Oder

Solang der Mensch denken kann, erhofft er sich viel zu viel.

Nach dem Frühstück packen wir unsere Badetaschen, denn die Möglichkeit von Cameo Island ins Meer baden zu gehen, wurde in keiner der aktuellen Rezensionen dementiert. Also, wäre zumindest das noch möglich.

Allerdings bremst ein Blick nach draußen unsere Badelaune, denn es ist bewölkt und diesig. Egal, unsere Badetaschen sind gepackt, wir haben die Bikinis unter unserer Kleidung an und lassen uns von Sophie (jö, es ist Sophie!!!) telefonisch ein Taxi organisieren.

Kurze Zeit später wartet ein Wagen vor dem Hotel und fährt, nachdem wir dem Fahrer unser Ziel genannt haben los, in Richtung meiner noch immer nicht ganz gestorbenen Inselhoffnung.

Ein Traum wird wahr – oder?

Unsere zirka fünfzehn minütige Fahrt führt uns durch Laganas, hier wurde an unserem Cave-Bar-Abend das Feuerwerk gezündet.

Laganas ist das Herz der Unterhaltung und des Nachtlebens von Zakynthos, die Hauptstraße dieses Ortes, der im Winter so gut wie unbewohnt ist, ist zirka 3 Kilometer lang und von zahlreichen Hotels, Restaurants, Pubs, Nachtklubs, Souvenirgeschäften und Märkten gesäumt.

Nun, ihr wisst, ich gehe schon sehr gerne abends aus und auch Doris ist eine Partymaus vor dem Herren, aber dieser Anblick lässt uns beide entsetzt die Augen aufreißen und ein angewidertes „Pfff“ mit gerümpftem Näschen entweicht meinen Lippen. „Las Vegas für Arme“ fällt mir sofort bei diesem Anblick ein, wobei ich weder das eine, noch das andere bevorzuge.

Eine absolut lieblose Häuserflucht mit bunten Fassaden und wohl in der Nacht leuchtenden großen Neonschildern, begleitet uns die Hauptstraße entlang. Der Taxler versteht uns falsch und meint, dass wir hier abends her müssen und es jetzt zu früh ist für Tanzen und Feiern! (Wirken wir wirklich so naiv?)

„No, we don´t like it, like this.“ Der Lenker fühlt sich damit persönlich angegriffen und sagt beleidigt kein Wort mehr.

Nach diesem Fauxpas meinerseits verläuft die restliche Fahrt schweigend durch Olivenhaine, die sich nach Laganas weit ausbreiten.

Ich liebe Olivenhaine, sie vermitteln mir eine fast mystische Entspannung. Wie oft bin ich früher zu Fuß einer einsamen, glühend heißen Straße (mit Hut und Wasserflasche), an Olivenhainen entlang marschiert. Man hört dann in der fast absoluten griechischen Stille, die nur durch Zikadengeräusche (ihr kennt das sicher, dieses CHCHCH…) untermalt wird, von irgendwo im Hain eine unsichtbare Ziegenherde meckern. Sonst nichts. Manchmal wabern kleine Dunstwolken weiter hinten bei den teils uralten Bäumen vorbei. Es ist.. fast unbeschreiblich. Oft wurde ich gefragt, warum ich mir diese Wanderungen bei der Wahnsinnshitze antue. Nun, genau deswegen.

Wir sind da…

Danach folgt ein riesiger, bereits jetzt fast voller Parkplatz. „Cameo Island…“ wirft der Taxifahrer die Worte meiner Träume genervt zu uns nach hinten. Wir zahlen und steigen aus. Hier ist was los! In kleinen Zelten werden diverse Bootsfahrten und Ausflüge angeboten. Unzählige Mietwagen und riesige Busse stehen hier, teils leer, oder bereits wieder zur Abfahrt gefüllt.

Ein bisschen orientierungslos taumeln wir hier herum, bis ich ihn sehe. Den Steg. Zur Insel.

Ich steh da und schau. Es sind natürlich auch viele Besucher unterwegs. Und natürlich auch auf dem Steg. Auf meinem Steg! He!

