Es ist wohl allgemein bekannt, dass ich ein Fan von schönen Bars und herrlichen Cocktails bin. Somit habe ich für heuer einen sehr passenden Plan: Dies wird mein …
… Barsommer!
Ich möchte viele neue und hoffentlich schöne Bars in Wien besuchen. Ständig eröffnet irgendwo ein neues Highlight mit noch ausgefallenerem Ambiente und noch extravaganteren Getränken, die berühmten Secret-Bars sind somit wohl in den Hintergrund gerückt. Im Moment sind Rooftop-Bars (in luftigen Höhen auf diversen Hochhäusern) modern. Höchstwahrscheinlich liegt das auch an der Jahreszeit.
Na dann, schauma uns eine an!
Ich treffe mich mit meiner (ganz) lieben Freundin Anna in der Innenstadt. Dort hin zu kommen ist allerdings schon mal die erste Herausforderung, denn wegen unzähligen Baustellen auf den Schienen und in den Haltestellen fahren manche U-Bahnen einfach nicht so weit, wie man das sonst gewohnt ist, oder sie lassen manche Haltestellen einfach aus. Ich muss dreimal umsteigen, und komm natürlich gleich zu spät daher.
Da ich aber der Pünktlichkeit sehr wohl gesonnen bin, räume ich immer, auch diesmal, einen ordentlichen Zeitpolster ein und somit entsteht dadurch kein Stress.
Schauma wo das ist…..
Ich treffe mich mit Anna auf der Kärnterstraße und wir schlendern über die Rotenturmstraße Richtung Taborstraße, denn dort, Höhe 1-3, befindet sich unser Ziel der abendlichen (Vor)Freude.
Wir bleiben an einem Hochhaus, dem Mediatower, direkt am Beginn der Taborstraße, stehen und schauen ungläubig nach oben. Da?
Ein bissl versteckt ums Ecke ist der Eingang und da finden wir auch ein Schild zum „Juwel“, Wiens eleganter und außergewöhnlicher Eventlocation.
Auffi muaß i!
Nach einer Glastüre ins Gebäude erwartet uns an einem Pult ein junges Mäderl. Sie grinst uns freundlich an und als ich ihr meinen Namen nenne, schaut sie kurz auf ihre Liste, winkt uns gleich zu den Aufzügen weiter und rauf gehts, in den 15. Stock bis zum Dach! (Ich hätte auch eine Reservierungsnummer gehabt…es war ihr egal.)
Wir beide sind natürlich ladylike gekleidet, haben schöne, der Situation angepasste Kleider an und steigen dementsprechend gediegen aus dem Fahrstuhl aus.
Auch hier empfängt uns ein Mäderl, sie sieht für mich genauso aus wie die am Empfang. Ich finde aber sowieso, dass viele jungen Damen, ich komme mit ihnen hauptsächlich in der Gastronomie in Berührung, sich sehr ähnlich sehen. Diese freundlichen, aber austauschbaren Gesichtchen und die glatten langen Haare, meist hellbraun.
Ich nehme das stoisch zur Kenntnis und ein junger Mann (!) zeigt uns unsere Plätze.
Vom Winde verweht
Eigentlich wollten wir draußen sitzen, doch es stürmt hier oben derart, dass er uns zwei Plätze im windgeschützten, verglasten Innenraum anbietet.
Trotzdem wollen wir erst einmal draußen, auf der Terrasse, sitzen und versuchen unser Frauengespräch mit toller Aussicht über den Donaukanal und die Wiener Innenstadt, dabei allerdings ständig mit unseren eigenen Haaren im Mund, zu genießen.

Ja, genau, wir sind Ladies!
Mit einem „Ladies, die bestellten Getränke…“ werden unsere Cocktails gebracht, dabei entfernt der Sturm die obere Schicht meines Getränks und ich habe es teilweise in meinen Haaren und auf meinem, ach so schönen, Strickkleid. (Spoiler: Man sieht die Flecken nicht und ich kann meinen Abend in vollen Zügen genießen). Kurze Zeit bin ich aber doch eine feuchte Lady, der Wind erledigt das aber nach wenigen Sekunden wieder.
Das ist nun dann doch unser Zeichen und wir lassen uns einen angenehm windgeschützten Tisch im Inneren der Bar geben. Die Wände sind verglast, die Aussicht berauschend, die Cocktails auch. Der DJ hat bis jetzt angenehme unaufdringliche House-Music gespielt, langsam wird sein Repertoire aber lebhafter und lauter.
Die Bar, bis jetzt überschaubar besucht, füllt sich nun aber recht schnell. Auch draußen sind fast alle Plätze besetzt. Wir beobachten ein bisschen schadenfroh, wie oft sich die Gäste, vor allem die Gästinnen, die Haare aus dem Mund ziehen. Ja, da haben wir es hier jetzt schon gemütlicher. Wir quatschen und lachen, die Cocktails kommen fast von alleine daher.

