Oder
Wake up and be awesome
Nach dem Frühstück begeben wir uns zur Rezeption und bestellen uns ein Taxi in die Hauptstadt. Die Überlegung ein Mietauto zu nehmen haben wir wieder verworfen, nachdem ich Doris von Kos-Stadt und den dortigen engen, vollgeparkten Gassen erzählt habe. Es ist anzunehmen, dass uns in Zante-Stadt das gleiche Bild erwartet.
Zu Fuß schön entlang zu flanieren, sind diese engen Gässchen mit dem Auto, zumindest für mich, eine mittlere Katastrophe, hier ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit Angstschweißausbrüchen und hysterischen Schreikrämpfen meinerseits zu rechnen. „Wenn du fahren willst, gerne.“ sie grinst, zeigt mir den Vogel und meint: „Wir nehmen uns einfach ein Taxi, ok?“
Die Fahrt in die Hauptstadt dauert zirka zehn Minuten.
„Square?“ schreit uns der sonst schweigsame Taxifahrer an. Zum Platz? Hm, ja das könnte ein guter Ausgangspunkt sein. Wir bitten ihn das zu tun und steigen – nachdem uns der Fahrer noch den Taxistand für die Rückfahrt gezeigt hat und fünfzehn Euro den Besitzer gewechselt haben – in der Hauptstadt von Zakynthos aus.

Der Dionysios Solomons Square liegt direkt am Hafen, wir sind recht früh unterwegs und stehen ganz alleine in der Morgensonne auf dem großen Platz.

Eingebung, oder Zufall? ….wurscht.
Irgendetwas sagt mir (man beachte, ohne Orientierung!) wir sollten ihn überqueren und uns dann nach hinten in die Stadt hinein wagen. Und prompt…
… passt diese Richtung! Ein weiterer Platz folgt und ihm eine wunderschöne Fußgängerzone, mit glattgeschliffenem, fast weißen Steinboden.

Gerne würde ich jetzt meine Sandalen ausziehen und diese glatte, vielleicht bereits von der Sonne gewärmte Perfektion an den Fußsohlen spüren, ich mach es aber nicht und benehme mich ausnahmsweise .

Wir schlendern langsam an den gerade öffnenden Geschäften entlang.

Eines schöner als das andere!
Hier ist alles zu finden! Typische Souvenirshops reihen sich an die traumhaftesten Boutiquen, dazwischen finden man wunderschöne Bars und kleine Restaurants und dann beginnt alles wieder von vorne. Ein schier endloses Angebot um zu schauen, zu wühlen, zu kaufen, zu trinken, oder zu essen.

Die gesamte Einkaufsstraße, oder teilweise Fußgängerzone ist blitzsauber. Liebevolle Akzente zaubern den Besuchern immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.

Die Damen und Herren in ihren Lokalen und Shops sind alle ausgesucht höflich und man fühlt sich hier wohl und ist entspannt.

Ganz tolle Worte, die man hier in einer der wunderschönen Auslagen findet. Sie passen so oft und man sollte sie sich ruhig öfter mal vorsagen!

Viele der Boutiquen bieten fünfzig Prozent auf ihre Waren, nun es ist „End of Season!“, das lassen wir uns nicht zweimal sagen.

Doris und ich betreten fast jeden Shop und schauen und probieren. Ich finde mir ein süßes, gehäkeltes, beiges Top. Es passt wie angegossen und Doris meint nur: „Mitnehmen!“
Doris ist ebenfalls Mama eines erwachsenen, jungen Mannes und beide ergattern wir für unsere, zu Hause Stellung haltende, Brut ein jeweils schönes T-Shirt.
Hupend und klingelnd kommt auf einmal ein Bummelzug recht flott daher. Nachdem wir ihm, aus Angst um unsere Zehen, aus dem Weg gesprungen sind, wird sofort klar: Mit dem wollen wir fahren! Bloß, wo ist die Haltestelle? Der Zug biegt rechts ab und wir laufen ihm hinterher.
Des wird nix!
Nun, jeder der mich näher kennt weiß, laufen kann ich nicht. Es artet zu einem Gezappel aus, das, wenn ich es schneller versuche, noch mehr ausartet und ich mir höchstwahrscheinlich kurz darauf hin die Beine brechen würde. Beide gleichzeitig. Somit… lass ich das bleiben. Und auch Doris lässt bald nach und der Bummelzug hängt uns mit Leichtigkeit entwürdigend ab.
Ein bisschen Pink gefällig?
Nur ein wenig außer Puste, denn verausgabt haben wir uns gerade beide nicht wirklich, entdecken wir ein pinkes, kleines Café und starten beide gleichzeitig darauf zu. Ein Tisch mit Blumenstühlen zieht uns magnetisch an.

