Heute besuchen wir die heißen Quellen auf Nea Kameni. Wir frühstücken wieder ausgiebig. Dann müssen wir bald gehen, sollen um 10.30 Uhr unten im Hafen sein, denn um 11 Uhr fährt das Ausflugsboot los.
Irgendwie wird es dann doch später und wir beschließen anstatt den Eselspfad hinunter zu wandern, die Gondel zu nehmen.

6 Euro pro Person und wir sind nach einem Flug an einem Kabel hängend mit wunderschöner Aussicht nach ein paar Minuten unten im kleinen Hafen. Dort besorgen wir uns gleich die Tickets und haben dann doch noch ein bisschen Zeit. Wir marschieren wieder zu letzten Bar und gönnen uns ein Frappé.

Los gehts!
Es herrscht wieder reges Treiben vor uns am Wasser, die kleinen Transferboote sind im Einsatz. Wir zahlen und spazieren wieder zurück.

Unser Ausflugsboot ist schon da, wir steigen ein und ergattern noch einen Platz im Schatten. Es ist ganz schön voll, das Boot. Ich überschlage schnell, es müssten so um die 50 Personen an Bord sein. Dann gehts los, wir legen ab und motoren zu der kleinen Insel in der Mitte des Kraters. Sie besteht aus Lava, die noch immer aus dem Krater quillt. Natürlich handelt es sich hier nicht mehr um flüssiges Gestein.
Wir legen an und werden doch tatsächlich nochmals zur Kasse gebeten. Eine Art Eintritt, 5 Euro pro Person. Na gut, wenn man dann in den heißen Quellen baden kann. Den Bikini hab ich unter Shirt und Short an. Ich bin bereit, so zu sagen. Wir marschieren los.
Wie in den Ötschergräben
Nicht nur unser Boot hat hier angelegt. Es ist einiges los auf dieser kleinen Insel. Es erinnert mich an die Wochenend-Wanderungen in den Ötschergräben. Dort muss man aufpassen, dem Vordermann nicht auf die Fersen zu treten. So ist es jetzt auch. Bald wirds uns zu bunt und wir überholen erstmal die große Gruppe vor uns. Wir filmen und fotografieren, eine Herausforderung, denn die vielen Besucher möchte man ja nicht unbedingt auf den Urlaubserinnerungen haben. Ich frag mich, wann denn die Quellen auftauchen und wie sie aussehen. Wir marschieren in flottem Tempo die Trampelpfade entlang.
Dann sind wir wohl am höchsten Hügel angekommen. Rundherum ist nur karge Landschaft mit Menschen auf den Pfaden, wie Ameisen, zu sehen.

Keine Quellen. Wir versuchen mehrmals eine Gehaufnahme, müssen jedoch immer wieder abbrechen oder lange warten um sie endlich im „Kasten“ zu haben. Ein kleiner gelber Hügel erregt unsere Aufmerksamkeit. Dort gehen wir jetzt rüber! Es riecht nach Schwefel und aus manchen Löchern im Gestein raucht es a bissl, man kann die warme Luft flimmern sehen.
Das musste sein!
Es ist heiß, stinkt und es gibt keine Quellen! Ich bin enttäuscht. Da sehe ich vor mir einen großen Felsen, grins und starte hin. Dort schmeiß ich meinen Rucksack in den Sand, zieh mir mein Shirt aus und beginne mich lasziv daran gelehnt zu rekeln. Meine neue, alte, große Liebe (ja richtig, dazu gibt es einmal ein Buch, sehr gut aufgepasst!) filmt mich und macht Fotos von mir.

Das bleibt natürlich nicht unbemerkt. Einige vorbeikommende Herren meinen, dass ihre Begleitung sich doch auch halbnackt an einen Felsen lehnen könne. Ich höre empörtes Schnauben der gefragten Damen. Ich grins. Ja, das hab ich jetzt gebraucht. Jetzt macht die Sache wieder Spaß.
Ich zieh mir mein Shirt wieder an und wir marschieren zurück zum Boot. Wieder in der Horde. Am Boot bekommen wir nur mehr einen sonnigen Sitzplatz. Wir tauschen ihn noch vor Abfahrt in einen schattigen Stehplatz um. Und dann…legen wir ab.
Wir fahren jetzt zu den Quellen, werden wir über die Lautsprecher informiert. Die sind im Meer, das Wasser dort ist besonders warm. Nach einer kurzen Fahrt werden die Motoren wieder abgestellt und wer möchte kann jetzt hier ins Wasser springen. Für eine derart nasse Angelegenheit bin ich nicht ausgerüstet. Hab nichtmal eine Spange für meine Haare dabei.
Sie springen wie die Lemminge
Die Hälfte der Gäste springt vom Boot ins Wasser. Es werden Schwimmnudeln nachgeworfen. Im Wasser wurdlts.
Vor mir ist ein Platz frei geworden. Ich setzt mich hin. Nach kurzer Zeit klettern einer nach dem anderen wieder ins Boot. Dann kommt eine tropfende Person auf mich zu und meint, dass das ihr Platz ist. Ich lächle milde. „Weißt, wie das in der Straßenbahn ist? Wer aufsteht verliert.“ möchte ich sagen, stattdessen rutsche ich einen halben Zentimeter zur Seite. Weiter milde lächelnd.
Sie merkt wohl, dass das jetzt da mit mir keinen Sinn macht und sucht sich schnaufend einen anderen Platz. Oder muss jetzt stehen, es interessiert mich nicht. Endlich fahren wir weiter, ich schaue aufs Meer. Kurze Zeit später sind wir wieder im kleinen Hafen, steigen aus und marschieren zielsicher zu unserer Bar ganz am Ende. Zwei kühle Bierchen und die Welt sieht gleich wieder ganz anders aus. Die musikalische Beschallung ist wieder gewöhnungsbedürftig, trotzdem fühlen wir uns hier sehr wohl . Wir werden sogar vom Servicepersonal wieder erkannt und auf ein Bier eingeladen. Schön!
Wieder beobachten wir die Transferboote und die Gäste, die aus- und verschwitzt wieder einsteigen. Die großen Kreuzfahrtschiffe warten geduldig und wenn sich so ein Riese doch endlich wieder auf den weiteren Weg macht, kommt recht bald ein neuer daher und weiter gehts für die kleinen Transferboote.
Nein, ich reite nicht!
Den Eselspfad ersparen wir uns, sind heute ja eh schon brav marschiert. Und da ich mich noch immer weigere einen Esel zu reiten, fahren wir mit der Gondelbahn wieder nach oben.
Und jetzt ab ins Hotel zum Pool. A bissl relaxen und abkühlen.
„Unsere“ Liegen sind frei als wir die Poolanlage betreten. Schnell machen wir es uns auf ihnen bequem und blödeln dann im kühlen Wasser des Pools herum.

