vorbeiziehenden Cannabiswolken lassen mich (tiefen)entspannt ins Gras zurücksinken.
Fertig!
Viel zu früh ist ausgetanzt und ich „muss“ mein gemütliches Sonnenplatzerl wieder verlassen. Naja, es ist eh Zeit mal was zu trinken.
Ich gönne mir ein großes Bier, die Mädels trinken ein Sodazitron und zusammen besuchen wir einen Bekannten von Sabine, der hier tatsächlich ein Zelt bewirtschaftet.
Andere Länder, andere Sitten
Wir werden sehr freundlich von Akram, einem Ägypter, begrüßt und bekommen einen Platz auf niedrigen Hockern und einem Tischchen in seinem Zelt angeboten. Hier ist es gemütlich, die Böden sind mit dicken Teppichen ausgelegt und wieder höre ich (mir) fremde Musik und hab fremde Gerüche in der Nase. Dass ich mein Bier mithabe, stört hier niemanden. Ich kann sogar immer wieder Besucher beobachten, die es sich mit mitgebrachter Verpflegung, egal woher, in Akrams Zelt gemütlich machen.
Auch Sabine besorgt bei einem Zelt in der Nähe für ihr Töchterlein und sich etwas mit Reis, Saft und Gemüse, die Kleine hat noch eine Hühnerkeule dabei. Sabine kennt sich aus, ich merke mir nicht mal die Namen der Speisen. Das Hendl schmeckt der Kleinen, den Rest verweigert sie. Die beiden sitzen schmatzend, mit Tee von Akram, vor mir. Da meldet sich auch mein Magen. Ja, ich sollte mir dann auch mal was holen.
Ja, schauts nur!
Ich verlasse meinen Platz und bewege mich vorsichtig an den anderen, knapp beieinander sitzenden, Gästen vorbei. Zwei Typen rücken übertrieben zur Seite und ich meine augenzwinkernd zu ihnen, dass es sich so schon ausgeht. Die zwei meinen, sie wollen so einen besseren Blick auf mich ergattern und grinsen frech zurück. Ja, das Top, das ich heute trage ist, nun, ein Hingucker. Es passt hierher, als ob ich es hier erstanden hätte. Die Farben und die Form ist für die Afrikatage gemacht. Die beiden Männer dunkel, ich blond. „A gmahde Wiesn“, wenn ich wollte. Ich geh keck bei ihnen vorbei und genieße ihre Blicke, die ich am nackten Rücken spüren kann.
Contenance! Süße, bitte!
So, jetzt muss ich mich aber wieder konzentrieren. Denn mir werden hier essbare Dinge angeboten, die ich noch nie gesehen, geschweige denn jemals im Mund gehabt hätte.
Weiter vorne, fast neben der Bühne werden afrikanische Wraps gemacht.
Du willst was essen? Du brauchst Zeit!
Hier stehen auch einige Leute an. Gutes Zeichen, denke ich mir und reihe mich ein. Ich warte und warte. Da geht nix weiter. Neben diesem Zelt ist ein kleiner Platz mit Sitzgelegenheiten . Vielleicht müssen die Gäste, die diese Plätze zur Gänze eingenommen haben, erstmal verköstigt werden. Aber nein, sie essen bereits.
Ein bereits leicht ergrautes Männchen hinter mir , hübsch gebaut, keine Frage, beugt sich zu mir her und verliert sich fast in meinem Ausschnitt. Er schnappt nach Luft und meint dann, dass die hier wohl keinen Geschwindigkeitsrekord aufstellen wollen und könnten. Ich muss laut lachen und denke mir, du wohl schon ..hm? Ja, ich weiß … das Top ist ein Wahnsinn!
Und dann…. bin ich endlich dran. Ich hatte lange genug Zeit um mir gründlich zu überlegen, was ich denn jetzt dann zu mir nehmen werde und bestelle Hühnerfleisch mit ein bisschen Gemüse in ein Fladenbrot gewickelt. Meine Bestellung wird zur Kenntnis genommen, ich zahle 7 Euro und werde danach nicht mehr beachtet.
Die nächste Bestellung, die von meinem „Topfan“ wird angenommen. Er möchte zwei von irgendwas. Ich grins, dass er zwei wollte, kam sicher nicht an.
Ob das jemals noch was wird?