„Gehn wir?“ fragt Doris und ich sag in Watte gepackt, „Ja, gemma.“

Bereits millionen Male bin ich imaginär über diesen Steg gewandelt. Der Steg ist gerade menschenleer! Schnell ein Foto!

Jetzt gehe ich wirklich darüber. Er wackelt leicht und ich bitte Doris ein Foto zu machen.

Meine Knie sind weich, mein Herz klopft. Ich bin tatsächlich ängstlich was mich da drüben erwartet. Aber ich lasse es, so gut ich kann, nicht erkennen. Eigentlich schleifen meine Nerven gerade am Boden hinter mir her und ich taumle völlig haltlos auf die Insel zu.

Ich mache ein Foto von Doris auf dem Steg, solang niemand nachkommt, das artet fast in Stress und Gerenne aus. Zu Mittag ist hier die Hölle los? Es ist gerade halb zehn Uhr….

Ein paar Stufen hinauf

und oben erwarten uns zwei Damen an der Kasse. Fünf Euro pro Person werden hier verlangt, ich zahle mit tauben Fingern und schaue gebannt den danach erkennbaren, schmalen Weg der von ein paar Pinien bewachsenen Miniinsel entlang.

Ein paar Meter weiter empfängt uns ein Fotograf und macht ein Foto von uns vor den weißen, riesigen Tüchern. Die Tücher!! Ich sehe sie zum ersten Mal aus der Nähe!!

Sie bewegen sich im Wind und ich muss mich zwingen zum Fotografen zu schauen. Dieses Foto wird dann in einen Schlüsselanhänger gebannt, sagt er und wir können ihn in fünfzehn Minuten abholen. Jaja! Ich will runter zu den Tüchern.

Fast gehetzt folge ich dem Weg runter in die kleine Bucht und zu den….ja….genau….den Tüchern. Dem Wahrzeichen der Insel. Gott weiß warum.

Der Himmel ist bewölkt, die Bar geschlossen, mit Brettern vernagelt. Eine leichte Brise bewegt die großen, weißen Fetzen über dem kleinen Strand. An dem, man höre und staune, noch Stühle frei sind. Doris ergreift die Initiative und belegt sofort zwei davon. Ich bin noch immer in Watte gepackt, allerdings ist es schon etwas weniger und langsam kommt wieder etwas Realität durch.

Kein Zauber, keine Magie…ich sollte, verdammt noch mal, meine Erwartungen herunter schrauben. Wie oft hab ich mir das schon vorgenommen! In so vielen Momenten! Und dann, hab ich es endlich wieder (fast) geschafft.

Viel zu spät…

Ich verschließe mein enttäuschtes Herz, öffne die geklärten Augen und nehme die entseelten, verstaubten Bars, die offen herum liegenden Stromkabel und den Müll in den Gebüschen so hin wie sie sind. Ich bin aufgewacht, wieder. Ich bin Jahre zu spät hier…

Von unseren Plätzen mit Schirm kann man wunderbar auf die kleine Bucht und die darüber hängenden Tücher schauen.

Hier habe ich zu den schönsten Tracks getanzt, die besten Cocktails getrunken und hatte hier…..Schluss damit!

Ein klägliches Seufzen entringt sich meiner Brust und dann ist es endlich vorbei.

Neben mir sitzt ein Pärchen, wie immer hat es sich nix zu sagen. Ein Mäderl versucht über den sehr steinigen Ministrand hüfthoch ins Wasser zu gelangen. Es wird zu einem offensichtlich schmerzvollen Unterfangen, das vom männlichen, an Land gebliebenen Anhängsel wild fotografiert wird. Nicht jede Aufnahme wird ihr gefallen.

Wir zwei posen abwechselnd vor dem typischen Cameo-Island-Hintergrund, gehen aber nicht ins Wasser und unsere Fotos, wage ich mal zu behaupten,

werden wieder richtig gut.

Danach schauen wir noch ein bisschen übers Wasser in die Ferne und irgendwann hab ich genug. Doris hat wohl gemerkt, dass ich hier meine Zeit brauche, sie hat sie mir gegeben und ich habe sie mir genommen.

