Diesmal besuche ich mit meiner Freundin Sandra eine Restaurant/Bar im Dachgeschoß des „Haus des Meeres“. Die neue Location verspricht einen fantastischen Rundumblick auf die Stadt. Man soll sich hier mit coolen Drinks und kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnen lassen können.
Rauf mit uns!
Na, wir sind gespannt und gelangen neben dem Haupteingang des Zoos zum Panoramalift, der uns in den 11. Stock bringt. Der Lift ist bis auf den Boden verglast und ich bemerke, dass Sandra nur stur in eine Ecke schaut, während wir anderen, der Lift ist fast voll mit erwartungsvollen Gästen, neugierig in die Ferne Wiens blicken. Sandra ist ein bisschen nervös, eigentlich verträgt sie Höhe nicht gut.
Einige Touristen entdecken erfreut den Stephansdom und wieder lächle ich stolz über meine wunderschöne Heimatstadt. Wien, Wien, nur du allein….lalalalaaa.
Die Fahrt dauert nicht lange und wir steigen alle in luftiger Höhe wieder aus. Mir war nicht klar, Sandra hat es mir auch nicht mitgeteilt, dass sie ein derartiges Problem mit der Höhe hat. Dann wären wir halt wo anders hingegangen!? Naja, jetzt sind wir hier und sie startet gleich zielsicher in die Mitte des Restaurants, weg von den Außenwänden.
Der Ausblick ist traumhaft!
Die Terrasse im 11. Stock ist nach außen hin völlig verglast, das heißt, man sieht ohne Hindernisse auf die unter uns liegende Stadt. Die Glaswände sind zirka zwei einhalb Meter hoch und nach oben hin offen. Der innere Bereich ist überdacht und die verglasten Schiebetüren zum ringförmigen Außenbereich sind geöffnet.
Leider weht auch diesmal wieder ein starker Wind (wegen der Höhe warads). Unser Tisch steht gerade an der Grenze des Innenraumes und der Terrasse. Unser Blick auf die Stadt ist fast frei, hin und wieder streift uns eine erfrischende Brise, das ist ganz angenehm, denn es ist ein heißer Sommerabend.
Sandra und ich haben schöne Sommerkleider an, die sehr gut zur Location passen. Der allgemeine Dresscode, zumindest hatte ich vorerst den Eindruck, wäre gehoben. Tatsächlich kommen allerdings auch Gäste in kurzen Hosen und teilweise in besseren Strandkleiderln daher.
Wichtige Optik!
Ich fühle mich in meinem schwarzen, wadenlangen Strickkleid mit dünnen Trägern und schönem Dekolleté sehr wohl, weder over- noch underdressed.
Das Outfit ist für mich immer wichtig, es beeinflusst meinen Eindruck und eventuell sogar den Ablauf des Abends. Ich fühle mich in den richtigen Teilen immer wohl, bin entspannt und kann meinen Aufenthalt genießen. Das ist wohl nicht bei jedem/jeder so.
Nach einer doch längeren Wartezeit werden uns die Getränke- und Speisekarten gereicht und wir beginnen zu gustieren. Der Kellner grinst und geht.
Cheers! Bitte!
Ein Lavendel-Heidelbeer-Spritzer lacht mich förmlich laut an, Sandra hat sich für einen Cocktail entschieden.
Durstig schauen wir uns nach einem Mitarbeiter des Service um, um unsere Bestellungen aufzugeben. Doch weit und breit ist niemand zu sehen.
Wie unterhalten uns derweil, es fällt uns ja immer irgendetwas Wichtiges ein. Doch die Warterei auf den Kellner lässt uns ein bisschen unruhig werden.
Auch andere Gäste sitzen noch auf dem Trockenen. Suchende Blicke von doch einigen Gästen durchstreifen unentwegt das Lokal.
Irgendwann kommt dann endlich wieder ein Männchen vom Service vorbei, er wird von vielen Tischen zugleich mit einem erfreuten „Aahh!“ begrüßt. Ich winke ihm und wir bestellen unsere Getränke. Der Kellner notiert nimmt die Karten mit, grinst und geht.
Weg issa….skeptisch schaue ich ihm hinterher, ob der jemals wieder kommt?
Wir unterhalten uns über Gott und die Welt und genießen immer wieder den herrlichen Ausblick.

Sogar Sandra ist wieder, trotz der Höhe, entspannt. Unser Platz ist für sie wie gemacht, wir sitzen noch drinnen, würden wir die Arme ausstrecken, wären diese auf der Terrasse. Diese Kombination ist für sie wohl in Ordnung und ich finde es schön, wenn sie unseren Abend so genießen kann wie ich.
Wer will Minze?
Nach doch einiger Zeit kommt tatsächlich ein Kellner und bringt uns unsere Getränke. Er stellt sie vor uns ab, grinst und geht.
Mein Lavendel-Heidelbeer-Spritzer ist nahezu göttlich.

Sandras Cocktail schmeckt anscheinend auch,

sie zieht allerdings massenhaft Minzeblätter aus ihrem Glas. Auf einer Serviette vor ihr häuft sich bereits eine Menge nasses Grünzeug. Immer wieder fischt sie ein Blatt, oder gar einen ganzen kleinen Ast aus ihrem Glas. „Versteh´ mich net falsch“, meint sie, „ich mag Minze, aber nicht in diesen rauen Mengen!“. Wir sind gut gelaunt und über diese hemmungslose Minzbeigabe amüsiert.
Sandra möchte gerne noch eine Kleinigkeit essen und wir starten erneut die Kellnersuche. Wäre es hier um Leben oder Tod gegangen, hätte unser Abend hier ein tragisches Ende genommen.
Ist da wer?
In mir erwacht ein Gefühl des nicht Willkommenseins. Kurz überlege ich, dann kann ich es gleichsetzen mit einem Besuch bei einem Baumarkt. Sämtliches Personal löst sich nämlich beim Eintritt des Kunden in Luft auf. Braucht man Hilfe muss man weite Strecken schnell und emotionslos hinter sich bringen und dann beim Auffinden des sich anscheinend versteckenden Mitarbeiters in einfachen Worten und kurzen Sätzen seinen Wunsch kundtun.
Einfallslos…schade.
Mittlerweile ist es dunkel geworden und ich stöckle, Bauch rein, Brust raus, mit dem Handy in der Hand, fotografierend und filmend die 360 Grad Terrasse ab.