In mir unbekannten Zungen wird vor mir herumgebrüllt, aber niemand bewegt sich deswegen schneller, bringt etwas, oder tut irgendetwas.
Dann werden endlich Hühnerstreifen, ich denke, es sind ganze vier Stück, auf eine heiße Platte vor mir geknallt. Es zischt laut und ich steh in dichtem Nebel. Ich kann nicht ausweichen, weder nach hinten, noch auf die Seite. Ich denke an den folgenden Geruch meiner Haare und dass ich es jetzt eh nicht ändern kann, da sagt der Typ hinter mir “ Jetzt haben´s das Viech endlich erwischt!“ Ich lache wieder laut auf und atme dabei einen Mund voll Hendldampf ein.
Fertig!!
Ein irgendwas ist fertig! Der Typ hinter mir gibt Laut. „Ja, danke, ich wollte aber zwei!“ Ich grins wissend und schau auf meine sich bereits krümmenden vier Hendlstreifen. Hinter mir wird eine afrikanische Spezialität bestellt. Ich sehe wie ein Fladenbrot dünn mit Nutella bestrichen, eingerollt wird und um satte fünf Euro den Besitzer wechselt.
Ich warte und warte. Das zweite irgendwas ist endlich fertig. Der Typ schnappt es sich gierig und meint beim Weggehen, ich solle zu ihm kommen, bevor ich verhungere.
Ich bedanke mich mit meinem (geübten) Mädchenaugenaufschlag und merke, dass ich eigentlich eh keinen Hunger mehr habe. Die Hühnerstreifen vor mir werden jetzt langsam schwarz. Ich mache eine fragenden Handbewegung in Richtung der Grillplatte und werde doch sehr unhöflich darüber informiert, wie heikel Hendlfleisch ist und dass es ganz durch sein muss. Ich spüre meine Gesichtszüge langsam entgleisen, schaue auf die sich langsam in Kohlestückerln verwandelnde Hühnerstücke und überlege, ob ich sie überhaupt noch essen soll.
Jetzt gehts los!
Ein Mensch hinter dem Tresen bekommt plötzlich Mitleid mit dem mehr als toten Hendlfleisch vor mir. Er wirft es in den Fladen, den er in der andern Hand hält, gibt ein paar Fragmente Salat dazu, eine Scheibe von einem Paradeiser und irgendeiner Sauce. Bitte sehr! Guten Appetit! Ängstlich schau ich das Ding an, bin aber so gut erzogen, dass ich es ihm abnehme und mich bedanke.
Beim Rückweg hole ich mir noch ein großes Bier zur Belohnung. So versorgt komme ich, gefühlt nach vielen Stunden, zurück in Akrams Zelt. Sabine wollte in den nächsten Minuten aufbrechen und mich suchen gehen…
Den Mutigen gehört die Welt!
Ich esse den Wrap dann doch. Ich werde ja dann demnächst sehen und spüren, ob meine Bedenken gerechtfertigt sind, oder nicht.
„Bemüht…“
Das Kinderschminken wartet noch auf uns. Das Zelt hat nun geöffnet und es steht eine doch recht lange Schlange davor an. Es geht jedoch überraschend flott weiter und bald sitzt Sabines Kleine vor einem der vier Künstler. Sie wünscht sich ein Katzengesicht.
Nun, es gibt Menschen, die Gesichter wirklich schön in alles Mögliche verwandeln können. Und es gibt Menschen, die können das nicht.
Sabines Kleine hat Barthaare, rote Lippen und einen Lidstrich bekommen. Wir lächeln ein bisschen gequält, sie ist allerdings begeistert und so solls schließlich ja auch sein.
Danach schlendern wir nochmals durch die Wegerl zwischen den bunten Standeln. Ich kaufe mir ein schönes Messingfußketterl. Und trage es gleich. Irgendwo unterwegs schnappe ich auf, dass heute Abend der Sohn von Bob Marley auftritt. Na, das wäre ein Spaß! Doch alleine möchte ich nicht bleiben und die Kleine muss jetzt bald ins Bett.
Ein guter Plan!
Sabine hat das nächste Wochenende einen Babysitter und wir beschließen nochmals abends herzukommen und ein anderes Konzert mitzufeiern.
In ein paar Tagen bin ich wieder hier. Ich freu mich jetzt schon drauf.
Wie es wird?
Ich werde berichten.
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