Die Rückkehr auf dem stufigen, schmalen Wegerl über die Insel artet bereits in einem Gegenverkehrsgedränge aus. Die Besuchermenge nimmt minütlich zu. Wir holen noch unsere Schlüsselanhänger

und verlassen … tja, verlassen tatsächlich … Cameo-Island.

Wir kommen gar nicht so einfach über den Steg zurück, die vorhergesagte Menschenmenge drängt unaufhaltsam auf die kleine Insel. Warum auch immer, die Insel ist tot …

Eine Touristin, die uns entgegen kommt, hat doch tatsächlich einen Käfig mit einem Hamster, oder einer Wüstenspringmaus in der Hand. Ich schau nur ungläubig auf den Behälter in ihrer Hand und geh achselzuckend weiter. Soll der „Burli“ auch die Tücher sehen, mir egal.

Taxi!! Taxi??

Endlich haben wir es auf den großen Parkplatz zurück geschafft und ich versuche fieberhaft ein Taxi zu organisieren. Bei einem der Zelte frage ich nach einer Rückfahrmöglichkeit und ein Bub von vielleicht zwanzig Jahren meint, dass gleich beim nächsten Hotel ein Taxistand wäre. Gleich da oben, meint er und zeigt auf eine Anhöhe. Skeptisch frag ich nach, da oben? Ja ja, nur ein paar Minuten zu Fuß.

Nun, ich muss von hier weg und marschiere flott mit einer schnaufenden Doris im Schlepptau den nächsten Hügel hinauf. Die Sonne ist mittlerweile wieder heraus gekommen und es wird wieder schön warm.

Oben angelangt steht zwar ein Hotel, von Taxis aber keine Spur. Wir marschieren weiter, wieder bergab. Da stellt sich uns ein mittelgroßer Grieche in den Weg. Ich frag ihn, während wir auf ihn zukommen, ein bisschen außer Puste, nach einem Taxi. Er grinst und erzählt mir vom heutigen Mittagsmenü in seiner Taverne. Ich hab keine Nerven mehr für sowas. Mit ausgestrecktem rechten Arm schiebe ich ihn zu Seite und nutze meinen Schwung um weiter zu gehen. Hinter mir ruft seine, (vielleicht) Ehefrau, das nächste Taxi finden wir in Laganas.

Ich marschiere weiter und wäre ich alleine gewesen, würde ich es wohl bis zum Abend tun.

Nach einiger Zeit des Bergauf und Bergab, an den vorher beschriebenen, wunderschönen Olivenhainen, die ich jetzt nur mehr am Rande bemerke, vorbei, kommen wir zu einem public-pool mit Bar. Doris ringt nach Luft und ich hab mich endlich halbwegs abreagiert. „Vielleicht da…?“ höre ich atemlos hinter mir und biege in die Anlage ein.

Griechischer Frieden

Zwei Damen an der Bar empfangen uns höflich und ich bitte sie ebenso höflich uns ein Taxi zu rufen. Natürlich machen sie das und bitten uns dabei im Schatten Platz zu nehmen. Ob wir etwas trinken wollen? Nein, danke schön.

Und da ist sie wieder, die Harmonie, die Gelassenheit, die griechische Geduld. Meine Schultern entspannen sich endlich wieder, sinken nach unten und ich kann wieder leichter atmen.

Die Dame am Telefon hängt sicher bereits fünf Minuten in der Warteschleife und verzieht dabei keine Mine. Sie grinst uns hin und wieder an und horcht dann wieder auf die automatische Ansage in ihrem Handy. Dann beginnt sie irgendwann rasch auf griechisch zu sprechen und zeigt mir die ausgestreckte Hand mit allen fünf Fingern. Ich lege daraufhin meine Hand mit ausgestreckten Fingern auf meine Brust und senke den Kopf. Danke!

Während wir warten, schauen wir auf den schönen, mittelgroßen Pool, mit seinem hellblauen Wasser. Außer uns ist keiner da. Es ist still, bis auf die Autos und Busse, die immer wieder hier vorbei zur Miniinsel fahren und frische, unwissende Touristen befördern.