Die Spiegelungen des hell erleuchteten Innenraumes an den Schreiben lassen kaum einen schönen, atemberaubenden Ausblick zu. Es wird auch nicht geschickt mit diesem Effekt gespielt, wie bei meinem letzten Besuch im „Juwel“.
Die musikalische Untermalung ist eher unauffällig und die Atmosphäre, die bei diesem Ausblick aufkommen könnte, fehlt leider. Ich komme, nachdem ich versucht habe, ein paar gute Fotos zu ergattern, zu unserem Tisch zurück.
Endlich sind die Getränke- und Speisekarten wieder da und Sandra studiert sie bereits. Ich bleibe lieber bei der flüssigen Verpflegung doch Sandra entscheidet sich für ein Beef-Tatar. Dazu bestellen wir beide eine White-Russian, (perfekt zum Tatar – wem noch net schlecht ist, …- ) einen Cocktail aus Wodka, Kaffeelikör und Schlagobers. Was für die schlanke Linie also.
Irgendwann kommt doch tatsächlich wieder ein Kellner vorbei und bei ihm geben wir schnell unsere Bestellung auf. Dabei werden uns wieder die Getränke- und Speisekarten abgenommen, sehr ungern gebe ich sie erneut aus den Händen. Denn die nächste Bestellung bedeutet ein zweifaches Warten, und zweifaches Auffinden des flüchtigen Servicepersonals. Der kleine Mann vom Service reißt sie mir mit grimmigen Blick fast aus der Hand, klemmt sie sich unter den Arm, grinst und geht.
Eile mit Weile!
Wenig Zeit, Ungeduld, oder Stress ist in diesem Lokal fehl am Platz. Hier hat man die Ruhe weg und eigentlich ist das berühmte Motto: „In der Ruhe liegt die Kraft“ ja auch meines. Doch wenn man von einer Bestellung zur nächsten bangen muss, ob man denn überhaupt noch etwas bekommt, ist es meiner Meinung nach zu viel der Ruhe.
Die musikalische Untermalung wird nicht wirklich besser und die Gäste in Strandbekleidung werden von neuen Besuchern in Pyjamas abgelöst.
Ich stehe divenhaft auf, Bauch rein, Brust raus und stolziere zwischen all diesen deplatzierten Individuen auf die Toilette. Sie befindet sich mitten im Lokal und ist wohl, bis auf die Küche, der einzige Raum mit undurchsichtigen Wänden. Gut so.
Bei meiner Rückkehr stehen bereits unsere Getränke und das Tatar auf dem Tisch. Ich bin erstaunt über die plötzliche Hurtigkeit der Lieferung, nachdem ich ein plötzliches Schläfchen meinerseits, einen leichten Schlaganfall, oder eine Zeitverschiebung ausgeschlossen habe.
Aber HALLO!
Sandra lächelt mich glücklich an und wir stoßen mit unseren Russian an. Ja, hier wurde nicht an Wodka gespart und meine tränenden Augen blicken liebevoll auf das Glas in meinen Händen.
Sandra macht sich über ihr Tatar her und während sie das rohe Fleisch mit Toast zu sich nimmt, genieße ich den Ausblick über die große Stadt.
Das Tatar, meint Sandra, ist genießbar, das ist aber auch schon alles. Und somit kommt wegen den leider nicht eingehaltenen Versprechungen der kulinarischen Köstlichkeiten, ein weiterer Minuspunkt hinzu.

Danach eilt ein unvorsichtiger Kellner bei uns vorbei und schnell bestellen ich nochmal einen LHS (den Lavendel-Heidelbeer-Spritzer) und Sandra möchte noch etwas Wein. Er nimmt unsere Bestellung fast widerwillig auf, grinst nicht und geht. „Hab ich dich!“ denk ich mir leicht Zähne fletschend und jetzt grinse ich.
Die Getränke lassen natürlich wieder auf sich warten und als sie endlich kommen, möchten wir gleich zahlen. Nicht wieder warten müssen, bitte!
Danach machen wir uns bald auf den Heimweg.
Dies ist mein bereits erwähnter „Barsommer“, da kann es natürlich auch passieren, dass man nicht freudestrahlend und verzaubert nach einem Besuch Richtung heimwärts taumelt.
Mein Resüme:
Heute Abend war es nett, ich denke allerdings, dass man aus dieser Location wesentlich mehr hätte machen können. Das Service, wie anscheinend auch die Küche, könnten starken Aufwind gebrauchen. Meiner Meinung nach war die musikalische Untermalung eher mau, die Beleuchtung bei dieser Aussicht zu stark und man sollte sich auch um den Dresscode der Gäste kümmern, somit gewinnt das ganze Flair enorm an Niveau.
Doch Zeit mit guten Freunden verbringen zu können, ist sowieso immer ein Geschenk.
Langsam schlendern wir die Mariahilfer Straße entlang um ein Taxi aufzugabeln und wir grinsen und gehen.
Gute Nacht.
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