Junges Gemurkse
Am Nachbartisch lassen sich vier junge Leute nieder. Zwei Mäderl, diesmal ist eine blond, und zwei junge Männer. Schnell wird klar, dass hier der Wunsch zur Vereinigung brennt. Die Männchen überschlagen sich förmlich mit Bestellungen und dem Fotografieren der jungen Frauen, die kichernd und sich pseudo-zierend dazu rekeln.
„Alt“ ist gut!!
Wir beobachten ein bisschen und grinsen dazu. Meine Güte, ist das mühsam!
Selbst bei brandneuen Bekanntschaften ist das in unserem Alter nicht mehr so ein krampfiges Getue. Man sagt, was man will, sich vorstellt und wenn es passt, tja, dann passts, wenn nicht, dann nicht. Wie einfach und unkompliziert!
Da in diesem, unserem Lebensabschnitt kaum mehr von Heirat und gar nicht mehr von Familienplanung gesprochen wird, kommt man relativ schnell auf einen gemeinsamen Nenner. Es ist schön, ein bisschen älter zu sein! Wer hätte das gedacht!
Der Kellner flirtet trotzdem brav mit uns und bringt regelmäßig volle Gläser. Der „Herbalicious“-Cocktail ist unser Favorit und den bestellen wir immer wieder neu.
Draußen ist es mittlerweile dunkel geworden, die Stadt funkelt und glitzert. Und hier, in dieser Traum-Bar im 15. Stock, wird ein blaues Lichtspektakel an die Decke projiziert, das sich in den riesigen Scheiben spiegelt.

Es ist ein surreales Bild, es fasziniert, hypnotisiert und verzaubert. Dazu die perfekt passenden Trance/House-Klänge vom DJ an seinem Pult. (zum Beispiel „Lydia“ von Ydil Woods)
Man fühlt sich wie in einer anderen Welt. Die Stimmung ist einzigartig und ich frage mich, warum noch niemand tanzt. Gerade erfüllt „Drive“ von Angara den akustischen Raum der Bar.
Wir haben tausend Dinge zu besprechen und quatschen und lachen. Doch ich muss immer wieder bei Anna vorbei schauen, raus auf die Stadt. Raus auf meine Stadt. In solchen Momenten bin ich noch stolzer, als sonst, eine Wienerin zu sein. Ich liebe mein zuhause.

Frische Gläser voll mit „Herbalicious“ stehen wieder vor uns und der DJ zieht uns mit „Parallels von NIHILS“ weiter hinein, in diese Traum-Welt aus Licht, Musik und köstlichem Alkohol.
Baba und fallts net
Die jungen Leute neben uns sind wieder weiter gezogen, stattdessen nimmt ein Pärchen Platz. Das übliche Bild, keiner hat dem anderen noch etwas zu sagen. Na, vielleicht genießen sie ja auch die optisch beeindruckende Darbietung der Projektion, denke ich mir und hoffe, dass ich diesmal Recht habe, ich zweifle allerdings lebhaft daran, denn die Gesichtszüge der beiden sprechen Bände.
Anna und ich sind gut drauf, der Gesprächsstoff geht nicht aus, wir wippen im Takt hin und her und müssen immer wieder, ausgelöst durch unsere doch schon recht hemmungslose Unterhaltung, laut und herzlich lachen. Wir genießen unseren Abend hier und das ist auch kein Wunder. Er ist wunderschön!
Aus is….
Dann wird die Musik immer leiser und verwandelt sich wieder ins Anfangsstadium. Kurz wundere ich mich, dann schau ich auf die Uhr. OMG! Es ist bereits zwei Uhr! Wir sitzen hier seit, sage und schreibe, sieben Stunden! Unglaublich!
Nach dem Zahlen machen wir uns auf den Heimweg. Vorsichtig steh ich auf. Alles ok. Die Cocktails sind wohl gut, aber nicht stark, gut so.
Ein Taxi bringt uns nachhause und wir uns dann schnell ins Bett. Was für ein herrlicher Abend, optisch, lukullisch und burlesk. Ja, schöne, bezaubernde Worte für einen schönen, bezaubernden Abend.
Gute Nacht!
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