Wir haben uns jetzt, ohne Frage, eine Pause verdient und lassen uns nach unserer überschaubaren, sportlichen Einlage jede glücklich in ein Blumerl fallen.

Wir bestellen uns zwei „Spicy-Chai-Latte“,

sie schmecken göttlich und entspannt lehnen wir uns an unsere Blütenblätter und schauen uns um.

Vor unseren Nasen erstrecken sich die bereits am Morgen besprochenen engen und vollgeparkten Gässchen. Gerade rollt ein weißer Kleinwagen heran und kommt kaum um die Ecke, von Parken ganz zu schweigen. Der Fahrer hat rote Backen und einen wilden Blick.
Ich sauge entspannt an meinem Strohhalm, der in der wunderbaren, kühlen und cremigen Chai Latte steckt und bin über unsere Taxi-Entscheidung sehr froh.
Danach gehen wir zurück zur Einkaufsstraße, begutachten weitere wunderschöne Geschäfte und entdecken herrliche Motive.

Wir legen einige Kilometer zurück und die herrliche Wärme der Sonne tut ihr Übriges. Wir haben großen Durst und setzen uns an eines der vielen Tischchen, die die Fußgängerzone vor einer der zahllosen Bars säumen. Zwei große Biere, bitte! Und Minuten später setzten wir die großen Gläser mit einem erfrischten „Ahhhh!“ fast synchron wieder ab.
Rosa, rosaner, am rosansten! — Oder?
Beim Zurückgehen, Richtung Square entdecke ich noch eine Chill-Box. Das Highlight meines Sohnes in jüngeren Jahren. Eis zum Selbstdekorieren. Ab hier kann sich wohl jeder selbst ausmalen, wie diese Besuche damals mit Kind ausgeartet sind.
Ihm zu Ehren betrete ich mit Doris im Schlepptau eine allerdings kleine Version dieser rosaroten Kette.
Ich nehme mir eine kleine Portion Frozen Yogurt und lasse flüssige weiße Schokolade darüber laufen. Doris entscheidet sich für Vanilleeis und nimmt braune Schokolade und Streusel dazu. Dann wird das alles gewogen, bezahlt und draußen auf kleinen pinken Tischchen verzehrt. Ich esse wenig, bis kein Speiseeis, doch hier mach ich eine Ausnahme.

Ich fotografiere mein Becherl und schicke das Foto gleich meinem mittlerweile, Gott sei Dank, erwachsenen Sohn weiter. Der reagiert mit einem Herzerl und mir schmeckts gleich noch ein bisschen besser.
Gegenüber an der anderen Straßenseite befindet sich eine wunderschöne Bar, ein einfallsreicher Hingucker.

