Wieder erwache ich am nächsten Morgen von alleine.

Den Lachs habe ich nicht nochmal gesehen und ich bin darüber sehr erleichtert.

Aufmerksam tapse ich ins Bad, schaue mich genau um und… entdecke eine tote Kakerlake in der Toilette. Na, wenigstens hat sich das von alleine erledigt. Grinsend betätige ich die Spülung und mach mich für das Frühstück fertig.

Das Frühstück mit Feta (dem göttlichen), den Oliven und den Spiegeleiern (ich habe den Eiermann aufgegeben, er ist wohl für immer verloren) wird zur alltäglichen Morgenroutine.

Happy holidays!

Wieder kann man kleine Familiendramen miterleben. Diesmal ist es eine Dame mittleren Alters die mit gehetztem Blick immer wieder mit gefüllten Tellern bei uns vorbei kommt. Sie stellt sie auf einem Tisch, an dem ein streng dreinblickender Herr sitzt, ab und läuft wieder los. Sie bedient ihren Gatten, scheint es.

Sie sieht nicht glücklich aus. Sie tut mir leid, ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwer es ist, aus diesem Hamsterrad zu entkommen. Ich schenk ihr ein freundliches Lächeln, ihr Blick ist leer und sie sieht mich gar nicht.

Nach dem Frühstück werden wir nochmal vor dem Speisesaal an die unerwünschten Gäste erinnert. Da liegt doch tatsächlich eine halbtote Kakerlake auf dem Rücken und zappelt noch ein bisschen mit den Beinen.

Ein bissl Paradies gefällig?

Wir vier treffen uns zwei Stunden später beim Eingang des Hotels, denn heute schauen wir uns den Paradise-Beach, oder auch Golden-Beach an.

Wieder bewegen wir uns in doch recht verkehrssicherer Geschwindigkeit mit dem Auto über die Insel. Auch diesmal dauert die Fahrt nicht lang.

Ich habe in unserer Gruppe bereits den Status der Urlaubsfotografin und Andi bittet mich einfach nur Bescheid zu geben, falls mir ein Motiv meiner Begierde ins Auge springen sollte, er würde dann anhalten.

Vor uns erscheint in einiger Entfernung der Paradise-Beach, Andi bleibt unaufgefordert stehen und bietet mir dieses Traummotiv an. Dankend verewige ich es in meinem Handy und bald im gesamten Internet.

Wir fahren weiter und dann….

… sehe ich sie. Eine Palmenallee. So etwas habe ich noch nie gesehen! Wir sind so schnell vorbei, trotz der doch überschaubaren Geschwindigkeit, dass ich nur noch einen schnellen Blick durch das Heckfenster erhaschen kann, geschweige denn etwas hätte melden können.

Doch nach der nächsten Kurve taucht ein gekiester Parkplatz auf und Andi stellt unser Auto in einer Parklücke ab. Ich kann es kaum erwarten, zur Allee zurück zu gehen. Sobald der Wagen steht, springe ich schon heraus.

Rechts von mir erstreckt sich der breite, lange Strand. Die Liegen dürften bereits alle belegt sein. Sie stehen hier zuhauf in Reih und Glied. Ein paar Mutige sind im Meer, das ist Ende Mai doch noch recht frisch.

Links von mir entdecke ich eine Taverne aus den schönsten Urlaubsträumen. Sie mutet sehr karibisch an.

Gerade aus, vor mir, befindet sich eine fast zweispurige, steile Straße. Ich murmle den anderen zu, dass ich gleich wieder komme und bin schon auf halber Strecke. Sie windet sich nach links und dann….

…. liegt die Allee vor mir!

Ich bleib einfach mit großen Augen stehen, mitten auf der leeren Straße und lass diesen Eindruck wirken. Ich stehe da, in der heißen Sonne und schnaufe ein bissl wegen der Steigung. Glücklich grinsend schaue ich mich um, dreh mich langsam im Kreis. Ich bin begeistert. Dann fang ich gierig an, Fotos zu machen.

Palme von vorne, von hinten, von unten, alle Palmen, oder auch einzeln. Ich fotografiere, als wäre der Palmenteufel höchstpersönlich hinter mir her. Irgendwann krieg ich mich wieder ein.