Nach ein paar Minuten stellen wir uns vor den Eingang des public-pools und kurz darauf kommt unser Taxi daher. Schnell steigen wir ein und die Rückfahrt durch Laganas bis zu unserem Hotel bekomme ich nur wie in Trance mit. Ich will nur mehr zurück.

Kofferpacken – schon wieder….

Morgen in aller Früh, um genau zu sein um vier Uhr fünfzig (!), werden wir für unseren Heimflug vom Hotel abgeholt. Gleich nach unserer Rückkehr in unser wunderschönes Zimmer, öffnen wir uns erstmal ein Mythos und beginnen, nachdem wir uns nach dem ersten kühlen Schluck gegenseitig ein genüssliches „Ah!“ zugeraunt haben, unsere Koffer mit all unseren mitgebrachten Sachen, den neuen gekauften und den Mitbringseln zu füllen.

Überrascht nehme ich hiermit zu Kenntnis, dass auch Kofferpacken eine Frage des Übens ist und ich hier wohl langsam den Dreh heraußen habe.

Wir sind rasch fertig, schnappen uns unsere Poolausrüstungen und liegen ein paar Minuten später entspannt, umgeben von leisem Deep-House aus der Boom3 und einem weitern, eiskalten Bier auf zwei gemütlichen Liegen.

Während Doris wieder leicht brutzelnd in der Sonne ein Nickerchen macht, greife ich zu meinem Buch und feiere, teils im Schatten, mit meinen Helden das emotionale Wiedersehen.

Piekfein im Uranus

Heute Abend, unserem letzten Abend, wollen wir nochmal im Rondo essen gehen. Davor allerdings heißt es, uns frisch und schön machen. Doris (Hexe?) ist, wie bereits berichtet wieder nach zirka drei einhalb Minuten fix und fertig, danach geh ich ins Bad und brauch mindestens meine halbe Stunde.

Dann sind wir aber beide gut duftend und schön anzuschauen. Und so marschieren wir die zwanzig Meter in der Hotelanlage zum Lokal.

Guckst du?

Direkt daneben befindet sich ein etwas ungepflegtes Grundstück auf dem ein Hundezwinger mit entspanntem Insassen steht und anschließend eine eingezäunte fast vollständig vertrocknete Wiese auf der sich einige Hühner tummeln. Unter ihnen schaut er uns herausfordernd an. Wir blicken zurück. Doris streckt ihm den linken Mittelfinger hin, ich bekomm mein böses Grinsen und denke an Kochrezepte, wie zum Beispiel: rooster in the oven.

Kurz darauf erscheinen wir bereits im Uranus, der aufgeregte, junge Kellner zeigt uns unseren heutigen Platz, freut sich über unseren Hunger und rennt fast los um uns die Speisekarten zu bringen.

Zwei Mythos sind schnell bestellt, davor gibt´s noch hellblau leuchtende Vanille im Flascherl. Wir studieren die Speisekarte und haben uns bald entschieden.

Einmal Entführung für mich

Zur Feier des Tages bestellen wir uns auch eine Vorspeise. Teighutterl mit Feta, irgendeiner Creme und diversen Saucen.

(Es tut mir leid, ich hab keine Ahnung mehr, wie diese Speise geheißen hat, ziemlich sicher war es aber auch eine sagenumwobene Begegnung aus der griechischen Mythologie)

Auf jeden Fall sind diese drei Patzerl sehr gut, die Saucen, die dekorativ auf die Servierplatte getropft, oder gespritzt wurden, erinnern mich an einen ziemlich heftigen Niesanfall, diesen Eindruck behalte ich aber für mich.

Danach bestellt sich Doris wieder „Laganon“, ich versuche es mit „Persephone`s Abduction“.

Der Bub ist ganz nervös bei unserer Bestellung und sobald er bei uns den leeren, von den gespritzten Saucen verschmierten, Teller abserviert hat, beeilt er sich unsere Wünsche in der Küche abzugeben. Brav issa.

Unser letzter Abend…hmmm. Wir schauen uns an. Na, ein paar Tage mehr hätten es schon sein können, meint Doris und ich nicke bestätigend.