Ein griechischer Gentleman
Zurück am Square schauen wir uns nach einem Taxi um, der Stand ist uns ja auch bekannt, also kein Grund zur Aufregung.
Da rollt uns doch tatsächlich ein Taxi entgegen. Ich winke, es bleibt stehen und ich frag den Fahrer, ob er den frei sei. Er ist bestellt meint er bedauernd, deutet mir aber, dass ich kurz warten soll, zückt sein Handy und versucht uns ein weiters Taxi zu organisieren.
Zur gleichen Zeit bekommt er eine Nachricht, dass seine Bestellung wohl doch nicht mehr gilt, er steigt aus, und läuft zu einem nahe liegenden Lokal in der Fußgängerzone um sich wohl zu vergewissern. Perplex schauen wir dem konfusen Gehabe des schmächtigen Griechen zu, der hier anscheinend sehr motiviert seinem Job nachgeht.
Grinsend kommt er zurück! „It´s yours!“ schreit er von weitem, breitet beide Arme in Richtung Taxi aus und öffnet mir dann sogar noch die Autotür. Wir freuen uns alle drei, er verliert keine Fahrt und wir sind gleich daheim. Während wir den Rand des uns bereits bekannten Platzes entlang fahren, entdecken wir die Bummelzughaltestelle und somit ist diese Frage auch beantwortet.
Beim Hotel bittet der Fahrer uns um zwölf Euro. Er bekommt auch fünfzehn.
Jetzt aber richtig!
Wir suchen uns zwei Liegen am Pool und beschließen, dass es wohl wieder Zeit für Cocktails wäre. Doris schaut mir in die Augen :“Jetzt aber schöne!! Ich zahle gerne auch zehn Euro.“ Ich verstehe, bin ihrer Meinung, nicke und gleite in meinem schwarzen Satinfetzerl zur Poolbar.
Grinsend will mir der Barkeeper die Karte in die Hand drücken. Ich schüttle nur den Kopf und bestelle zwei mal „Zeus Nektar“ – aber diesmal, teile ich ihm, mit erhobenem Zeigefinger mit, so wie im Uranus.
Meine Begleitung und ich kennen nun beides und wollen die hier bestellten Getränke nur mehr so wie im Restaurant. Wir sind auch bereit mehr dafür zu zahlen. Ein bisschen komm ich mir grad vor, wie ein nerviger Gast und bin es wohl auch gerade. Trotzdem behalte ich die Nase oben und lass den Bauch eingezogen.
Er schaut mich groß an, versteht mich nicht wirklich. Naja, gut. Mein Englisch ist ja auch nicht unbedingt von bester Qualität. Aber von der Seite her schaltet sich ein Mäderl vom Service ein. Sie lächelt mich an und versteht meinen Wunsch. Der „richtige“ Barkeeper, meint sie und knickt dabei Zeige- und Mittelfinger zweimal ab, kommt erst um fünf Uhr nachmittags (das erklärt vieles!), aber sie wird sich schlau machen und uns unsere gewünschten Getränke bringen. Ich bedanke mich bei ihr, sehe, wie sie zum Handy greift und schwebe grinsend zurück zu unseren Liegen.
Kurz darauf bringt sie uns zweimal „Zeus Nektar“, wir grinsen, sie auch. Das Mäderl entschuldigt sich noch für die anderen Gläser, doch am Pool dürfen nur welche aus Plastik verwendet werden. Sie sind perfekt! Wir freuen uns und zahlen trotzdem nur acht Euro pro Glas.

Alarm gegenüber
während wir glücklich an unseren schönen Nektaren schlürfen, beginnt an der anderen Seite des Pools jemand zu husten.
Wir schauen auf und beobachten eine Britin um die sechzig, die soeben entsetzt das Glas in ihrer Hand anstarrt. Ihr männlicher Begleiter fragt sie was denn los sei und sie drückt es ihm in die Hand. Er macht einen kräftigen Schluck und muss nun äußerst cool bleiben. Interessiert beuge ich mich nach vorne und beobachte ihn genau.
Ich sehe seinen Adamsapfel auf und ab hüpfen, auch seine Gesichtsfarbe ändert sich im Sekundentakt immer wieder. Ich weiß genau, welche Alarmglocken gerade bei ihm läuten, er aber (und jetzt kommts!!!) noch einen Schluck macht. Seine Begleitung schaut ihn mit großen Augen an und das ist es wohl, was er damit bezwecken wollte.
Das Glas stellt er so cool wie möglich weit weg zu einer anderen Liege, meint aber hochtrabend zu seiner noch immer leicht hustenden Dame, dass das eh nicht so schlecht sei. Das Glas bleibt unberührt, zu drei Viertel voll dort stehen, bis es wohl die Reinigungskraft findet und entsorgt.
Ich grinse wissend und auch Doris weiß Bescheid. Der „Golden Apple“ verwöhnt eigentlich mit whiskey, citrus syrup und choco bitters. Die Überraschung das ganze mit Absinth „verfeinert“ zu bekommen, bleibt unerwähnt…. (wie war das mit dem Barkeeper?)
Abendessen bei Claude
Doris war noch nie in Griechenland. Somit ist es mein Auftrag zumindest einmal mit ihr Gyros Pita essen zu gehen. Bei unseren, bereits bekannten Restaurants gibt es alles, ein Pita allerdings nicht. Das ist Nahrung zum Mitnehmen, Essen auf der Straße, also streetfood.
Für die Abendverpflegung wenden wir uns deshalb diesmal nach links und schauen uns bewusst in dieser Ecke um. Hier reiht sich ein Geschäft neben das andere, mir persönlich fehlt hier aber ein bisschen der Charme. Viele Lokale sind geschlossen, die verstaubten und beschmierten Auslagen erinnern eher an Endzeit und Armut, als an Urlaub. Womit ich wohl oberflächlich klinge und auch gerade bin.
Gar nicht weit finden wir eine Fastfood-Taverne, das „Melon-Pub“, direkt an der Straße. Ein riesiger Griller mit Glasscheiben zeigt den Passanten eine Reihe bald knuspriger und bereits duftender Hühner.

