Oder

Wer schreit, verliert! Oder?

Um vier Uhr morgens machen sich unsere Handys bemerkbar und wir uns ohne großes Theater für die Abreise bereit.

An der Rezeption steht diesmal ein Herr, er ist freundlich und fit, während wir noch ein bisschen unsicher und zerknautscht unterwegs sind, ihm geben wir unsere Schlüsselkarten und begleichen unsere Konsumationen im Uranus und am Pool.

Danach gibts ein kurzes Warten vor dem Hotel. Es ist noch dunkel,

sonst wird hier noch überall geschlafen, oder sich maximal unter den raschelnden Leintüchern, oder Laken, wie Doris sie nennt, umgedreht. Es ist still und kühl.

Fast überpünktlich bleibt ein großer Bus vor unserem Hoteleingang stehen. Der Fahrer steigt aus und hievt unsere Koffer in den Bauch des Busses. Er ist bereits fast voll, der Bus, nicht der Fahrer. Wir steigen ein und ergattern noch zwei von den wenigen freien Plätzen.

Während die griechische Nacht an unseren Busfenstern vorbei zieht, unterhalten sich die Fahrgäste leise in unverkennbarem Österreichisch miteinander. Ich grins, wo wards ihr alle?

Diese Woche war in fast ausschließlich englischen und mir leider noch immer unverständlichen griechischen Worten eine gute Übung für mich und hat mir auch hier gezeigt hat, dass ich mit meinen diesbezüglichen Kenntnissen zurecht komme. Ich meine, ich wollte ja eh nicht philosophieren….

Ja, und jetzt?

Um zirka 5 Uhr 30 steigen wir am Flughafen aus. Jeder von uns zieht übernächtig sein Gepäck hinter sich her und im Kollektiv suchen wir unsere zuständigen Schalter. Brav stellen wir uns bei dreien an und rücken langsam weiter nach vor. Ungefähr ab der Hälfte beginnt die Vorwärtsbewegung in Richtung der bereits jetzt total genervten Damen hinter Glas zu ruckeln, und kommt dann endgültig zum Stillstand.

„Vienna in one hour!“

wird unseren fragenden, noch immer müden, Gesichtern sehr ungehalten entgegen gebrüllt. Überrascht werden noch vom Schlafsand verklebte Augen aufgerissen und wie Lemminge wackeln wir aus der Schlange und suchen uns für diese Wartestunde eine Sitzgelegenheit.

Doris und ich haben uns gestern noch zwei gekühlte Kaffees besorgt. Die hole ich jetzt aus meinem Rucksack und relativ gemütlich lehnen wir uns zurück und hoffen, dass das Koffein seine Wirkung tut.

Neugierige Blicke unserer Reisegruppe legen sich auf unsere Getränke. „Wo hobtsn de her?“ Tja, mitgebracht. Ein mildes, mitleidiges Lächeln unsererseits wird wiederum mit einem resignierten und hilflosen beantwortet.

Am Nebentisch wird über gewisse Arbeiten bei der Gemeinde weise gefachsimpelt und plötzlich wünsche ich mir wieder die Situation des Nicht-, oder Kaumverstehens herbei.

Unser Flug geht um acht Uhr fünfundzwanzig. Alle heimfliegenden Gäste wurden mit einem Bus abgeholt und werden zizerlweis in die jeweiligen Flugzeuge gesetzt.

Und nocheinmal!

Die Stunde ist überraschender Weise bald um und geschlossen wanken wir wieder zu den Schaltern. Diesmal nehmen die Damen (um Himmels Willen, schauen die grantig drein!) unsere Koffer ab und schicken uns weiter. Wir haben keine Tickets bekommen. Ahja…die QR-Codes von Katja kommen jetzt zum Einsatz….hoffentlich.

Ich zücke mein Handy und suche die Codes, ein nettes Mäderl scannt sie und schickt uns weiter. He!!! Auch das ist mir neu und es hat funktioniert! Ich lerne und lerne.

Danach kommen die Metalldetektoren, wir packen unsere Sachen in diese Kunststoffbehälter und schließen brav auf. Nicht brav genug, wie es scheint. Ein zerrupfter, recht großer Grieche beginnt wild mit uns herum zu schreien. Ich schau ihn völlig entgeistert an. Was hatta denn?

ELLA-ELLA-ELLA!!!