Langsam gehe ich die Straße wieder bergab, schau immer wieder zurück. Dieser Anblick! Ich bin überwältigt.

Es wird immer besser

Ich finde meine Leute in dieser traumhaften Taverne, bereits im Schatten sitzend.

Sandra hat auf mich gewartet um Getränke zu holen. Hier ist Selbstbedienung. Auch recht.

Gemeinsam stellen wir uns zur Bar. Ein paar weitere Gäste sind auch da, die meisten wohl vom Strand. Wir bestellen uns beide einen Caribbean-Cocktail, das passt natürlich sehr gut zum Umfeld.

In der Nähe des Strandes legt gerade ein Ausflugsschiff an, genau dieses haben wir bereits im Hafen der Hauptstadt gesehen, es sieht aus wie ein Piratenschiff.

Es passt alles irgendwie zu perfekt. „Wo ist hier der Haken?“ frag ich mich im Geiste skeptisch und mein kindliches Ich schreit, „An der Hand von Captain Hook!“.

Der Cocktail ist genauso traumhaft wie alles andere rundherum. Neben uns sitzt ein Pärchen, die beiden schweigen sich an. Ich schau wo anders hin. Ich kann nicht die gesamte Welt retten, ich bin zufrieden, wenn ich meine kleine irgendwie im Griff hab.

Im Hintergrund spielt hörbar, aber nicht aufdringlich, Deep House. Tja, das ist auch noch meine Musikrichtung, vielleicht fange ich hier zu arbeiten an, oder sie brauchen eine Klofrau? Ich lehne mich zurück und genieße jede Sekunde. Ich fotografiere und filme und versuche irgendwie diese Stimmung hier einzufangen.

Weiter gehts…

Dann heißt es Abschied nehmen, denn unser nächstes Ziel ist Kardamena. Es handelt sich hier um eine Kleinstadt von Kos mit einigen Einkaufsstraßen, Lokalen und Tavernen.

Relativ rasch wird ein Parkplatz gefunden, oder Andi wusste Bescheid, er ist ja nicht das erste Mal hier. Die Gässchen mit den hübschen Geschäften sind fast noch menschenleer.

Ein sehr nettes kleines Geschäft mit Olivenholz-Utensilien (Holzbrettchen, Untersetzern, Bechern, Seifenhaltern, Kochlöffeln- ich werde NICHT Köch*innenlöffel schreiben!! – , Salatbesteck und vielen anderen Küchen- und Alltagshelfern), sehr herzigen Lämpchen und … Seifen!….

Eine meiner Schwächen….

Bei Seifen werde ich schwach. Natürlich nur, wenn sie gut riechen, was aber meistens der Fall ist. Natürlich bleibe ich auch hier bei der Auswahl der duftenden Rechtecke hängen. Ich beginne lautstark an den farbenprächtigen Stücken, die hier in Stößen auf ihre Käufer warten, zu schnuppern.

Bei einem hellgrünen Eckerl fang ich an aufgeregt zu grunzen…. das ist ja irre. Um Himmels willen! Ich kann den Geruch gar nicht einordnen, fruchtig und süß. Ich halte dieses Stück fest in meiner Hand, es ist fix meins. Das brauch ich!

(Später habe ich auf der Rückseite gelesen, dass es sich hier um den Geruch der Mango handelt, wenn man es weiß….ja, klar!)

Auf dem Weg zu Sandras und Andis Lieblingstaverne treffen wir auf ein sehr schmusiges Katzerl. Es lässt sich durch den Zaun eines Hauses streicheln und ist wie wir (wir sind ja katzennarrisch) kaum zu bremsen.

Unsere gurrenden Laute werden von ihr (ihm?) mit fast gleich lautenden Antworten unterstrichen und wir greifen gierig in das seidiges Fell.

In der erwähnten Taverne machen wir es uns gemütlich und bekommen rasch unsere bestellten Erfrischungen. Außerdem bestellt Sandra noch eine Art Vorspeisenteller, mit Pitabrot-Ecken und Aufstrichen zum Dippen. Herrlich!

Die Stimmung ist gut und ausgelassen, obwohl Andi doch etwas angeschlagen ist, seit gestern plagt ihn ein unangenehmer Husten. Beim Rückweg zum Auto besorgt er sich noch einen Hustensaft in einer Apotheke.