Neugierig treten wir ein und bekommen gleich einen Tisch, fast direkt an der Straße, zugewiesen. Zwei Mal Mythos und die Karte sind schnell gebracht.
Der Kellner (um die fünfzig) ist außergewöhnlich gut gelaunt und stellt sich einem anderen Gast als „Claude“ vor. Er erzählt ihm, dass er hier alleine mit seiner Frau arbeitet, sie in der Küche steht, er den Rest erledigt und beide das aus Leidenschaft und Freude an der Sache tun.
Gyros Pita gibt´s hier wieder nicht. Aber Souvlaki (Spieße) ich entscheide mich dafür und empfehle Doris das gleiche zu wählen.
Es wird hier zusehends voller, in kürzester Zeit sind alle Tische besetzt. Ein gutes Zeichen, denk ich mir und bin über diese Straßentaverne überrascht, haben wir hier etwa ein Geheimtipp entdeckt?
Während Claude an anderen Tischen die Bestellungen aufnimmt, hört er anscheinend auch bei den anderen zu und wünscht uns, nachdem er auch unsere Souvlaki aufgeschrieben hat, ein herzliches „Prost!“ Wir schauen ihn groß an und prosten zurück. Er lacht laut auf und versprüht eine Welle der Freude und Zufriedenheit.
Unsere Spieße sind wundervoll und das kühle Bier dazu ein Genuss.