Diesen wütenden Ruf kenne ich hauptsächlich nur, wenn mit armen, schwerbepackten Eseln herumgebrüllt wird. Ich schau den schreienden Menschen an, versuche meinem Blick etwas Fragendes beizumengen. Doch ich habe schnell das Gefühl, ich handle hier zu subtil. In seinen blutunterlaufenen Augen kann ich nur mehr Wut und Hass erkennen und (pseudo)demütig beuge ich wie alle anderen mein Haupt und versuche schneller zu warten. Er brüllt weiter herum und wirft mit den bereits wieder geleerten Kunststoffbehältern herum.

Wie Vieh werden wir hysterisch schreiend durch die Detektoren getrieben. Es ist eine sehr unangenehme Situation. Ich merke wie sich Angst breit macht, die Leute rund um mich sind verunsichert und nehmen mit zittrigen Händen ihr Handgepäck wieder an sich. Still sind sie und die Blicke sind nach unten gerichtet. Was soll das hier?

„Ja, so machst uns den Abschied leicht, du Idiot!“ Denke ich mir und schau erst auf, als ein Finger auf mich gerichtet wird. „YOU, YOU!“ schreit mich eine weitere Person geifernd an.

Zum Aufregen zu müde

Ich werde ein bisschen zu laut gefragt, in welchem Kunststoffkisterl mein Zeug liegt. Dieses wird mit mir zu Seite genommen und ich soll meinen Rucksack ausräumen. Nun, das mache ich und bin froh, keine gebrauchte Unterwäsche reingesteckt zu haben. Obwohl…

Mit einem kleinen Tuch wird mein Handy, der Zippverschluss an meinem Rucksack und meine Tascheneingriffe an meiner Hose abgewischt. Ah! Auch das kenne ich schon. Ich wurde gerade auf Sprengstoff kontrolliert. Ja, genau!! Oh, ihr Lieben, ich weiß, dass ich explosiv bin, mein Körper ist eine Waffe! Ich muss mir fast ein Grinsen verkneifen und ignoriere eiskalt den entschuldigenden Blick des Typens mit dem Fetzerl.

Ich überrasche mich selbst mit meiner Ruhe und packe entspannt meine Sachen wieder ein, während ich einer blassen Dame, der gleich das gleiche Wischmanöver wie mir blüht, gut und beruhigend zurede. Danach verlassen wir den Ort der Angst und des Schreiens. Das also soll der letzte Eindruck unseres wunderbaren Griechenlandurlaubs sein? Schade!

Abflüge und blutige Kämpfe

Wir ergattern gerade noch so zwei Plätze an unserem Gate. Die Gäste nicken teilweise erschöpft ein, manche lesen, so wie wir und manche haben noch immer rote, aufgeregte Gesichter von der Kontrolle und versuchen sich mit leeren Blicken ins Nichts wieder zu beruhigen.

Meine drei Helden werden aus einem Hinterhalt aufs Brutalste angegriffen und der Boden tränkt sich mit Blut. Nun fühle ich mich auch hier betrogen und enttäuscht und klappe augenverdrehend mein Buch zu.

Bald darauf ist Boarding und erleichtert und müde nehmen wir unsere Plätze im Flugzeug ein. Vier (!) rotgewandete, äußerst gut gelaunte und überaus freundliche Crewmitglieder heißen uns strahlend willkommen und während uns ein junges, rotes Mäderl die Sicherheitsvorkehrungen erklärt, schweifen meine Gedanken ab.

Sie ist nun vorbei, die lang ersehnte Woche auf einer mir vorher neuen und fremden Insel. Es war ein Urlaub voller:

Engländer (ich habe sie tatsächlich fast lieb gewonnen…)

Musik (wer nicht gestreamt hat, war nicht wirklich mit dabei….)

Sonne (Doris´ Bräune kann man hier, ohne politisch inkorrekt zu werden, nicht beschreiben!)

Emotionen (positive, wie negative)

Tiefer Freundschaft (wertvoller als alles andere)

Alkohol (ja, ich geb´s ja zu…)

Erfahrungen (meine Lieben, man lernt nicht aus, nie!)

Entdeckungen (nun, ihr wart dabei)

Der Start ist so spektakulär wir die Landung! Ich habe das Gefühl, dass der Pilot den Motor bis auf den dritten Gang hochdreht (ich bin Autofahrer(in), und gebe meine Eindrücke hier als solche wieder) und dann die Kupplung kommen lässt. Wir zischen los, es drückt uns in die Sitze, es ist ein unglaubliches Gefühl.

Meine Gedanken schweifen wieder ab und ach ja, der Hahn. Also, das war so…..

„Servus in Wien!“

… hör ich aus den Lautsprechern und langsam rollen wir dem Flughafengebäude in Schwechat zu.

Und das Erlebnis mit meinem Taxi nach Hause, ist eine andere Geschichte.

Bis bald!


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