Mit einem traumhaften Cocktail im Mund, griechischer Sonne auf der feuchten, gekühlten Haut und entspannender House-Musik in den Ohren, lieg ich auf meiner Liege und liebe mein Leben.
Ich schau auf das hellblaue Glitzern vor mir und verspreche mir, in Zukunft jedes Jahr in so einer Traumanlage Urlaub zu machen. Dann kommt auch noch die Bardame mit den süßen Shots vorbei und ich kämpfe mit den Freudentränen.
Brauchen wir was?
Irgendwann ist es dann wieder 18 Uhr, die letzten Housetöne verklingen und die Bar schließt. Wir packen zusammen und gehen in unser Zimmer. Während wir uns frisch machen, um später in die Stadt zu gehen, klopft es an unserer Türe. Ich wickle mir ein Badetuch um, komm ja gerade aus der Dusche, und öffne. Es ist eine Dame vom Reinigunspersonal. Ob wir alles haben, irgendetwas brauchen? Soll sie eventuell irgendwo wischen, oder sauber machen? Ich schau sie überrascht an, fang mich aber rasch und lehne freundlich und dankend ab. Dann schwöre ich mir erneut: Nächstes Jahr will ich wieder so einen wunderbaren Luxus genießen.
In der Stadt essen wir eine Kleinigkeit und schlendern durch die wunderschönen Gässchen. Wir kommen an ein paar sehr interessant aussehenden Bars und Clubs vorbei. Ich grins. Die will ich noch unbedingt besuchen und teile das meiner neuen, alten, großen Liebe (jajajaja…) mit, er nickt nur abwesend. Ich versuche mir den Standort zu merken. Gar nicht so leicht in diesem Gässchengewirr. Gerade für mich, ich habe eigentlich überhaupt keinen vorhandenen Orientierungssinn. Aber wie sagt man so schön?
Ohne Orientierungssinn sieht man mehr von der Welt.
Dann drückt uns ein junger Mann einen Gutschein in die Hand. Happy Hour in der Bar „Brothers“. Na, gut! Schauen wir uns die mal an. Wir bekommen in besagter Bar gerade noch einen winzigen Tisch draußen, gleich neben dem Eingang. Direkt neben uns spazieren viele hübsch gemachte Touristen vorbei. Da gibts viel zu schauen und da ja Schönheit im Auge des Betrachters liegt, viel zu lästern und zu lachen.
Ich bestelle einen Pina Colada, wir bekommen zwei wegen der Happy Hour. Na, fangen wir mal mit denen an. Ich mach einen Schluck. Na, servas! Der kann gar nix. Schmeckt irgendwie nach allem und ich könnte nicht sagen wonach genau. Wir schlürfen lustlos unsere, Gott sei Dank, recht kleinen Cocktails. Und langsam merke ich, dass es meiner neuen, alten, großen Liebe ( Ahja, das Buch! Richtig!) ein bissl zu viel wird. Es bewegen sich ja doch viele Menschen in stätigem Strom an uns vorbei.
Geschafft! Die Gläser sind leer. Wir machen uns auf den Weg zum Hotel. In unserem Zimmer setzen wir uns dann noch mit einer Flasche Rotwein auf den Balkon. „Siehst,“ sagt meine neue, alte, große Liebe (ein Buch? Welches Buch?) „so sitzen und etwas trinken ist doch viel schöner.“ Ich finde beides schön. Mag den Trubel und die Leute und mir wird klar, dass ich die heute gesehenen Bars und Clubs wohl vergessen kann. Wir sind halt doch sehr verschieden, meine neue, alte, große Liebe (aso, das Buch, jaja, natürlich!) und ich.
Kali nichta.
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