Die Autos auf der nahen Straße fahren dröhnend vorbei, doch irgendwie stört das gar nicht. Die Hendln im Griller drehen sich und verströmen einen angenehmen Geruch.
Die Gäste hier sind alle ausgeglichen und entspannt, die meisten haben bereits etwas zu trinken, oder zu essen und wer nicht, erkennt in Claude einen willigen, aber einsamen Kämpfer, dem man gerne mehr Zeit einräumt.
Claude läuft unermüdlich auf und ab. Scherzt mit jedem seiner Gäste, klopft ihnen auf die Schultern und hört ihnen zu, er nimmt sich Zeit für jeden und wird nicht müde sein freundliches Lächeln zu zeigen. Er ist ein Quell der Freude und verblüfft mit seiner fast überall gleichzeitigen Präsenz.
Doris und ich haben uns diese herrlichen Spieße vollständig einverleibt und die letzten Tropfen Mythos aus den großen Gläsern in unsere Münder gekippt. Vorsichtig, ohne irgendwelchen Stress zu verursachen, halte ich Claude beim nächsten Vorbeikommen auf und bitte ihn um die Rechnung.
Das wird leider ein bisschen dauern, meint er entschuldigend, bittet uns aber daraufhin sofort an die Bar, dort bekommen wir noch etwas zu trinken, solange wir warten müssen. Na, das lassen wir uns nicht zweimal sagen und betreten den Innenraum der Taverne.
Dunkle Ecken und ein Jobangebot
Hier ist es dunkel, trotzdem sitzen auch hier Gäste an den Tischen und ich frage mich wieder, wie Claude das nur schafft.
Auf einmal ist er hinter uns, bittet uns zu einer großen massiven, aus dunklem Holz gefertigten Bar weiter.
Schnell sind von ihm drei Lemoncelli ausgeschenkt und wir stoßen mit Claude im finsteren Winkerl der dunklen Bar an. Er entschuldigt sich erneut für die Verzögerung, die eigentlich jetzt gerade erst entsteht und schenkt nochmal herzhaft nach. Fast nebenbei fragt er uns, ob wir im Service Ahnung hätten, er bräuchte dringend Hilfe.
Mitleidig schauen wir ihn an und schütteln beide den Kopf. Na gut, meint er und kassiert von uns lächerliche sechsunddreißig Euro. Natürlich geben wir tip und verabschieden uns von der personifizierten, langsam müde werdenden, Lebensfreude in einer unscheinbaren Straßentaverne.
„Tschüss!“ schreit er uns nach. „Nein!“ sag ich, „Das heißt Baba!“ und grins ihn an. „Paba!“ meint er und wir lachen alle.
Mit Fred bergauf
Gegenüber unserem Hotel führt ein steiles Gässchen auf einen nahen Hügel. Ein Wegweiser informiert über die dort oben liegende Cave-Bar. Diese wollen wir uns heute anschauen.
Ein Fahrzeug, es erinnert mich an Fred Feuersteins Gefährt, dient hier als Shuttle und transportiert die Gäste zur und von der Bar. Der fahrbare Untersatz wird mit Treibstoff welcher Art auch immer betrieben, ansonsten gibt es kaum einen Unterschied zu der Zeichentrickkiste meiner Kindheit.
Drei zukünftige Gäste der Cave-Bar sitzen bereits in dem rosa Gefährt und wir deuten dem Fahrer, dass wir auf die nächste Fahrt warten. Nein, meint der, wir sollen einfach hier Platz nehmen und zeigt auf ein schmales Bankerl hinter der Rückbank, an der Rückseite des Fahrzeuges und nach hinten schauend. Was hier? Mit großen Augen starren wir den schmalen, gepolsterten Streifen an.

Doris und ich verzaubern unsere Umwelt heute mit süßen Miniröcken. Unsere Hintern passen gerade so auf diese vielleicht fünfzehn Zentimeter tiefe Bank, unsere Arme schlingen sich Halt suchend um den Überrollbügel (?!). Und unsere Beine? Die spannen wir mit gespreizten Schenkeln in und auf die Stoßstange. Die Minis werden aufs Äußerste gedehnt und rutschen dann resigniert in unsere Hüftbereiche.
Relativ flott zischt Fred mit uns den Weg bergauf, womit wir noch weiter aus dem Wagen hängen, als nötig. Von Ladies ist keine Rede mehr, unsere Höschen sind zumindest in ganz Kalamaki zu sehen. Verbissen, krampfhaft und laut lachend schauen wir auf den unter uns vorbei zischenden Asphalt und ich hoffe, dass uns nicht die Kraft verlässt.
Fred kennt kein Pardon und nimmt die nächste Kurve, als wäre jemand hinter uns her. Da ist niemand! Wir sehen das genau!
Er beschleunigt und findet anscheinend Gefallen an den von uns gegebenen ängstlichen und zugleich amüsierten Geräuschen.
Oben angekommen, lachen endgültig alle Mitfahrenden und die Stimmung ist jetzt schon grandios.
In der Höhlen-Bar

Einige Stufen führen hinauf in die Cave Bar. Es erwartet uns eine Miniaturburganlage mit traumhafter mediterraner Flora. Die großen Palmen und Kakteen unterstreichen hier den Eindruck des Wilden, des Urtümlichen. Die Sitzgelegenheiten aus Rattan werden auf Terrassen aufgeteilt.

