Nach der Arbeit treffe ich mich mit Anna und Susanna in einer Bar, nicht weit von hier. Heute ist dort italienischer Abend im Strandcafe 21 und wir freuen uns schon sehr auf a bissl Pizza und vielleicht uno o due Averna.
Die beiden Damen warten bereits vor dem Eingang auf mich. Ich hab hohe Schuhe im Auto mitgehabt, den ganzen Tag hätte ich darin nicht überlebt, diese ziehe ich mir jetzt an und stöckle, wieder ladylike, den beiden entgegen. Anna hatte gestern Geburtstag und ich hab ein schönes Schmuckstück von Marina Garcia für sie mit dabei.
Umore eccitato
Wie immer bei dieser Kombination von uns Mädels und der Vorfreude auf italienisches Essen, ist die Stimmung sehr emozionato. Wir schnattern und kichern, quietschen und lachen, bevor wir noch im Lokal ankommen, geschweige denn diversen Alkohol zu uns genommen haben.
Ein enthusiastisch gerufenes „Ciao bella!“ an mich lässt mich überrascht aufschauen und meinen, geübten, grünäugigen Mädchenaugenaufschlag zeigen. Der Besitzer freut sich über mein Erscheinen und lächelt mich piccante an. Nach einer Bussi-Bussi-Begrüßung für uns alle, zeigt er uns den reservierten Tisch. Wir sitzen im Freien, es ist kühl und es fängt gerade zu regnen an. Unsere Plätze sind allerdings unter einem großen Sonnenschirm, und der dürfte soweit dicht sein. Wir machen es uns so gemütlich wie möglich, lassen unsere Jacken und Mäntel aber natürlich an.
Der übernächste Tisch ist von der reiferen Dorfjugend, alle mit fünfundfünfzig plus (locker), besetzt. Sonst sind wir alleine.
Ich stelle mein Geschenk in einer rosa Papiertragetasche vor Anna ab und beginne, wie Marilyn Monroe, ihr Geburtstagsständchen zu singen. Ich versuchs zumindest. Der Gesang endet in lautem Gekicher und einer festen Umarmung. Auch Susanna stellt ein Packerl (ohne Gesang) mit Schmuck vor Anna hin und die ist mit Auspacken, Freuen und Probieren beschäftigt.
Aus einem Lautsprecher tönt italienische Musik. Schön. Mag ich. Grad ist „La cosa mas bella“ von Eros zu hören und wir sind assetato und bestellen, endlich, unsere Getränke. Anna und ich jede einen Aperol, Susanna einen Hugo. Zu Laura Pausinis „Tra te e il mare“ werden unsere Erfrischungen gebracht. Wir stoßen grinsend an und genießen die guten Mischungen.
Vacanza, prego!
Wir drei sind mehr als urlaubsreif, die Musik lässt uns von entspannteren und wärmeren Gefilden träumen.
Danach erfreuen wir uns an weiblichen Themen. Aufgeregt werden gewisse News ausgetauscht, jede hat etwas zu erzählen, oder zu beichten. Unsere emotivamente Unterhaltung wird von „senza una donna“ von Zucchero untermalt. Es werden Sehnsüchte und Enttäuschungen geteilt. Es ist schön und es tut gut, keine macht der anderen Vorwürfe, man tröstet sich gegenseitig und am Ende, kommen wir drauf, dass es so sowieso am besten ist. Diverse geplante Dates und diverse neue oder potenzielle Lover werden genauestens unter die Lupe genommen und besprochen.
Zu Lucio Dalla mit seinem bekannten „Canzone“, setzt sich der Besitzer neben mich und will mitquatschen. Hm… naja, das passt jetzt eigentlich net so gut und unsere Unterhaltung gerät ins Stocken. Er merkt das recht bald, springt imbarazzante berührt wieder auf und nimmt unsere Essensbestellung auf. Anna und ich teilen uns eine Pizza, Susanna nimmt sich Spaghetti. Neben mir bleibt ein leerer Stuhl stehen.
Fragola?
Natürlich bleibt der nicht lange unbenutzt. Das nächste Männchen glaubt in uns die willige Beute entdeckt zu haben, küsst mir die Hand und lässt sich lässig neben mir nieder. Von sich selbst mehr als überzeugt, erfragt er dreist unser Gesprächsthema. Wir schauen ihn alle drei wortlos und überrascht an, er nickt wissend und meint frauenverstehend, dass die monatlichen Beschwerden der Damen ja auch wirklich eine Belastung seien. Anna schlägt sich die Hände vors Gesicht, Susanna grunzt und ich muss laut auflachen.