Ein Terrassennachmittag

Zurück im Hotel setzen sich die Mädels mit dem Pokerbrett auf die Hotelterrasse, Andi legt sich ein bisschen hin und ich setz mich auf meine eigene, wunderschöne Terrasse, strecke die Beine aus und schnapp mir mein Buch.

Die Seiten sind leicht gewellt, was Anjas Aussage, unsere Zimmer sind nicht nur kühl, sondern auch feucht, bestätigt. „Was solls, wie es ist, so ist es nun mal“, denk ich mir ungewöhnlich unkompliziert und nachdem ich meinem Körper eine Flasche Wasser gegönnt habe, gönne ich mir aus meinem Eiskasten ein herrlich kühles Mythos.

Ich hab natürlich meinen Plan, den Kühlschrank zu nutzen in die Tat umgesetzt und mich im „Minimarket“ beim Hoteleingang ein bisschen ausgerüstet. Ich habe mir auch Tsatsiki-Chips mitgenommen.

Die Chips in meinem Mund knuspern laut, das Bier zischt erfrischend hinten nach und meine Seele baumelt vor sich hin.

Nach dem Abendessen, ich hatte wieder einen Salat, fahren wir in die Stadt.

Wir sind anfangs ein bisschen außerhalb des Trubels unterwegs und bestaunen eine wunderschöne Kirche.

Sacrale Eindrücke

Ich bin eigentlich keine Kirchengeherin. Bin ich gläubig? Vielleicht. Manchmal.

Aber Gotteshäuser haben was an sich, das schwer zu beschreiben ist und ich mag es.

Eine gewisse Ruhe, ein Frieden, eine Stille, die da aufkommt, sobald man eines betritt. Die Gespräche der Besucher werden leiser, die Kühle und meist der leichte Geruch des Weihrauches greifen um sich, die bunten Fenster und traumhaften Fresken lassen einen jedes Mal, fast egal in welcher Kirche, erstaunt aufblicken.

Dass der Wert des hier für Dekoration benutzten Goldes viele Leben retten könnte, dass das Kirchendenken an sich, schon seit den Kreuzzügen, zu überarbeiten wäre (vom Zölibat und seinen Folgen ganz zu schweigen), wäre hier zu weit ausgeholt und diese zermürbenden Gedanken machen außerdem müde, traurig und viel zu nachdenklich.

„Soso, rette und behüte deine kleine Welt!“, denk ich mir erneut.

Ich betrachte nochmal die wunderschöne, hohe Decke und verlasse wieder die Kirche.

Gemma tanzen!?

Danach schlendern wir durch die Gassen des wilden, nächtlichen Treibens. Die Clubs haben noch alle zu, doch junge Mädchen und Buben stehen bereits davor und teilen motiviert Gutscheine für diverse Getränke in diversen Tanzlokalen aus.

Oh, wie gerne würde ich hier später nochmal auftauchen, im richtigen Outfit versteht sich. Fragend, mit großen Augen, schau ich Sandra an, sie kennt mich gut, lacht laut und meint nur „Nein.“ Ich zieh ein Schnoferl wie ein Teenager und marschiere trotzig weiter. Mir ist klar, dass ich, möchte ich hier einen Abend verbringen, alleine herkommen müsste.

Nun, ich geh in mich, vielleicht mach ich das ja….

Oh! Etwas Altes!

Gerade aus sehe ich auf ein Mal eine kleine Ausgrabungsstätte, mitten in der Stadt. Aufgeregt und neugierig starte ich hin und finde einen antiken Torbogen. Das Areal rundherum wirkt eher ungepflegt, ich sehe ein paar Haufen mit antikem Gestein. Die regen mich aber nicht so auf. Der Bogen ist schön, ein Eingang vor vielen Jahren, oder ein Durchgang?

Direkt aufs Gelände klettere ich jetzt nicht, sonst….ihr wisst Bescheid….hätte ich meine Hände bereits gierig an die Steher, oder Säulen des Durchganges gelegt. Bei Ausgrabungen sind meine Hände schneller als mein Verstand. Was ich mir alles und wo ich mir schon überall Schimpftriaden deswegen anhören musste, wäre zu viel des Erzählens.