Uns wird gleich ein Platz beim Eingang und vor einem großen Lautsprecher zugeteilt. Die Stühle sind bequem, trotzdem springe ich gleich wieder auf. Doris weiß schon Bescheid. Ich muss fotografieren gehen.
Die Stufen ein bisschen weiter rauf entdecke ich den Grund der Namensgebung. Eine kleine Höhle mit zwei Tischen, Bänken und Hockern.

Es dringt ein modriger Geruch heraus und ich denke, dass ein Foto davon wohl reicht.
Die Treppen weiter nach oben komme ich in eine Art Burgturm mit weitern Plätzen für Gäste.

Durch die Zinnen hat man einen wunderschönen Blick auf Kalamaki, das Meer, ein leuchtendes Laganas (ein Ort des Halli und Galli) ein paar Kilometer von hier entfernt und ein bisschen glitzert sogar in der Ferne Cameo-Island. Zum Fotografieren, ist es leider bereits zu dunkel, aber ich beschreibe es euch ja eh.
Nona, Pornstar! (Und jetzt, wer wirklich mitmachen will….tja, Musik streamen!)
Zurück an unserem Tisch wedelt Doris bereits mit der Getränkekarte und zeigt mir, denn verbal unterhalten geht vor dem Lautsprecher kaum, auf ein uns bereits sehr gut bekanntes und geliebtes Getränk.
Schnell kommt auch ein Servicemensch und wir bestellen uns zeigend unsere Lieblingscocktails. Die Musik, die hinter uns den Ursprung findet kommt aus den Siebzigern und Achtzigern und gerade ist „Rush Hour“ von Jane Wiedlin zu hören. Alle Gäste nicken im Tackt mit den Köpfen, genießen das Rundherum und ihre Getränke.

Zwischen den Tischen wäre genug Platz um zu tanzen und vor meinem geistigen Auge entsteht eine herumspringende, gut gelaunte, mitsingende Menge in diesem traumhaften Ambiente.

„Message in a Bottle“ von Police lässt auf einmal tatsächlich eine Dame aufspringen, ihre Schuhe hat sie bereits ausgezogen. Sie tanzt los, der Stuhl hinter ihr, der Tisch vor ihr. Sie tanzt. Ich grins. Jawoll!
Hinter uns dröhnt „Long Train Runnin`“ von The Dooble Brothers. Die Maus gegenüber, sicher bereits stolze 50 Lenze plus, gibt es sich hemmungslos.
„Blindet by the Light“ vom Manfred, naja, was soll ich sagen, da reißts wirklich alle mit und wir bestellen uns noch eine Runde Pornstar.
In Laganas wird auf einmal ein Feuerwerk gezündet und wir haben hier einen wunderschönen Blick auf das bunte Spektakel. Es ist viel zu laut um ein kollektives „Aahh!“ zu hören, aber irgendwie kann man es spüren, ich schau mich kurz um und alle Gäste der Cave Bar genießen, zumindest lächelnd, diese kurze pyrotechnische Darbietung.
Vor der Bar laufen zwei kleine Hunde herum und markieren alles und vielleicht auch jeden der ihnen zu Nahe kommt. Die süßen Wollknäuel sind gut aufgelegt und tauchen immer wieder auf, um dann nach Minuten wieder im Dunkel zu verschwinden.
Bei „Layla“ von Derek & The Dominos werden uns die bereits ersehnten Getränke serviert.
Gegenüber kann ich ein Pärchen beobachten, beide starren sie gelangweilt in die dunkle Ferne von Zakynthos. Ihre Getränke sind fast unberührt, er wippt mit dem weiß besockten, rechten Fuß in einer braunen Sandale.
Ich greife, glücklich, dass ich nix mit weißen Socken in Sandalen zu tun habe, zu meinem Getränk und lehne mich grinsend zurück. Doris grinst auch, sie ist meinem Blick gefolgt und versteht mich genau. Gemeinsam wippen wir zu „Listen to the Music“ von The Dooble Brothers (schon wieder die!).
Zu „My Sharona“ von The Knack (die heißen wirklich so!!) verabschieden sich bereits die ersten Gäste wieder und gespannt beobachten wir deren illuminierten Abgang über die Stufen nach draußen.
Es handelt sich hier um zwei Pärchen, der jeweilige Herr packt seine Dame und vermittelt somit ihre Unfähigkeit die Stufen alleine zu bezwingen. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass es genau anders herum ist und er Halt bei der lieben, noch wesentlich nüchterneren Gattin, sucht.
Fred steht bereits parat und wartet auf den Rücktransport.