Dann wird das Essen serviert. Die viereckige Pizza liegt dekorativ, noch leicht dampfend auf einem Holzbrett und wurde bereits praktisch in rechteckige Stücke geschnitten.

Sie sieht gut aus und duftet herrlich. Die Pasta, ist auch da. Ein kleines Hauferl von ein paar Nudeln auf einem doch recht großen Teller. Susanna lacht und hofft laut, dass sie sich heute Abend nicht überisst. Wir lachen und widmen uns unseren Speisen, lassen den Fachmann der Periode links liegen.
Zu „gente die mare“ von Umberto Tozzi genießen wir unser Essen. Die Pizza ist knusprig und wirklich sehr schmackhaft. Ich esse langsam und genieße. Da ich eigentlich nie große Portionen esse, oder essen kann, bin ich mit meiner Seite der rechteckigen Pizza gut bedient und habe damit genug. Susanna ist bereits mit ihren geschätzten 7 Spaghettinudeln fertig und meint, sie bestellt sich noch eine Pizza. Wer teilt mit ihr? Anna grinst sie mit Tomatensauce an der Lippe freudig an.
Ich bin glücklich mit meinem zweiten Aperol und nuckle zufrieden an meinem, sich bereits wieder verformenden (aus Papier….war das wirklich notwendig??) Strohhalm herum. Das Erdbeertagemännchen ist irgendwann gegangen, es ist keiner von uns aufgefallen. Die zweite Pizza wird bestellt und wird recht flott, wieder in Stücke geschnitten, serviert.
Die Mädels schmatzen und ich knabbere und sauge an meinem Halm herum. Sobald die beiden Damen fertig sind, setzen wir uns hinein. Langsam wird es wirklich kühl. Der Regen hat zwar aufgehört, aber es ist Mitte September und der Herbst lässt bereits unfreundlich grüßen.
Drinnen ist die Musik lauter und zu „per lucia“ von Ricardo Fogli setzen wir uns an einen der vielen freien Tische. Hier ist es ein bisschen wärmer.
Sogni italiani
Laut den erfreulichen Klängen sollte es viel wärmer sein. Wir drei sollten wunderschöne Sommerkleider tragen, von charmanten Traummännern umgeben sein und braungebrannt, seelig vor uns hingrinsen. Wir sollten eigentlich das Meer rauschen hören und das Salz in der Luft, wunderbare Cocktails und heiße Küsse schmecken können.
Ich grins…jaja, ich und meine Träume. Wie immer ermahne ich mich, nicht zu viel vom Leben zu erwarten. Aber träumen wird ja noch erlaubt sein! Der Eros schmettert sein „Adesso tu“.
Ich stehe auf und geh, um wieder zu mir zu kommen, auf die Toilette, dort hat es gefühlte zwölf Grad, das holt mich aus meiner Träumerei und ich versuche mich zu beeilen um keine Blasenentzündung zu bekommen.
Überall erfrischt komme ich zurück und uns werden noch ein paar antialkoholische Säfte zum Probieren serviert. Gut so, ich muss noch mit dem Auto nachhause fahren. Der Besitzer hat sich bei uns niedergelassen.
Quasi sobrio
Die unbekannten Getränke, die uns in Stamperln in die Hand gedrückt werden, lassen uns einerseits die Gesichter verziehen und andererseits erfreut aufbrummen. Wir lachen laut und die Stimmung ist gut und mit unserem „Noch eines, noch eines!“-und -„Was, um Himmels Willen ist das denn?“ locken wir die paar anderen Gäste heran, zumindest werden sie neugierig und schauen zu uns rüber. „ti amo“ von Umberto Tozzi ist zu hören, er schreit der Umberto. Der Lokalbesitzer nimmt meine Hand und bewundert einen meiner Ringe. Ich warte was passiert. Es passiert nix.
Und dann…. ist es Zeit aufzubrechen. Wir zahlen und der Besitzer schaut mich an, als ob er mir was sagen wollte. Es kommt aber nix.
Wir verabschieden uns wieder mit Bussi-Bussi und dann ab zu den Autos. Susanna beschwert sich noch ein bissl über das nicht Vorhandensein des steppenden Bären, aber um ehrlich zu sein, der ist mir nicht abgegangen. Wir hatten eine wirklich schöne, sehr lustige notte italiana .
Die Mädels fahren in die eine, ich in die andere Richtung. Und ich summe beim Heimfahren „Cosi Celeste“ von Zucchero vor mich hin. Und so ganz lass ich mir selbst das Träumen dann doch nicht verbieten.
Buona Notte.
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