Dies war, nun, ist mein erster Urlaub ohne männlichem, oder helfendem Beistand. Ich bin es nicht gewöhnt mich um alles selbst kümmern zu müssen. (In Kos hatten Sabine und Andi alles organisiert) Aber ich muss mir eingestehen, dass es mir gut getan hat, mir gezeigt hat, was ich alles kann. Diese Woche hat mir sicher wieder ein bisschen mehr Selbstvertrauen gegeben. Und… ich grins Doris an… mir eine wunderbare, wohl tiefe Freundschaft beschert.

Und nächstes Jahr, egal wo es hin geht, werde ich ein Auto mieten. (Aber nicht für die jeweilige Hauptstadt, ich bin ja deswegen nicht verrückt geworden!)

Meine Gedanken werden von den traumhaften Gerichten unterbrochen, die uns der Bub gerade bringt.

Laganon (Pasta mit Feta und Paradeiser) hmmmm

Er grinst uns an und zischt wieder weg.

Persephone`s Abduction (Schweinchen mit Apfel) auch hmmmm!

Und hungrig zerstören wir diese optischen und kulinarischen Highlights.

Amy und Gaga (ja, also….streamen….sonst….tja, leider!)

Natürlich, wie könnte es auch anders sein, tauchen wir auch diesmal wieder in der Antonis-Pool-Bar auf. Heute werden uns Amy Winehouse und Lady Gaga den Abend versüßen. Zwei doch recht bekannte Damen, vor allem die Gaga hat es mir seit Jahren angetan, ich mag ihre Musik sehr und bin auf die Darbietung gespannt.

Es ist wie ein nach Hause kommen. Unser Tisch wartet bereits auf uns und sobald uns der Kellner sieht, rennt er um unsere Pornstars los. Da wird nicht mehr lange gefackelt und herum geredet.

Diesmal ist die Bar fast voll, unsere Pornstars stehen bereits vor uns als….jaja, Amy vor uns auftaucht.

Amy ist back!

Bei „Back To Black“ wirft sie ihre lange, wilde, dunkle Mähne von einer Seite zur anderen. Ihr schwarzes Petticoat-Kleid wippt lasziv hin und her. Ihre rauchige Stimme ist grandios, die Nummer lässt uns alle mit schunkeln, glücklich grinsen und sie gebannt anstarren.

Sie meint danach, dass sie nur heute, nur für uns ausnahmsweise auferstanden ist und uns diesen unvergesslichen Abend bescheren wird. (Ein bisschen leiser meint sie noch dazu, dass dies komischer Weise jeden Donnerstag passiert!) Die Menge lacht und grölt!

Man ruft ihr unterschiedliches zu, von Danksagungen, bis hin zu Lachsalven ist alles dabei. Einer will mit ihr ins Bett, sie grinst nur… später vielleicht…meint sie, darauf hin bekommt der gerade noch erregte Gast einen roten Kopf.

Sie schwingt zu „Rehab“ ihre unübersehbaren Hüften und wiegt sich zwischen den vordersten Reihen im Rhythmus vorbei.

Die Besucher sind hypnotisiert. Wir auch. „You Know I´m No Good“, ihr Grinsen dazu….unbezahlbar. Erotisch, dreckig, amüsiert. Sie ist gut!

Bei „Addicted“ springt weiter vorne (Jööö!) die Tänzerin auf und macht die Situation damit perfekt.

Zu „Our Day Will Come“ kommt ein Mäderl vom Service vorbei. Sie fragt wie immer, äußerst höflich, ob alles ok ist, oder ob wir etwas benötigen. ( ….ok…..need…?) Nein, Süße, danke! Wir grinsen sie beide an. Fühlen uns wohl, tja, gehören bereits ein bisschen hier her. Und der wehmütige Gedanke des morgigen Heimflugs legt sich ein bisschen bremsend über unsere Stimmung.