Aber Delphi hat sich schon sehr schön angefühlt, denk ich mir und grinse schelmisch.

I <3 Kos

(Zur Information: <3 ist ein Herz, ein, in dem Fall liegendes. Es ist die wohl einzige Möglichkeit mit der herkömmlichen Tastatur ein Herz zu zeichnen. Jaja, man lernt net aus!)

Wir biegen nach links weg und befinden uns wieder nach kurzer Zeit am Hafen. Die angelegten Segelboote schaukeln gemütlich hin und her und vermitteln eine Art Zufriedenheit.

Wir suchen uns sehr gemütliche Plätze in einer wunderschönen Taverne mit Blick auf dieses schaukelnde Behagen. Außerdem steht nur ein paar Meter entfernt ein sehr begehrter Schriftzug. „I love (Herzerl) Kos“ in leuchtenden Buchstaben. Diese werden ständig von fotografierenden Touristen belagert. Mit Ach und Weh bekomme ich ein Foto fast ohne menschlicher „Verschönerung“.

Andi und ich bestellen uns ein Bier. Sandra einen Cocktail und Anja einen Saft. Zu den Getränken werden uns auch Decken gereicht, es ist schon wieder empfindlich kühl geworden.

„Jamas!“

Wir stoßen an und Sandras Blick nach dem ersten Schluck ihres Cocktails ist unbezahlbar. Schnell zwinge ich den großen Schluck meines Bieres im Mund durch meine Kehle hinunter, danach lache ich ihr laut ins Gesicht. Entsetzt schaut sie ihr Getränk an und lässt uns alle kosten. Tja, phu … er ist doch etwas … nun …. gewöhnungsbedürftig.

Das große Glas ist fast noch immer ganz voll und Sandra blickt angewidert auf den Inhalt.

Die Stimmung ist trotzdem sehr gut, wir unterhalten uns über Gott und die Welt, richten Leute aus und Andi hustet hin und wieder. Die Musik ist wieder im entspannten Stil von Trance-Music, oder Minimalmusik, wie Andi es nennt. Dazwischen hört man leise Sandras Raunzen, das sie nach jedem Schluck ihres Getränks macht und das uns andere wieder an ihr aktuelles Urlaubsmartyrium erinnert.

Es entsteht eine wirklich lustige Situation, denn das Getränk einfach stehen zu lassen, oder zurück zu schicken, kommt aus irgendeinem Grund nicht in Frage.

Und dann….

…. ist es so dunkel, dass die Beleuchtung der Bar plötzlich wunderschön zur Geltung kommt. Fast magisch, fast unsichtbar hängen die orangefarbenen Lichter über uns. Es ist eine traumhafte optische Täuschung, naja, für mich, denn ich seh ja auch nicht mehr so gut. Ich bin begeistert! Wieder.

Und dann…

… man glaubt es kaum. Ist Sandra mit ihrem Getränk fertig. Das Glas ist leer. Wir schauen, sie freut sich, Andi hustet.

Und jetzt? Was soll sie jetzt bestellen? Sie studiert die Karte, kann sich nicht entscheiden, was ist, wenn der nächste auch nicht gut ist? Die nächste Bestellung wird irgendwie ein Problem. Ich bestelle mir noch ein Bier. Feig? Vielleicht….

Es wird ein Hin und Her, das Mädl, das die Bestellungen aufnimmt, kommt immer wieder vorbei und fragt, ob Sandra denn schon wisse, was sie wolle. Nein.

Und dann…

… sagt Andi, sie solle sich doch einfach nochmal den einen bestellen, vielleicht ist er diesmal besser. Wir bekommen alle einen Lachkrampf und kriegen uns fast nicht mehr ein. Wie wunderbar solche Probleme zu haben!!

Den Mutigen gehört die Welt!

Sandra kann sich dann doch endlich entscheiden und bestellt einen anderen Cocktail. Bekommt ihn … und…..er…..schmeckt.

Und dann….

… fängt auch noch Anja zu husten an. Wir sind dann bald aufbruchbereit. Schnappen uns ein Taxi und gehen gleich auf unsere Zimmer.

Nach dem Kakerlakencheck verkrieche ich mich unter meinen Decken, denke nochmal an das abendliche, lustige Cocktailproblem und schlafe grinsend ein.

Kalinichta


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