Unentwegt bringt dieses rosa Gefährt Gäste zur Bar, oder welche nach unten zur Hauptstraße. Nur einmal konnte ich einen Mann auf „unserer“ Bank beobachten, er hat sich allerdings sehr schräg darauf nieder gelassen und somit unsere Einlage fix nicht geschlagen.
„Up Around The Bend“ von Creedence Clearwater Revival. Die Sandale wippt, die Begleitung gähnt. Wir grinsen. Die Tanzmaus hat sich auch wieder hingesetzt und saugt gierig an ihrem Safterl.
Zu „Fly Like An Eagle“ von der Steve Miller Band verlassen die nächsten Gäste unsicher über die Stufen die Bar. Wie passend!!
Doris und ich sind diesbezüglich bereits sensibilisiert und jeder unsichere Schritt des alkoholisch beeinträchtigen Gastes löst bei uns ein wildes, schadenfrohes Grinsen, oder tatsächlich auch ein verhaltenes Lachen aus.
„Heart Of Gold“ von Neil Young, naja, ein Herz aus Gold hamma nicht unbedingt, zumindest heute nicht mehr, aber … wer will das schon?
In Rudeln verlassen die Gäste mittlerweile diese Traumbar und bald sitzen wir fast alleine hier herum. Nicht, dass die anderen die großen Stimmungsmacher waren, aber anscheinend ist jetzt wirklich Zeit zu gehen.
Wir bitten um die Rechnung und zu „Give A Little Bit“ von Supertramp kommt der Kellner um zu kassieren. Natürlich geben wie auch ein bisschen mehr und beim Verlassen der Cave-Bar über die Stufen, passen wir besonders auf. Es passiert uns nix, Fred ist gerade nicht da und wir marschieren begleitet vom Gebell der kleinen Hunde zu Fuß die schmale, überraschend kurze Strecke wieder bergab.
Michael schaun… (und wieder, meine Lieben ….jaja….streamen)
In der Antonis-Pool-Bar tritt heute Abend noch Michael Bublé auf, den wollen wir eigentlich auch noch sehen (Freizeit/Urlaubsstress??!), aber es geht sich alles aus.
Unser Erscheinen beim Antonis löst ein freundliches „Willkommen“ aus. Schnell bekommen wir unseren Platz und natürlich, nachdem wir lächelnd bestellt haben, unsere Pornstars, meine Güte, die vielen Vitamine!!
Zu „Feeling Good“ tanzt Michael im dunklen Anzug vor einer heute traurig, kleinen Menge von Besuchern. So eine tolle Nummer, denk ich mir und habe das Gefühl, dass ich hier alleine mit schunkle.
Die Getränke sind wieder traumhaft, das Personal wieder außergewöhnlich freundlich und bester Stimmung.
Michael swingt sich durch seine entspannenden Nummern, bei „Home“ schunkeln endlich ein paar Zuhörer mit.
Eine Stimmung wie gestern kommt hier nicht im geringsten auf, es stören auch die vielen leeren Tische rundherum.
Michael lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und haut einen Hit nach dem anderen raus, gerade schwingt er seine dunkelbehoste Hüfte zu „Haven´t Met You Yet“.
Die Palmen leuchten so grün wie gestern, der Pool so blau wie gestern, das Service strahlt wie gestern und Michael ist echt nicht schlecht. Die Stimmung ist trotzdem nur ein gestriger Abklatsch. Schade eigentlich.
Um Mitternacht ist er fertig, der Herr Bublè und wir marschieren gut gelaunt, aber nicht überdreht und herumschreiend nach Hause.
Und unter dem raschelnden Butterbrotpapier, oder den Laken, wie Doris sie nennt, höre ich bereits einschlafend noch den Hahn krähen, über den ich ja noch immer nicht erzählt habe. …
Kalinichta
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