„Will You Still Love Me Tomorrow“ Sie wirft ihre langen Haare (höchstwahrscheinlich eine Perücke…WURSCHT!) nach hinten und fragt singend, sich dabei windend, ein paar männliche Gäste… ja ??? …. Die meisten schauen sie verzaubert an, sie nicken, sie grinsen, sie würden wohl in diesem Moment für sie sterben, ein bisschen. Sie ist gut, sie ist echt gut!

Bei „A Song For You“ bewegt sie sich langsam und brav zu ihrem Ausgangspunkt zurück, sie hält sich am Mikrofonständer an, als gäbe es hier tatsächlich ein Drogenproblem und sie wirkt zugleich sehr erotisch, verletzlich, hilflos und großartig. Amy Winehouse eben….

Raffle!

Nun, ihr wisst bereits Bescheid, die Verlosung in der Künstlerpause. Diesmal verläuft sie unspektakulär. Und während die drei Preise verlost werden, zischen die tollen Leute vom Service bei den Tischen vorbei, nehmen neue Bestellungen auf, servieren frische Drinks und sind dabei immer äußerst freundlich und gut gelaunt.

Fast eine Kasteiung!

Wir nuckeln nur mehr an unseren Pornstars, heute nur mehr einer, so ist unser Plan. Außerdem werden wir nicht die gesamte Show genießen. Wir müssen früher ins Bett, dürfen morgen den Bus nicht verpassen, geschweige denn den Flieger!

Die Lady kommt!

Mit „Poker Face“ tritt ein blondes Vollblutweib in Leder ans Mikrofon und beginnt augenblicklich die Menge zu verzaubern.

Doris meint von der Seite: “ Das ist die Amy!“ Möglich, ich grins. Zum Umziehen hat die Künstlerin genügend Zeit gehabt.

Mit „You And I“ zieht sie uns endgültig in ihren Bann, die Stimme ist ein Wahnsinn. Sie zieht sich die Lederjacke aus und die Zuschauer johlen, die Stimmung ist wieder großartig.

Zu „LoveGame“ beginnt sie durch die Menge zu tanzen, setzt sich tatsächlich auf den Schoß von diesem, oder jenem männlichen Gast und beginnt auf ihm herum zu hopsen…. Die glänzenden Augen der Männer sagen mehr als tausend Worte.

Hinter uns beginnt einer zu winken und rückt seinen Sessel so, dass die Lady Platz nehmen könnte. Auf ihm. Seine Frau bekommt einen Lachkrampf und schlägt ihm auf die Schulter…jaja, zu dir wird´s kommen…. und ja, sie kommt zu ihm. Ihn behopst sie besonders lang und seine roten Wangen werden fast von seinen leuchtenden Augen überstrahlt. Die Ehefrau ist leise geworden. Aber sie grinst, die Situation ist nicht gekippt. Gut. Die Gaga tanzt auch sie an und bewegt sich dann wieder Richtung Bühne.

Ich wink dem Kellner, er strahlt und nickt nur. Ich schüttle verneinend den Kopf und überrascht kommt er näher. Er kann es fast nicht glauben, als ich ihn um die Rechnung bitte. Wieso?? Ich erkläre ihm, dass wir morgen in aller Herrgottsfrühe zum Flughafen abgeholt werden. Es geht ab nach Hause. Wo, um Himmels Willen kommt ihr denn her? fragt er. Vienna. VIENNA?? Er kanns fast nicht glauben und schaut uns an, als hätte ich „Hongkong“ gesagt.

Zu „Telephone“ bringt er die Rechnung und legt mir dann beim Abschied den Arm um die Schultern, er kommt fast nicht rauf. Gute Heimreise, meint er herzlich und ich will gar nicht gehen.

Wir verlassen zum letzten Mal wehmütig die Antonis-Pool-Bar und werden von „Perfect Illusion“ begleitet.

Noch im Bett unter unserem Butterbrotpapier, den Laken, wie Doris sie nennt, hören wir noch „Million Reasons“ zum Einschlafen.

Ja, millionen Gründe um was? Zu bleiben? Wieder zu kommen? Weiter zu ziehen?

„Sie klingt fast wie die echte!“ denke ich und schlafe grinsend, raschelnd und ein bisschen traurig ein.

Kalinichta


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